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04.11.2025 10:55

Was der Mittelstand in Deutschland jetzt braucht

Dr. Jutta Gröschl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn

    Angesichts der Auswirkungen des zunehmend unsicheren globalen Handels sowie der digitalen und grünen Transformation auf den Mittelstand brauchen die Unternehmen aus Sicht des IfM Bonn ein Höchstmaß an unternehmerischer Flexibilität. Wie diese aus Sicht der IfM-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erreicht werden kann, erläuterten sie beispielsweise anhand ihrer Studienergebnisse zu effizientem Bürokratierückbau Ende Oktober beim Besuch von Staatssekretärin Gitta Connemann, die zugleich Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung ist.

    "Das IfM ist das Zentrum der wissenschaftlichen Forschung rund um den Mittelstand – entstanden aus einem Briefwechsel zwischen Ludwig Erhard und Konrad Adenauer. Diese Wurzeln zeigen: Der Mittelstand ist mehr als eine Wirtschaftsgröße. Er ist nicht nur Rückgrat, sondern Zukunft unseres Landes. Und es ist Haltung, Herzblut und Heimat", erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin Gitta Connemann bei ihrem Besuch Ende Oktober im IfM Bonn.

    Als ein Beispiel, was nach Ansicht der Beauftragten der Bundesregierung für den Mittelstand dringend angegangen werden müsse, seien die fehlenden gesetzlichen Mutterschutzleistungen für schwangere Selbstständige: "In Deutschland haben selbständige Unternehmerinnen keinen gesetzlichen Anspruch auf Mutterschutz. Damit werden ausgerechnet die Frauen benachteiligt, die Arbeitsplätze schaffen, Steuern zahlen und Innovationen vorantreiben. Betrieb oder Familie – vor diese Frage darf keine Frau mehr gestellt werden. Deutschland braucht jede Gründerin, jede Nachfolgerin, jede Familienunternehmerin. Selbständige Frauen und Unternehmerinnen verdienen endlich faire Bedingungen, um Familie und Betrieb unter einen Hut zu bringen. Dafür werden wir auf Bundesebene konkrete Lösungen vorschlagen." Welche Konsequenzen die fehlenden Mutterschutzleistungen für selbstständige Handwerkerinnen haben, zeigte IfM-Wissenschaftlerin Dr. Susanne Schlepphorst in ihrem Vortrag auf: "Dies führt dazu, dass viele von diesen Selbstständigen während der Schwangerschaft regelmäßig körperliche Tätigkeiten ausführen, die bei Angestellten zu Schutzmaßnahmen oder Beschäftigungsverboten führen würden. Auch lassen sie ihre berufliche Tätigkeit erst wenige Tage vor der Geburt vollständig ruhen – und kehren nach nur wenigen Wochen wieder in ihren Betrieb zurück." Die aktuell diskutierte Umlagefinanzierung des Verdienstausfalls während der Mutterschutzfristen stelle eine solidarische Lösung dar. Gleichwohl dürfe aber auch nicht übersehen werden, dass es für viele selbstständig erwerbstätige Frauen rund um die Geburt ihres Kindes schwierig bleibe, ihren Betrieb komplett zu schließen.

    In einem weiteren Vortrag unterstrich IfM-Wissenschaftler Michael Holz die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels beim Thema "Bürokratie": weg vom Kontrollgedanken und hin zu mehr Praxistaulichkeit der Rechtsvorschriften – nicht zuletzt, um auf Seiten der Unternehmen psychologische Kosten wie Ohnmacht oder Wut über oftmals als unverhältnismäßig empfundene Bürokratievorschriften zu reduzieren. Im schlechtesten Fall würden diese zu "autonomem Bürokratieabbau" führen, das heißt, ein Teil der Vorgaben wird bewusst nicht erfüllt. Entlang des gesamten Regulierungskreislaufs sollten daher systematisch Maßnahmen umgesetzt werden, so dass übermäßige Bürokratie gar nicht erst entsteht bzw. gezielt abgebaut werden kann. Parlamentarische Staatssekretärin Gitta Connemann griff die Studienergebnisse des IfM Bonn auf und erklärte: "Bürokratierückbau ist ein Muss. Der Mittelstand braucht nicht mehr Vorschriften, sondern mehr Freiraum. Überregulierung kostet Zeit, Geld, Innovationskraft – alles das, was unsere Betriebe händeringend an anderer Stelle brauchen. Der Mittelstand verdient unser Vertrauen. Der Anfang ist mit der Modernisierungsagenda und unseren Praxischecks gemacht. Aber das reicht nicht – auch im Interesse des Staates. Bürokratierückbau ist das preiswerteste Konjunkturprogramm, das es gibt."

    "Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn zeichnet sich durch eine interdisziplinäre und praxisnahe Forschungsweise aus. Dies trägt dazu bei, dass wir die Lage, Entwicklung und Probleme des Mittelstandes umfassend erforschen können und mit Hilfe von Handlungsempfehlungen für die Politik zur Verbesserung der allgemeinen Rahmenbedingungen beitragen können“, resümierte anschließend IfM-Präsidentin Professor Dr. Dr. h.c. Friederike Welter, die zugleich Professorin an der Universität Siegen ist, den guten Austausch mit der Beauftragten der Bundesregierung für den Mittelstand Gitta Connemann. Alle Forschungsergebnisse sind auf der Homepage des Instituts für Mittelstandsforschung (www.ifm-bonn.org) abrufbar.


    Weitere Informationen:

    https://www.ifm-bonn.org/themendossiers/einfuehrung


    Bilder

    Parl. Staatssekretärin und Mittelstandsbeauftrage Gitta Connemann zu Gast im IfM Bonn
    Parl. Staatssekretärin und Mittelstandsbeauftrage Gitta Connemann zu Gast im IfM Bonn
    Quelle: IfM Bonn
    Copyright: IfM Bonn


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Parl. Staatssekretärin und Mittelstandsbeauftrage Gitta Connemann zu Gast im IfM Bonn


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