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04.11.2025 14:42

Mensch oder Maschine – wer hat’s geschrieben?

Helena Dietz Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

    Wie unterscheidet sich menschliche Sprache von Texten, die von großen Sprach-modellen wie ChatGPT generiert werden? Eine Studie des Exzellenzclusters „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz ist dieser Frage nachgegangen – und zeigt, dass KI zwar immer flüssiger schreibt, aber zugleich die Vielfalt menschlicher Ausdrucksformen gefährden könnte.

    Mit der rasanten Verbreitung von KI-Schreibsystemen wie ChatGPT übernehmen künstliche Intelligenzen immer häufiger Aufgaben, die früher menschliche Kreativität und Anstrengung erforderten. Aber verändert sich dadurch nur die Art und Weise, wie wir Texte produzieren, oder hat diese Entwicklung auch einen Einfluss auf unsere Sprache und unser Denken? Dieser Frage sind Forschende der Universität Konstanz in einer neuen Studie nachgegangen. „Da KI-Systeme immer stärker in unseren Alltag vordringen, wollten wir verstehen, wie sich ihre Texte von menschlicher Sprache unterscheiden – über verschiedene Themen und Genres hinweg“, erklärt Sergio E. Zanotto, Doktorand am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz.

    Fast eine halbe Millionen Texte
    Dazu analysierten Zanotto und Segun Aroyehun, Postdoktorand am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz, fast eine halbe Million Texte von Menschen und elf verschiedenen KI-Modellen aus acht Themenbereichen: Poesie, Bücher, Nachrichten, Rezensionen, Rezepte, Reddit-Beiträge, Wikipedia-Artikel und wissenschaftliche Abstracts. Anhand von linguistischen Merkmalen wie etwa Textlänge und emotionalem Gehalt verglichen die Forschenden die Schreibstile. Besonders deutlich zeigte sich: Von Menschen verfasste Texte sind einfacher, emotionaler und insgesamt vielfältiger. KI-generierte Texte hingegen sind gleichförmiger und neuere Modelle weisen zunehmend ähnliche sprachliche Muster auf. Dieses Phänomen bezeichnen die Autoren als sprachliche Homogenisierung.

    „Wenn KI-Systeme immer häufiger für das Schreiben eingesetzt werden, droht sich unser Ausdrucksrepertoire zu verengen“, warnt Segun Aroyehun. „Damit könnte sich eine kleine Anzahl dominanter Sprachstile und kultureller Perspektiven durchsetzen – und die Vielfalt menschlicher Ausdrucksformen und Ideen allmählich verdrängen.“ Damit ist die Studie nicht nur ein Beitrag zur besseren Erkennbarkeit maschinell verfasster Texte, sondern auch ein Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit neuen Kommunikationstechnologien: „Wir verstehen unsere Forschung als Aufruf, sprachliche Vielfalt in einer sich zunehmend automatisierten Kommunikationswelt zu bewahren, und wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, wie KI das Schreiben und Denken selbst beeinflussen kann“, betonen die Autoren.

    Faktenübersicht:
    • Originalpublikation: Zanotto, S., Aroyehun, S. (2025): „Linguistic and Embedding-Based Profiling of Texts Generated by Humans and Large Language Models“. In Proceedings of the 2025 Conference on Empirical Methods in Natural Language Processing, pages 22852–22869, Suzhou, China. Association for Computational Linguistics.
    • Autoren:
    o Sergio E. Zanotto ist seit Oktober 2021 Doktorand der Linguistik und Independent Doctoral Fellow am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ der Universität Konstanz. Seine Forschung beschäftigt sich mit sprachlichen Aspekten sozialer Ungleichheit.
    o Segun Aroyehun ist Postdoktorand in der „Social Dara Science Group“ an der Universität Konstanz. Er forscht an der Schnittstelle von Deep Learning und Sprachverarbeitung, insbesondere zur Weiterentwicklung des maschinellen Sprachverständnisses.
    • Methodik: Für die Untersuchung nutzten die Autoren den RAID-Datensatz, der mehr als sechs Millionen Texte umfasst. Daraus wählten die Forschenden 467.985 englischsprachige Texte aus, die sowohl von Menschen als auch von elf KI-Modellen erstellt wurden. Durch die Kombination statistischer Methoden (wie logistischer Regression und Varianzanalysen) mit computerbasierten Verfahren (sogenannte Style Embeddings) machten sie die Unterschiede zwischen menschlich und maschinell erzeugter Sprache sichtbar.
    • Der Exzellenzcluster „The Politics of Inequality” an der Universität Konstanz erforscht aus interdisziplinärer Perspektive die politischen Ursachen und Folgen von Ungleichheit. Die Forschung widmet sich einigen der drängendsten Themen unserer Zeit: Zugang zu und Verteilung von (ökonomischen) Ressourcen, der weltweite Aufstieg von Populist*innen, Klimawandel und ungerecht verteilte Bildungschancen.

    Hinweis an die Redaktionen

    Bilder können im Folgenden heruntergeladen werden:
    https://www.uni-konstanz.de/fileadmin/pi/fileserver/2025_extra/mensch_oder_masch...: Sergio E. Zanotto ist Doktorand der Linguistik am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ an der Universität Konstanz. Bild: Ines Janas.
    https://www.unikonstanz.de/fileadmin/pi/fileserver/2025_extra/mensch_oder_maschi...
    Bildunterschrift: Segun Aroyehun ist Postdoktorand am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz. Bild: privat.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Informationstechnik, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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