Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat vier Forschenden einen Synergy Grant mit einem Gesamtbudget von 14 Millionen Euro gewährt: Daniel Bemmerer vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR; Koordinator), Alba Formicola vom Istituto Nazionale di Fisica Nucleare (INFN) und Gianluca Imbriani von der Università degli studi di Napoli Federico II, beide in Italien, sowie Aldo Serenelli vom Instituto de Ciencias del Espacio (ICE-CSIC) in Spanien. Das ehrgeizige Ziel ihres Projekts LUNANOVA: das Sonnenmodell vom Kopf wieder auf die Beine zu stellen.
Tief im Inneren unserer Sonne verbrennen Kernreaktionen Wasserstoff, das leichteste chemische Element, zu Helium, dem zweitleichtesten. Diese Fusionsprozesse und ihre Auswirkungen werden im sogenannten Standardmodell der Sonne beschrieben. Dieses Modell ist die Grundlage für das Verständnis Tausender sonnenähnlicher Sterne. Für die Sonne lässt sich das Modell durch Beobachtungen von Sonnenneutrinos, seismischen Wellen an der Sonnenoberfläche und der Elementhäufigkeiten in der Sonnenatmosphäre validieren. Es gibt jedoch ein überraschendes Problem: Das Computermodell unserer Sonne ist weniger präzise als diese sehr schwierigen Beobachtungen. Bildlich gesprochen steht das Solarmodell auf dem Kopf – auf den Beobachtungen – statt auf den Füßen – der zugrunde liegenden Physik. Das liegt an ungenauen Kernreaktions-Daten.
Ab 2026 will LUNANOVA dieses Problem lösen. Die vier leitenden Forschenden und ihre Teams werden Beschleunigerexperimente tief unter der Erde im Gran-Sasso-Labor in Italien, im Felsenkeller-Labor in Dresden und in anderen Laboren in Deutschland und Italien durchführen. Sie werden die Fusionsreaktionen der Sonne untersuchen. Die Gruppe wird ihre Daten zunächst kernphysikalisch und anschließend im solaren und astrophysikalischen Kontext interpretieren und so ein völlig neues Sonnenmodell erstellen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren wird LUNANOVA die derzeit noch aus der Kernphysik herrührenden Ungenauigkeiten aus dem Sonnenmodell entfernen.
„Dieser ERC Synergy Grant ist eine wunderbare Anerkennung für unser Zentrum“, sagt der Wissenschaftliche Direktor des HZDR, Prof. Sebastian M. Schmidt. „Er eröffnet uns die Möglichkeit, zu einer spannenden internationalen Initiative beizutragen, die darauf abzielt, unser Verständnis der Sonne und anderer sonnenähnlicher Sterne durch Fortschritte in der Kernphysik und der Sternmodellierung zu vertiefen. Das Projekt spiegelt unser Engagement für die Grundlagenforschung und die Stärkung der Position Sachsens als Zentrum wissenschaftlicher Exzellenz wider.“
HZDR-Wissenschaftler Daniel Bemmerer, der die LUNANOVA-Gruppe leitet, erklärt: „Ich bin dankbar für diesen Erfolg und für das Vertrauen, das der ERC mir und meinen Kollegen entgegenbringt. Ohne die starke, langjährige Unterstützung des HZDR und der TU Dresden für das Untertagelabor Felsenkeller wäre LUNANOVA nicht möglich gewesen. Der Felsenkeller wird ein zentraler Bestandteil von LUNANOVA sein. Das Projekt ist wirklich eine Teamleistung. Es stützt sich nicht nur auf uns vier Hauptforschende, sondern genauso auf die vielen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die als Bachelor-, Master- oder Promotionsstudierende oder Postdocs daran mitarbeiten.”
ERC Synergy Grants: Förderung der Zusammenarbeit zur Bewältigung komplexer wissenschaftlicher Herausforderungen
Die ERC Synergy Grants fördern die Zusammenarbeit zwischen herausragenden Forschenden und ermöglichen es ihnen, ihr Fachwissen, ihre Kenntnisse und ihre Ressourcen zu bündeln, um die Grenzen wissenschaftlicher Entdeckungen zu erweitern. Diese Förderung ist Teil des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizont Europa“ der EU.
Die Präsidentin des Europäischen Forschungsrats, Prof. Maria Leptin, erklärte: „Die Zusammenarbeit steht im Mittelpunkt der ERC Synergy Grants. In unserer jüngsten Runde werden Forscherteams ihre Kräfte bündeln, um gemeinsam die komplexesten wissenschaftlichen Probleme anzugehen – diesmal sind sie internationaler denn je. Der Wettbewerb war hart, viele hervorragende Vorschläge konnten nicht gefördert werden. Mit mehr Mitteln könnte der ERC diesen Reichtum an erstklassiger Wissenschaft voll ausschöpfen. Solche wissenschaftlichen Bemühungen sind es, die Europa braucht, um wirklich an der Spitze zu stehen.“
Insgesamt wurden 712 Vorschläge für diese Ausschreibung eingereicht, von denen nun 66 eine Förderung bekommen, wobei die erfolgreichen Projekte durchschnittlich jeweils 10,4 Millionen Euro erhalten. Die ausgewählten Projekte werden an Universitäten und Forschungszentren in 26 Ländern in Europa und darüber hinaus durchgeführt.
Weitere Informationen:
Prof. Daniel Bemmerer
Institut für Strahlenphysik am HZDR
Tel.: +49 351 260 3901 | E-Mail: d.bemmerer@hzdr.de
Medienkontakt:
Simon Schmitt | Leitung und Pressesprecher
Abteilung Kommunikation und Medien am HZDR
Tel.: +49 351 260 3400 | Mobil: +49 175 874 2865 | E-Mail: s.schmitt@hzdr.de
Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) forscht auf den Gebieten Energie, Gesundheit und Materie. Folgende Fragestellungen stehen hierbei im Fokus:
• Wie nutzt man Energie und Ressourcen effizient, sicher und nachhaltig?
• Wie können Krebserkrankungen besser visualisiert, charakterisiert und wirksam behandelt werden?
• Wie verhalten sich Materie und Materialien unter dem Einfluss hoher Felder und in kleinsten Dimensionen?
Das HZDR entwickelt und betreibt große Infrastrukturen, die auch von externen Messgästen genutzt werden: Ionenstrahlzentrum, Hochfeld-Magnetlabor Dresden und ELBE-Zentrum für Hochleistungs-Strahlenquellen.
Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, hat sechs Standorte (Dresden, Freiberg, Görlitz, Grenoble, Leipzig, Schenefeld bei Hamburg) und beschäftigt fast 1.500 Mitarbeiter*innen – davon etwa 700 Wissenschaftler*innen inklusive 200 Doktorand*innen.
Prof. Daniel Bemmerer
Institut für Strahlenphysik am HZDR
Tel.: +49 351 260 3901 | E-Mail: d.bemmerer@hzdr.de
https://www.hzdr.de/presse/lunanova
Daniel Bemmerer stellt die Blenden für die Strahljustage neu ein.
Quelle: B. Schröder
Copyright: B. Schröder/HZDR
Daniel Bemmerer stellt die Blenden für die Strahljustage neu ein.
Quelle: B. Schröder
Copyright: B. Schröder/HZDR
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Chemie, Geowissenschaften, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch

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