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07.11.2025 10:36

Neurologische Krankheiten immunologisch therapieren

Dr. Rolf Hömke Pressestelle
Paul-Martini-Stiftung (PMS)

    Mit „Immunbasierten Therapien neurologischer Erkrankungen“ befasst sich das diesjährige Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung am 07. und 08. November in Berlin. Mehr als 200 Forschende aus medizinischen Einrichtungen und der Industrie sowie Vertreter aus anderen Teilen des Gesundheitswesens diskutieren dort über den Stand der Therapieentwicklung und künftige Innovationen in der Neuroimmunologie. Veranstalter ist die Paul-Martini-Stiftung (PMS) in Verbindung mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Die Stiftung konnte für das Symposium führende Expertinnen und Experten aus der Grundlagenforschung und der Therapieentwicklung gewinnen.

    „Es ist bemerkenswert, wie das rasant wachsende Wissen über die Prozesse im menschlichen Immunsystem die Therapieentwicklung in unterschiedlichsten Feldern der Medizin voranbringt. Auch den Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen beschert das immer wieder wichtige Fortschritte. Um die wird es in unserem Symposium vorrangig gehen.“ Das erklärt Prof. Dr. Matthias Endres (Charité ‒ Universitätsmedizin Berlin), der die Veranstaltung zusammen mit dem Pharmakologen und Leiter des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Prof. Dr. Stefan Endres (Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München) leitet.

    Von einer ganzen Reihe neurologischer Erkrankungen weiß man seit langem, dass sie Autoimmunkrankheiten sind ‒ so etwa von der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis optica oder der Myastenia gravis. Bei diesen Krankheiten lässt sich zunehmend gezielter eingreifen, statt auf eine breitbandige Immunsuppression hinzuwirken. Mehrere Vorträge stellen den Stand der Entwicklung neuer Therapien dar.

    Bei anderen neurologischen Erkrankungen wurde die Relevanz von Immunprozessen erst in jüngere Zeit erkannt, etwa beim ischämischen Schlaganfall. Er führt zu einer ausgeprägten und anhaltenden Entzündung im Gehirn, an der zahlreiche Immunzellen beteiligt sind, und die auch dann nicht endet, wenn die Blutversorgung wieder hergestellt ist. So richtet die Entzündung weiteren Schaden zusätzlich zum Sauerstoffmangel an; und eine gezielte Dämpfung könnte einen wichtigen Beitrag zur Therapie leisten.

    Auch bei der Alzheimer-Demenz richtet sich der Blick nicht nur auf die degenerierenden Nervenzellen und die Plaques zwischen ihnen, sondern zunehmend auch auf die Immunzellen des Gehirns ‒ die Mikroglia. Während die Mikroglia-Aktivierung in frühen Stadien der Alzheimer-Demenz noch der Krankheitsprogression entgegenwirkt, führt ihre chronische Aktivierung zu einer Ausbreitung der Neuronenschädigung. Was das für die Entwicklung neuer Therapien bedeutet, wird beim Symposium diskutiert.

    Einige Vorträge des Symposiums behandeln auch Erkrankungen ohne bekannte Immun-Beteiligung, bei denen man sich aber Komponenten des Immunsystems therapeutisch zu Nutze macht. Ein Beispiel dafür ist die Migräne: Ein wesentlicher Treiber von Anfällen ist das Peptid CGRP. Für die Anfallsprophylaxe haben sich daher vielfach gegen dieses Peptid oder gegen seinen Rezeptor gerichtete Antikörper bewährt, allerdings nicht bei allen Betroffenen. Im Symposium wird es deshalb unter anderem um Antikörper gegen das Neuropeptid PACAP (Pituitary Adenylate Cyclase-Activating Polypeptide) gehen, die derzeit in Studien als mögliche Alternative zur Migräneprophylaxe erprobt werden.

    Die Paul-Martini-Stiftung

    Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung, Berlin, fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie. Die Stiftung intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie und anderen Forschungseinrichtungen sowie Vertretern und Vertreterinnen der Gesundheitspolitik und der Behörden. Dazu dienen die jährlich ausgerichteten Symposien und Workshops und die Verleihung des „Paul-Martini-Preises“ sowie der „Paul Martini Early Career Awards Klinische Forschung“. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, der als Verband derzeit 50 forschende Pharma-Unternehmen vertritt.

    Die Stiftung ist benannt nach dem Bonner Wissenschaftler und Arzt Professor Paul Martini (1889 - 1964), in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die klinisch-therapeutische Forschung.

    Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

    Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.


    Weitere Informationen:

    https://www.paul-martini-stiftung.de/symposium/2025/materialien.html Programm und Abstracts


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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