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12.11.2025 08:54

Zehn Jahre Science Slam: 7 x 7 Minuten Wissenschaft

Anne Speda Hochschulkommunikation
Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

    Doppeltes Event zum Jubiläum: Wettbewerb 2025 und Best-of-Abend mit Siegerinnen und Sieger vergangener Slams

    Standpunkte zu wissenschaftlichen Themen unterhaltsam und verständlich vermitteln: Zum zehnten Mal sind Slammerinnen und Slammer aus der Wissenschaft am Campus der Julius-Maximilians-Universität (JMU) gegeneinander angetreten. Während am ersten Abend sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegeneinander antraten und eine Siegerin gekürt wurde, kamen am Best-of-Abend Siegerinnen und Sieger der vergangenen Jahre zusammen. Die beiden Science Slams organisierten die Uni Wü Community der JMU zusammen mit der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) und der Stadt Würzburg. Der Erlös der Abende fließt in das Deutschlandstipendien-Programm.
    Für die Slammerinnen und Slammer geht es darum, verschiedene Wissenschaftsfelder in jeweils sieben Minuten zu präsentieren. JMU-Alumnus Johannes Keppner moderierte den Abend und fand: „Alle Teilnehmenden haben Ehre und Respekt verdient, dass sie sich der Aufgabe stellen.“ Michaela Thiel, Community Referentin der JMU, gab Einblicke in die vergangenen zehn Jahre des Science Slam und hob den Wissenszuwachs hervor, der dadurch auf unterhaltsame und kurzweilige Weise entstanden sei.
    Dr. Isabell Ramming bekam den lautesten Applaus und wurde zur Siegerin gekürt
    Die Gewinnerin des Science Slams 2025, Dr. Isabell Ramming, setzte sich mit der Frage „ESKAPE – (Wie) Entkommen wir Krankenhauskeimen?“ auseinander. Die Mikrobiologin am Lehrstuhl für Krankenhaushygiene der JMU sprach aus Perspektive eines Bakteriums zu den Teilnehmenden und begann mit einem Gedicht über den „enterococcos faecium“, der ein Teil der physiologischen Darmflora von Menschen und Tieren ist. Sogenannte Membranvesikel sitzen als Bläschen an solchen Bakterien. Dr. Ramming brachte in kurzweiligen Beispielen dem Publikum näher, wie eine Laboruntersuchung eines solchen Membranvesikels vonstattengehen könnte.

    Science Slam: Sieben x Sieben Minuten Wissensvermittlung
    Den Anfang beim Jubiläumsslam machte der Vorjahressieger Prof. Dr. Hannes Taubenböck, Fachbereich Geographie der JMU, mit seinem außer Konkurrenz stehenden Slam „Ich sehe was, was du nicht siehst“. In seiner Arbeit nutzt er Satellitenbilder aus dem All und wertet diese Daten aus. „Damit können wir verstehen, wie die Menschheit unseren Planeten nach ihren Bedürfnissen umgestaltet.“ Aus der Vogelperspektive präsentierte er Fotos von bebauten Flächen. „Diese Art der Erdbeobachtung ist grandios, weil wir dadurch die Entwicklungen der Zeit sehen können.“
    Am eigentlichen Wettbewerb 2025 nahmen neben der Siegerin teil:
    - Jessica Ruck (Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin des Instituts für Allgemeinmedizin des Uniklinikums Würzburg): „Lost in prevention – Nicht-intendierte Effekte von Gesundheitskommunikation am Beispiel der Präventionskampagne ,Legal aberʼ des Bundesgesundheitsministeriums“

    - Dr. Volker Latussek (Physiker und Mitarbeiter der JMU-Zentralverwaltung im Bereich Planung und Berichtswesen): „Warum sind Drittmittel nicht unanständig?“

    - Prof. Martin Naumann (Professor für Entwerfen und Architekturtheorie sowie Vizepräsident Nachhaltigkeit und Infrastruktur): „Ein paar Thesen zur Nachhaltigkeit“

    - Prof. Dr. Peter Bofinger (Uni-Seniorprofessor für VWL, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen der JMU sowie Vorstandsvorsitzender des zentralen Alumni-Vereins der Uni): „Reichwerden mit Krypotwährung?“

    - JMU-Alumnus Dr. Gunther Schunk (Linguist und Director Public Relations Vogel Communications Group sowie Vorstandsvorsitzender der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp und Vorsitzender des Unibundes Vogel Medien): „Meefränggisch – sprachökonomische Identitätsstiftung als Superpower“
    - Carsten Büchner (Doktorand der Physik am Würzburger Fraunhofer Institut): „Silicatforschung ISC: Zuhören und verstehen: Wie geht es eigentlich unseren Batterien?“

    Professionelle Technik des THWS-Hochschulmedienzentrums
    Für die gelungene Show und dafür, dass alle Slammerinnen und Slammer ins richtige Licht gerückt wurden, sorgte an beiden Abenden wie bei allen bisherigen Science Slams das Hochschulmedienzentrum (HMZ) der THWS mit aufwendiger und professioneller Technik im Bereich der Medienproduktion. Zwei Kameras sowie Ton- und Bildmischer, Lichttechnik wie Effektlicht oder Scheinwerfer (sogenannte „Verfolger“), sowie sechs Personen, darunter vier THWS-Studierende, waren im Einsatz. Ganz entscheidend dabei war der „Applausometer“, ein Schallmessgerät zur Bestimmung der Lautstärke in Dezibel-Einheit. Er zeigte die Lautstärke des Applauses an, den das Publikum am Ende der Show für die einzelnen Wettbewerbsteilnehmenden gab.
    „Es ist immer wieder eine Freude, zu sehen, wie eine Veranstaltung wie der Science Slam mit perfekter Vorbereitung, Know-how und konstruktiver Zusammenarbeit gelingen kann“, fasst Thorsten Ziesmer zusammen, der den Bereich Technik und Support des HMZ verantwortet. „Studierende, die uns unterstützen, werden von uns eingelernt und entsprechend mit der eingesetzten Technik vertraut gemacht. Live auf zum Beispiel Unvorhergesehenes zu reagieren und dabei professionell zu bleiben, ist eine besondere Herausforderung. Für unsere Studierenden aus den Studiengängen mit Medienbezug ist es eine super Gelegenheit, Praxiserfahrung zu sammeln.“

    Über die einzelnen Slams
    Jessica Ruck machte mit ihrem Slam den Auftakt für den Wettbewerb. Unter dem Motto „Lost in prevention – Nicht-intendierte Effekte von Gesundheitskommunikation am Beispiel der Präventionskampagne ,Legal aberʼ des Bundesgesundheitsministeriums“ zeigte sie humorvoll Auswertungen von Instagram-Beiträgen über die Legalisierung von Cannabis im vergangenen Jahr mit Fokus auf die Präventionskampagne des ehemaligen Gesundheitsministers Karl Lauterbach. Prävention bedeutet die Vermeidung und Verringerung von Krankheit bzw. den Erhalt von Gesundheit. „Diese Kampagne war gut gemeint, jedoch nicht gut gemacht“, schloss Jessica Ruck. Die Kampagne stünde als Paradebeispiel dafür, wie halbherzig Präventionskampagnen in Deutschland umgesetzt würden. „Jugendliche sollten dabei unterstützt werden, ihre Ressourcen zu entfalten, anstatt sie ihnen abzusprechen“, so ihr Resümee.
    Dr. Volker Latussek beantwortete in sieben Minuten die Frage: „Warum sind Drittmittel nicht unanständig?“ Bayerische Hochschulen werden drittmittelfinanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – Deutschlands größte Forschungsförderorganisation. Auch vom Bund, der EU, der Wirtschaft, von Stiftungen oder Privatpersonen werden Drittmittel finanziert. Dr. Latussek erklärte: „Deutschlandstipendien, die durch den Erlös des Ticketverkaufs der Science Slams gefördert werden, sind zum Beispiel nicht drittmittelfinanziert.“
    Für die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) ging dieses Jahr Prof. Martin Naumann ins Rennen. Er präsentierte „Ein paar Thesen zur Nachhaltigkeit“, indem er in seinem Beitrag Gedanken über „das gute Leben für alle“ teilte. Nachhaltigkeit sei aber weder eine Disziplin, noch ein Studiengang. „Nachhaltigkeit ist eine Haltung“, so Prof. Naumann. Er appellierte dazu, mutig nach vorne zu schauen, denn die Zukunft sei bereits da. Der Weg entstünde, indem man ihn gehe. Potenziale und Möglichkeiten sollten genutzt werden.

    Prof. Dr. Peter Bofinger trat mit seinem Thema „Reichwerden mit Kryptowährung?“ vor das Publikum. Es gebe rund 17.000 Kryptowährungen, die bekannteste sei der Bitcoin. Mittlerweile seien rund 20 Milliarden dieser Bitcoins auf dem Markt. Prof. Dr. Bofinger erklärte, wie Spekulation funktioniere: „Ich kaufe etwas, um es weiterzuverkaufen – egal, ob ich tatsächlich überzeugt von diesem Produkt bin.“ Kryptowährung bedeute demnach „einen Anspruch zu haben auf Nichts.“
    Dr. Gunther Schunk, stellte den Teilnehmenden „Meefränggisch – sprachökonomische Identitätsstiftung als Superpower“ vor und hob die Wichtigkeit der Dialekte hervor: „Dialekt bietet Kommunikation und trägt die Mentalität und Weltsicht einer ganzen Region.“ Dialekt sei dabei räumliche Verortung und lasse sich nicht von künstlicher Intelligenz kapern. Gerade in Zeiten der Technologie dürfe das Menschliche nicht vergessen werden. Der Autor des Asterix-Bandes „Asterix auf Meefränggisch“ hatte das Lachen des Publikums mit seinem „Fränkischen 8-G: Biggniggruggsagg“ auf seiner Seite.
    Carsten Büchner brachte dem Publikum „Silicatforschung ISC: Zuhören und verstehen: Wie geht es eigentlich unseren Batterien?“ näher. Er visualisierte die Höhe einer Ultraschallfrequenz, nicht hörbar für das menschliche Ohr. „Schallgeschwindigkeit etwa ist im wassergefüllten Raum schneller als in der Luft“, so Carsten Büchner. In seiner Forschung arbeitet er mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Batterien und möchte herausfinden, wie sich ihre Lebensdauer verlängern lässt, ihre Nutzung effizienter gestaltet und das Recycling verbessert werden kann. „Batterien“, so sein Fazit, „werden im Hinblick auf den Klimawandel immer wichtiger. Wir müssen wegkommen von der Verbrennung fossiler Brennstoffe, hin zu erneuerbaren Energien.“ Hierfür spiele die Speicherung von Energien in Batterien eine erhebliche Rolle.“

    Hintergrund zum Science Slam
    Moderator Johannes Keppner fasst den Abend des Science Slams zusammen: „Die schiere Bandbreite und Vielfalt der Vorträge gefielen mir besonders gut. So verschieden die Forschungsrichtungen und Themen auch sein mögen – eins war der Science Slam in zehn Jahren noch nie: langweilig! Und natürlich das großartige Publikum, das den Mut der Vortragenden aus ihrer Komfortzone zu kommen mit tosendem Applaus honorierte.“

    Best-of-Abend mit Gewinnenden der vergangenen Slams
    Am zweiten Abend kamen die Sieger und eine Siegerin der vergangenen zehn Jahre auf die Bühne. Darunter THWS-Alumnus Prof. Dr. Daniel Kulesz, der 2022 als Professor der THWS das Siegertreppchen erklomm und inzwischen im Fachbereich Technik, Informatik und Wirtschaft der Technischen Hochschule Bingen tätig ist, mit seinem Slam „End-User Software Engineering“.
    Die weiteren Sieger der letzten Jahre beim Best-of am Samstag:
    - Dr. Julien Bobineau, JMU-Alumnus, Publizist und Geschäftsleitung von Denkfabrik Diversität: „Rassismus bei der Polizei?! Wie koloniale Afrika-Bilder unseren Alltag prägen und was Horst Seehofer damit zu tun hat.“
    - Dr. Sebastian Markert, JMU Alumnus Ingenieurwissenschaften: „Was passiert, wenn man die Augen zumacht?“
    - Prof. Dr. Klaus Brehm, Medizinische Parasitologie der JMU: „Warum Bandwürmer nicht gendern, sich aber trotzdem integriert fühlen.“
    - Dr. Charlotte Schwenner, JMU-Alumna Biomedizin, Wissenschaftsredakteurin Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH: „Bakterien auf WG-Suche“
    - Prof. Dr. Björn Trauzettel, Theoretische Physik: „Warum man es als quantenmechanisches Teilchen im Leben leichter hat.“
    - Prof. Dr. Hans-Georg Weigand, früherer Professor für Didaktik der Mathematik an der JMU: „Wie denkt ein Mathematiker?“

    Über die THWS
    Die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) zählt zu den größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern und steht seit ihrer Gründung im Jahr 1971 für hervorragende Lehre und angewandte Forschung. Mit rund 9.100 Studierenden, einem breit gefächerten Angebot von mehr als 60 Studiengängen sowie zwei Promotionszentren deckt die THWS ein weites Spektrum ab, das von Technik über Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Sprache bis hin zu Gestaltung reicht. Die THWS ist nicht nur regional in Franken und Bayern verwurzelt, sondern auch stark international ausgerichtet, was sich in zahlreichen Kooperationen und Austauschprogrammen weltweit und nicht zuletzt in einem vielseitigen englischsprachigen Studienangebot widerspiegelt.

    Pressekontakt:
    Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt
    Angela Kreipl
    Münzstraße 12
    97070 Würzburg
    angela.kreipl@thws.de
    0931 3511-8354


    Bilder

    Von links: Moderator Johannes Keppner, Prof. Dr. Peter Bofinger, Dr. Gunther Schunk, Carsten Büchner, Jessica Ruck, Dr. Volker Latussek, Siegerin Dr. Isabell Ramming sowie Prof. Martin Naumann
    Von links: Moderator Johannes Keppner, Prof. Dr. Peter Bofinger, Dr. Gunther Schunk, Carsten Büchner ...
    Quelle: Jule Müller
    Copyright: THWS

    Dr. Isabell Ramming gewinnt den Science Slam 2025
    Dr. Isabell Ramming gewinnt den Science Slam 2025
    Quelle: Jule Müller
    Copyright: THWS


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Von links: Moderator Johannes Keppner, Prof. Dr. Peter Bofinger, Dr. Gunther Schunk, Carsten Büchner, Jessica Ruck, Dr. Volker Latussek, Siegerin Dr. Isabell Ramming sowie Prof. Martin Naumann


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