idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.11.2025 16:00

Drei innovative Projekte wurden mit dem DGN-Pflegepreis 2025 ausgezeichnet

Dr. Bettina Albers Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.

    Auf dem DGN-Kongress in Berlin wurde der DGN-Pflegepreis 2025 verliehen. Mit dem Preis zeichnete die DGN innovative Projekte und Konzepte in der Pflege aus, welche die Versorgung von Menschen mit neurologischen Erkrankungen nachhaltig verbessern. Alle drei prämierten Konzepte sind hochinnovativ, stärken die interprofessionelle Zusammenarbeit und könnten anderen Kliniken als Blaupause dienen.

    Den 1. Preis erhielt das Pflegeteam des Universitätsklinikums Heidelberg für das Projekt „Innovationszimmer Stroke Unit“. Die dem Projekt zugrunde liegende Zielsetzung war, Patientenzimmer der Stroke Unit und ihre Umgebung, etwa Flur, Wartebereich und Außenbereich durch interdisziplinäre Ansätze so optimiert zu gestalten, dass eine heilende Umgebung entsteht. Das zentrale Ziel des Projekts war die Entwicklung partizipativ gestalteter Grundrissvorschläge.

    Das Projekt folgte einer evidenzbasierten, partizipativen Methodik. Besuche, Bedarfsanalysen und eine Literaturrecherche führten zur Entwicklung einer Checkliste für die Raumgestaltung. Online-Umfragen, Interviews und Feedback-Präsentationen integrierten die Perspektiven der Nutzerinnen und Nutzer. Daraus entstanden Planvarianten von minimalen Anpassungen bis hin zu visionären Konzepten. In Zusammenarbeit mit der Hochschule UAS Frankfurt brachten Studierende aus den Bereichen Architektur, Informatik und Sozialwissenschaften ihre Expertise ein.

    Die erarbeiteten Planvarianten werden nun weiter konkretisiert und evaluiert, um eine evidenzbasierte Optimierung der Räume sicherzustellen. Dabei werden gezielt typische Schlaganfall-Syndrome wie Neglect, Hemiparese, Fazialisparese, Sprachstörungen oder Desorientierung bei der Raumgestaltung berücksichtigt. Beispielsweise ermöglichen montierte Spiegel in den Patientenzimmern logopädische Eigenübungen bei Fazialisparesen. Speziell positionierte Lagerungshilfen unterstützen Patientinnen und Patienten mit Neglect bei der körpergerechten Positionierung im Bett. Relevante Bedienelemente wie Lichtschalter, Klingel oder Nachttisch werden gezielt auf der nicht betroffenen Körperseite platziert. Zur Förderung der Orientierung kommen visuell strukturierte Leitsysteme, angepasste Orientierungstafeln und farbliche Markierungen zum Einsatz. Zur Delirprophylaxe werden zudem Fensterimitate mit tageslichtähnlicher Beleuchtung sowie dimmbare Lichtquellen integriert. All diese Maßnahmen verbinden therapeutische Wirksamkeit mit praktischer Alltagstauglichkeit.

    Der 2. Preis wurde an das Pflegeteam der Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH in Potsdam für das Projekt „Interprofessionelle Zusammenarbeit rund um die THS-OP“ vergeben. Es handelt sich dabei um ein seit September 2024 eingeführtes Konzept zur interprofessionellen Zusammenarbeit rund um die Tiefe Hirnstimulation (THS) bei Bewegungsstörungen.

    Die THS wird inklusive präoperativer Abklärung, Indikationsstellung, operativer Durchführung sowie Nachsorge in einem interprofessionellen Behandlungspfad innerhalb der Klinik in Potsdam durchgeführt. Das interdisziplinäre Team setzt sich aus Ärztinnen/Ärzten der Neurologie und funktionellen Neurochirurgie, spezialisierten Parkinson-Nurses, Neuropsychologinnen/ Neuropsychologen, Logopädinnen/Logopäden, Physio- und Ergotherapeutinnen/-therapeuten, Ernährungsberaterinnen/-beratern sowie Mitarbeitenden des Sozialdienstes zusammen. Bei den neu implementierten Strukturen und Abläufen zur eigenständigen Durchführung der Tiefen Hirnstimulation (THS) wurde ein besonderes Augenmerk auf standardisierte Checklisten und SOPs zur Qualitätssicherung, und insbesondere auf die interprofessionelle Zusammenarbeit und prozessuale Integration der pflegerischen Versorgung gelegt.

    Auch die Zusatzangebote des Klinikums Ernst von Bergmann für Betroffene und Angehörige sind beispielgebend: darunter eine informative Website (https://www.evb-gesundheit.de/klinikumevb/neurologie) und ein quartalsweise stattfindendes Parkinson-Café, bei dem die Möglichkeit besteht, sich in angenehmer Atmosphäre nach einem kurzen Fachvortrag zu Parkinson-spezifischen Themen mit anderen Betroffenen auszutauschen. Zusätzlich findet einmal jährlich der Parkinson-Tag statt, bei dem Neuigkeiten aus den Bereichen Diagnostik, Therapie, Pflege und Forschung bei Parkinson berichtet werden. Für niedergelassene Neurologinnen/Neurologen und Pflegende gibt es pro Jahr mehrere Schulungsangebote zu den Themen Bewegungsstörungen und THS (z. B. Bedside-Teaching, Pflegekurs Parkinson, Parkinson-Akademie), um das interprofessionelle Miteinander sowie die Patientenversorgung bestmöglich auszubauen.

    Platz 3 belegte Thorsten Piepenbring, stellvertretende Stationsleitung S2 Neurologie der Kliniken Maria Hilf GmbH in Mönchengladbach, mit dem Projekt „Neurologisches Krisenmanagement und Notfallvorbereitung“.

    In der neurologischen Akutversorgung ist das pflegerische Personal häufig als erste Berufsgruppe mit potenziell lebensbedrohlichen Notfallsituationen konfrontiert – und im pflegerischen Alltag zeigen sich wiederkehrende Unsicherheiten im Umgang mit diesen Situationen, sowohl in der Interpretation neurologischer Symptome als auch in der Handlungssicherheit bei der Akutversorgung.
    Ziel des Projekts war es, ein praxistaugliches Schulungs- und Unterstützungskonzept zu erarbeiten, das Pflegekräfte auf peripheren neurologischen Stationen in ihrer Handlungssicherheit stärkt, insbesondere im Umgang mit akuten neurologischen Notfallsituationen wie Schlaganfall oder epileptischem Anfall. In enger Zusammenarbeit mit Oberarzt Igor Grigoriev sowie unter Mitwirkung des Chefarztes der Neurologie, Prof. Dr. Philipp Albrecht, wurden kompakte Schulungsinhalte zu den beiden Notfällen entwickelt. Die Schulungen wurden interaktiv und stationsnah in 30-minütigen Einheiten durchgeführt. Sie vermittelten nicht nur theoretisches Wissen, sondern trainierten durch strukturierte Abläufe auch die praktische Anwendung in realen Situationen. Außerdem wurden große Informationsplakate mit den wichtigsten Handlungsschritten gestaltet. Diese hängen nun dauerhaft sichtbar auf allen peripheren neurologischen Stationen aus und bieten eine schnelle Orientierung im Notfall.

    Rückmeldungen aus dem Team belegen eine höhere Sicherheit im Erkennen neurologischer Symptome sowie ein schnelleres, zielgerichteteres Handeln in der Akutsituation. Darüber hinaus wurde durch das Projekt die enge Zusammenarbeit zwischen Pflege und ärztlichem Dienst gestärkt, was sich positiv auf die interprofessionelle Kommunikation ausgewirkt hat.

    „Alle drei Konzepte sind hochinnovativ und adressieren ganz unterschiedliche, aber gleichermaßen wichtige Fragen im klinischen Alltag auf neurologischen Stationen und können anderen Kliniken als Blaupause dienen“, erklärt DGN-Generalsekretär und Jurymitglied Prof. Dr. Peter Berlit. Er unterstreicht darüber hinaus die Bedeutung der interprofessionellen Zusammenarbeit bei der Versorgung neurologisch erkrankter Menschen, die oft besonders komplex und herausfordernd ist. „Die prämierten Projekte sind Leuchtturmprojekte, die zeigen, was mit einer gelebten Interprofessionalität zum Wohle der Patientinnen und Patienten erreicht werden kann.“

    Bilder der Preisverleihung können bei der Pressestelle angefordert werden.

    Pressekontakt
    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
    Pressesprecher: Prof. Dr. Peter Berlit
    Leiterin der DGN-Pressestelle: Dr. Bettina Albers
    Tel.: +49(0)174 2165629
    E-Mail: presse@dgn.org

    Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
    sieht sich als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren über 13.500 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org

    Präsidentin: Prof. Dr. Daniela Berg
    Stellvertretender Präsident: Prof. Dr. Dr. Sven Meuth
    Past-Präsident: Prof. Dr. Lars Timmermann
    Generalsekretär: Prof. Dr. Peter Berlit
    Geschäftsführer: David Friedrich-Schmidt
    Geschäftsstelle: Budapester Str. 7/9, 10787 Berlin, Tel.: +49 (0)30 531437930, E-Mail: info@dgn.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).