Die Radioonkologie ist eine relativ junge Disziplin. Erst 1995 wurde die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) gegründet, die sich um die strahlentherapeutische Fort- und Weiterbildung kümmert und die radioonkologische Forschung vorantreibt. Mit Erfolg: Heute zählt die DEGRO 2.437 Mitglieder – und der Trend steigt weiter an. Kein Wunder, denn zum einen kommen radiotherapeutische Verfahren immer breiter zur Anwendung, auch in der Primärtherapie von Tumorerkrankungen, zum anderen ist der technologische Fortschritt durch Digitalisierung und KI rasant.
1995 – und damit genau 100 Jahre nach Entdeckung der Röntgenstrahlen – wurde die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) gegründet. Heute, nach 30 Jahren, ist die Radioonkologie nicht mehr aus der Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten in Deutschland wegzudenken. Die Strahlentherapie stellt neben der Chirurgie und der internistischen Onkologie die dritte Säule der Krebsbehandlung dar, fast jeder zweite Krebskranke erhält im Laufe seiner Behandlung eine Strahlentherapie – zunehmend auch als erste oder gar einzige Therapie.
„Die Forschungsdynamik im Bereich der Radioonkologie ist enorm und entsprechend wichtig war seinerzeit wie natürlich auch heute eine eigenständige Fachgesellschaft, um die Fort- und Weiterbildung voranzutreiben, die radioonkologische Forschung zu vernetzen und intensivieren und natürlich auch die Patientenversorgung zu verbessern“, erklärt DEGRO-Generalsekretär Prof. Dr. Wilfried Budach.
Vor 30 Jahren gab es allerdings Widerstände, wie der Gründungsinitiator Prof. Dr. Michael Bamberg, Tübingen, ausführt. Die Radioonkologie hatte sich aus der Radiologie entwickelt und die Gründung einer auf die onkologische Therapie spezialisierte Fachgesellschaft wurde zunächst nicht von allen Kolleginnen und Kollegen begrüßt. „Es fielen Worte wie `Spaltpilz und Zerstörer‘ – und das, obwohl es bereits eine europäische radioonkologische Gesellschaft gab und auch die Nuklearmediziner bereits eine eigene Fachgesellschaft gegründet hatten“, erinnert sich Bamberg. Heute blickt der Experte zurück und freut sich, dem „Gegenwind“ standgehalten zu haben. „Wie sähe sonst die Versorgung von Menschen mit Krebs in Deutschland aus? Erst eine eigene Fachgesellschaft konnte die Grundlagen schaffen, sich so zu spezialisieren und die radioonkologische Versorgung in dieser Exzellenz in die Breite zu tragen, und zwar von Anfang an als eigene Facharztdisziplin.“
In der Tat, etwas anderes ist heute nicht mehr denkbar. Denn der technologische Fortschritt und die Dynamik in der onkologischen bzw. radioonkologischen Forschung sind rasant. „Während die Strahlentherapie anfangs noch überwiegend in der Palliativversorgung eingesetzt wurde, stellt sie nun bei einer zunehmenden Zahl an Indikationen die Primärtherapie dar.“ Hintergrund ist, dass die Therapie immer präziser und damit wirksamer, aber gleichzeitig nebenwirkungsärmer geworden ist. Dafür sorgen moderne, KI-gestützte Technologien, die beispielsweise in Echtzeit während der Bestrahlung das Bestrahlungsfeld anpassen.
„Ob Prostatakrebs, Blasenkrebs oder Lungenkrebs, in vielen Fällen kann die Radiotherapie heute schon invasive operative Behandlungen ersetzen, und zwar bei ähnlich guter Tumorkontrolle und besserer Lebensqualität durch den Organerhalt“, erklärt der aktuelle Präsident der DEGRO, Prof. Dr. Dirk Vordermark, Halle. Ein weiterer Erfolg der modernen Strahlentherapie ist, dass heute sogar vereinzelte, z. T. auch nicht operable Metastasen, beispielsweise im Gehirn, komplett zerstört werden können, was einen Paradigmenwechsel in der Krebsmedizin herbeigeführt habe: „Während noch vor wenigen Jahren Menschen mit ein, zwei Metastasen als palliativ eingestuft wurden, ist nun dank der gezielten Bestrahlung ein Langzeitüberleben möglich.“ Ein enormer Fortschritt, der sich nahezu unbemerkt und ohne großes mediales Aufsehen vollzogen habe.
Wie Professor Vordermark weiter betont, sei die Exzellenz des Fachgebiets ohnehin nur selten Gegenstand des öffentlichen Diskurses. Das sei womöglich auch althergebrachten Vorurteilen geschuldet. „Noch immer gibt es Ängste, wenn Strahlen zu Therapiezwecken eingesetzt werden, dabei sind Strahlen unser ‚Instrument‘, das wir sicher, kontrolliert und zielgenau einsetzen – letztlich so wie ein Chirurg sein Skalpell.“
Bereits vor 30 Jahren wollte man über die Bestrahlung aufklären und das Ansehen der Strahlentherapie positiv prägen, so brachte Gründungsinitiator Bamberg zusammen mit Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl die Broschüre „Strahlen für das Leben“ heraus. Doch, wie der aktuelle DEGRO-Präsident, Prof. Vordermark, erklärt, müsse man noch immer, auch 30 Jahre später, die gleiche Aufklärungsarbeit leisten wie damals: „Für uns Radioonkologinnen und Radioonkologen mutet das mitunter seltsam an. Wir haben Hightech-Verfahren, die eine millimetergenaue und nebenwirkungsarme Therapie erlauben, und müssen mit Vorurteilen aufräumen, die aus einer ganz anderen technologischen Ära stammen. Die heutige Radioonkologie ist mit der nicht-digitalisierten von vor 30 Jahren nicht zu vergleichen.“
Entsprechend sehen Generalsekretär und Präsident nun eine dringliche Aufgabe darin, die Patienten, aber auch die Fachgemeinschaft über die Forschungsfortschritte zu informieren. „Noch immer gibt es Betroffene, die nicht über gleichwertige, aber nebenwirkungsärmere Behandlungsoptionen aus der Radioonkologie informiert werden und denen somit die Option für eine Therapieentscheidung genommen wird. Hier Abhilfe zu schaffen, ist ein wichtiger Meilenstein, den wir zum Wohle der Patientinnen und Patienten erreichen möchten – und nicht erst nach weiteren 30 Jahren“, erklärt DEGRO-Generalsekretär, Prof.Dr. Wilfried Budach.
DEGRO-Pressestelle
Davida Drescher
albersconcept
Tel. +49 1520 3132647
drescher@albersconcept.de
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Deutsch

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