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19.11.2025 10:45

Abschlusstagung des DFG-GRK 2337 "Metropolität in der Vormoderne"

twa, Präsidialabteilung, Bereich Kommunikation & Marketing
Universität Regensburg

    Was macht eine Großstadt zur Metropole? Die Abschlusstagung des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkollegs (GRK) 2337 „Metropolität in der Vormoderne. Ergebnisse und Perspektiven“ vom 12. – 15. November 2025 an der Universität Regensburg widmete sich mit dem Bezug auf das Metropolitätskonzept den spezifischen religiösen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Räumen, Reichweiten, Kommunikationsfeldern und Verflechtungen vormoderner Städte.

    Die Fragestellung des GRK verbinde „Vergangenheit und Gegenwart auf besondere Weise“, sagte UR-Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung, Professor Dr. Ernst Tamm, am Eröffnungsabend der Tagung im EmmeramForum der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in der Stadt Regensburg.

    Mehr als 40 Promovierende aus fünf Ländern, vier Postdocs, drei Koordinatorinnen und zehn Professorinnen und Professoren der Universität Regensburg arbeiteten im Betreuungsteam des GRK unter Leitung von dessen Sprecher Professor Dr. Jörg Oberste (Professur für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der UR) fast neun Jahre zusammen.

    Bei der Tagung blickten Forschende aller Karrierestufen in so spannenden wie bereichernden Beiträgen bilanzierend auf die Forschungsergebnisse des interdisziplinären Graduiertenkollegs und verorteten diese im größeren nationalen und internationalen Forschungsdiskurs zu Metropolen, ihrer Urbanität, Zentralität und Geschichtlichkeit.

    „Die strukturellen Zusammenhänge, die uns schon im Einrichtungsantrag nicht vom Plural der vormodernen Metropolen, sondern vom Abstraktum Metropolität sprechen ließen, haben wir immer wieder durch interdisziplinäre Querschnittsthemen aufgerufen, gut ablesbar an den Themen der vergangenen Jahrestagungen“, erinnerte Jörg Oberste: etwa zu städtischen Räumen, zu Stadtsprachen, urbanen Rechtskulturen, städtischen Architekturen, repräsentativen Objekten, Frühformen der Globalisierung oder zum Spannungsverhältnis zwischen monarchischer und metropolitaner Herrschaft.

    Was macht eine Großstadt zu einer Metropole?

    Antworten auf diese „komplexe wie faszinierende Frage“, wie UR-Vizepräsident Tamm sagte, sind schwierig: So zeigt sich das Spezifikum von Metropolität doch eher in Zuschreibungen als in harten Faktoren: Man denke beispielsweise an Rom: „Die Zuschreibung oder Geltendmachung von globaler Bedeutsamkeit für die Konstruktion einer longue durée der Metropole erscheint – und zwar bis heute – als entscheidender Baustein: die Metropole als global city. Es sind eben die imperiale Vergangenheit und die Apostelgräber, die Roms Stellung als Weltstadt auch noch im 9. Jahrhundert zementieren“, sagte Oberste zu Tagungsbeginn. Ganz offensichtlich bis ins 21. Jahrhundert: Viele assoziieren Rom als „die ewige Stadt“.

    Die Entwicklung von Metropolen zeige sich in Prozessen, die über Jahrhunderte hinweg nicht enden und auch die Gegenwart prägten, räsonierte UR-Vizepräsident Tamm, der an die beeindruckende Interdisziplinarität des GRK erinnerte: Das Team komme aus Geschichte, Theologie, Archäologie, Sprachwissenschaft oder Kunstgeschichte und forschte neun Jahre gemeinsam – in dieser Breite keine Selbstverständlichkeit, so Tamm.

    Relevanz und Erkenntnispotenzial

    „Das Stichwort Metropolität verweist auf einen Bedeutungsüberschuss, der viele Aspekte enthält. Diese repräsentieren Strahlkraft und Innovationspotential bedeutender Städte – dem Graduiertenkolleg gelang es, mit vielen innovativen Zugriffen Metropolen in historischer Perspektive neu zu betrachten und dadurch einen großen Erkenntniszuwachs zu gewinnen“, sagt Nora Toaspern M.A., die sich um die wissenschaftliche Koordination kümmert.
    In seinen Kolloquien und internen Diskussionen blickte das GRK-Team seit 2017 immer möglichst ganzheitlich auf die komplexe soziale Konstruktion einer vormodernen Metropole, um wirtschaftliche und soziale, um politische, religiöse und rechtliche, um demografische, literarische und sprachliche Perspektiven zu verfolgen.

    Verflechtungsgeschichten und Geltungsansprüche

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) förderte das GRK 2337 seit 2017; die zweite Laufzeit endet im März 2026. „Wichtigster Kooperationspartner des Kollegs an der Universität Regensburg ist das Mittelalterzentrum Forum Mittelalter, das seit 2006 den Schwerpunkt der interdisziplinären Städteforschung profiliert hat“, berichtet Dr. Susanne Ehrich. Sie hat die Koordination des Mittelalterzentrums inne und war Mitorganisatorin der Tagung.

    Zu den internationalen Kooperationspartnern des GRK gehören UrbNet (Centre of Excellence of the Danish National Research Foundation); das Exzellenzcluster ROOTS an der CAU Kiel; das DFG-Forschungskolleg „Urbanity and Religion“ in Erfurt, die Deutsch-Historischen Institute Rom und Paris sowie die Deutsche Archäologischen Institute Istanbul und Rom.
    Bei der Abschlusstagung wurden in sieben thematischen Panels die Graduiertenprojekte diskutiert: Es ging um Kommunikation und Konflikt in der metropolitanen Gesellschaft, um Sakraltopographie, um archäologische Perspektiven auf das Umland von Metropolen, um urbane Eliten, um metropolitane Liturgien, um Herrschaft in der Metropole und um die Visualisierung der Metropole.

    Flankiert wurden die Panels mit Beiträgen der Principal Investigators der Universität Regensburg und Vorträgen nationaler und internationaler Expertinnen und Experten, unter ihnen die Professorinnen und Professoren Dr. Karl Ubl (Köln), Dr. Daniel Galadza (Rom), Dr. Harald Buchinger (Regensburg), Dr. Rubina Raja (Aarhus), Dr. Johannes Preiser-Kapeller (Wien), Dr. Jens Scheiner (Göttingen) und Dr. Harriet Rudolph (Regensburg). Im Mittelpunkt der beeindruckenden Ausführungen standen Köln, Jerusalem, Bagdad, Kairo oder Konstantinopel, es ging um Verflechtungsgeschichte, um Geltungsansprüche oder das Wechselspiel metropolitaner Netzwerke.

    Internationale Exkursionen und besondere Formate

    Stolz ist man beim GRK über die Etablierung der Byzantine und Jerusalem Talks; zahlreiche Gastvorträge renommierter Expertinnen und Experten wie Professor Dr. Walter Scheidel (Stanford University) sowie mehrere Exkursionen zu Metropolen der antiken, aber auch mittelalterlichen und modernen Welt: Es ging nach Jerusalem (2022), Trier (2022), Istanbul (2023), Sizilien mit Palermo (2025). Der Fokus lag auf spezifischen Projekten und wissenschaftlichen Fragestellungen der Graduierten.

    Die Doktorandinnen und Doktoranden des Kollegs hätten sich auf eine spannende wissenschaftliche Reise eingelassen, sagte UR-Vizepräsident Tamm zu Tagungsbeginn, und bewiesen, „dass Nachwuchsforschung an der Universität Regensburg auf internationalem Niveau stattfindet“.

    Neben Ringvorlesungen mit renommierten Vortragenden organisierten die Doktorandinnen und Doktoranden zahlreiche Workshops und Tagungen, aus denen vielfältige Publikationen hervorgingen, viele aktuell im Erscheinen.

    Darunter waren
    • 2020 die Tagung „Urban Space between the Roman Age and Late Antiquity. Continuity, Discontinuity and Changes”, organisiert von Arabella Cortese und Giulia Fioratto, zusammen mit UrbNet, Centre of Excellence of the Danish National Research Foundation;
    • 2021 die Tagung „editiones. Interdisziplinäre Perspektiven auf Editionsvorhaben in der digitalisierten Welt“, organisiert von Martin Berger und Maria Whitten, in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg 2196 „Text-Dokument-Edition“ der Bergischen Universität Wuppertal;
    • 2023 „Die stinkende Stadt? Olfaktorische Perspektiven auf die Großstadt der Vormoderne“ organisiert von Arabella Cortese, Julian Zimmermann und Markus Zimmermann (Universität Bayreuth) und
    • 2025 „Frauenstimmen? Zur Resonanz weiblicher (Ohn-)Macht in vormodernen Metropolen“, organisiert von Isabell Hesse, Leda-Sophie Moors und Cherin Nabo.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jörg Oberste, Dr. Susanne Ehrich
    DFG-GRK 2337 „Metropolität der Vormoderne“; Forum Mittelalter der UR
    Fakultät für Philosophie, Kunst, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
    Universität Regensburg
    susanne.ehrich@ur.de


    Weitere Informationen:

    https://www.go.ur.de/metropolitaet Die GRK-Abschlusstagung wurde in Kooperation mit dem Mittelalterzentrum „Forum Mittelalter“ der UR organisiert und von der Regensburger Universitätsstiftung Hans Vielberth und der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in der Stadt Regensburg gefördert.
    https://Ausgewählte Veranstaltungen 2017 bis 2026, darunter Tagungsberichte, Berichte über Forschungsreisen und vielfältige wissenschaftliche Veranstaltungen dokumentieren die Webseiten des GRK.


    Bilder

    Die Stadt Regensburg.
    Die Stadt Regensburg.
    Quelle: Julia Dragan
    Copyright: Universität Regensburg

    DFG-GRK 2337 "Metropolität in der Vormoderne"
    DFG-GRK 2337 "Metropolität in der Vormoderne"
    Quelle: Elias Wiedemann
    Copyright: Universität Regensburg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Die Stadt Regensburg.


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