idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
24.11.2025 09:38

Schutzgebiete sind Orte der Verbundenheit

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Forschungsteam untersucht Narrative von Mensch-Natur-Beziehungen

    Schutzgebiete gelten als Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen. Sie sind aber auch Orte, an denen Menschen leben, arbeiten und sich erholen. Wie vielfältig und eng diese Beziehungen sind, zeigt eine neue Studie der Universitäten Göttingen, Kassel, Jyväskylä (Finnland) und Stockholm (Schweden). Das Forschungsteam analysierte Erzählungen von Menschen, die in oder nahe geschützter Landschaften im Landkreis Göttingen leben, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen.

    Die Ergebnisse zeigen: Schutzgebiete stiften Identität, fördern Wissen über Natur und bieten Räume für Erholung, Zusammenarbeit und gemeinschaftliches Handeln. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift People and Nature veröffentlicht.

    Für die Untersuchung führten die Forschenden 38 Interviews in fünf Schutzgebieten des europaweiten Natura-2000-Netzwerks durch. Sie befragten Menschen, die dort wohnen, zu Besuch sind oder arbeiten – in der Land- oder Forstwirtschaft, der Jagd oder dem Naturschutz. „Wir wollten wissen, wie Menschen ihre persönliche Beziehung zur Natur wahrnehmen und wie Schutzgebiete diese Verbindung prägen“, erklärt Erstautorin Dr. Marion Jay vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen. „Die Erzählungen spiegeln vielfältige Dimensionen der Verbundenheit wider – von Wissen und Lernen über Emotionen bis hin zu institutionellen Beziehungen.“ Auf dieser Basis deckte das Team fünf zentrale Narrative auf: Lernen, regionales Erbe, Erholung, multifunktionale Nutzung und Zusammenarbeit.

    Die Narrative machen den Forschenden zufolge deutlich, dass Naturerfahrung und gefühlte Verantwortung eng verknüpft sind. So erzählten Befragte, wie Spaziergänge durch Wald und Wiese Achtsamkeit fördern, wie Waldgenossenschaften das Gefühl lokaler Zusammengehörigkeit prägen oder wie sich Beschäftige aus Land- und Forstwirtschaft als „Hüterinnen und Hüter” der Landschaft verstehen. Einige Aktivitäten, wie die nachhaltigere extensive Beweidung, tragen zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Gleichzeitig sichern sie das Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe und prägen das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur. „Das Verständnis dieser komplexen Zusammenhänge ist besonders wichtig in Schutzgebieten, in denen das menschliche Tun die Landschaft und die biologische Vielfalt beeinflusst“, sagt Jay. „Wenn wir die Geschichten und Perspektiven der Menschen ernst nehmen, können Schutzgebiete zu Orten werden, an denen ökologische und soziale Ziele Hand in Hand gehen.“

    Das Forschungsteam sieht großes Potenzial in der Verwendung narrativer Ansätze – Methoden, mit denen Geschichten gesammelt und analysiert werden, die Menschen über ihre Erfahrungen erzählen. Im Naturschutz können sie helfen, lokales Erleben sichtbar zu machen, Konflikte besser zu verstehen und gemeinsame Wege für die nachhaltige Entwicklung der Landschaft zu finden. Die Forschenden empfehlen, Dialogräume in Organisationen und langfristige Kooperationen vor Ort stärker zu fördern, um Schutzgebiete als lebendige Bestandteile von Kulturlandschaften zu erhalten.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Marion Jay
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Agrarwissenschaften
    Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
    Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
    Telefon: 0551 39-21228
    E-Mail: marion.jay@uni-goettingen.de
    Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/677082.html


    Originalpublikation:

    Jay, M., et al. Exploring narratives of human-nature connections in protected areas. People and Nature (2025). https://doi.org/10.1002/pan3.70195


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7998 weiteres Foto


    Bilder

    Mosaik aus artenreichen Wiesen, Bäumen und Wäldern im Schutzgebiet Gipskarstlandschaft Hainholz am Rand des Harzes in Niedersachsen. Menschliche Aktivitäten haben die Landschaft geprägt.
    Mosaik aus artenreichen Wiesen, Bäumen und Wäldern im Schutzgebiet Gipskarstlandschaft Hainholz am R ...
    Quelle: Marion Jay
    Copyright: Marion Jay/Universität Göttingen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Mosaik aus artenreichen Wiesen, Bäumen und Wäldern im Schutzgebiet Gipskarstlandschaft Hainholz am Rand des Harzes in Niedersachsen. Menschliche Aktivitäten haben die Landschaft geprägt.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).