Monitoring-System Drogentrends (MoSyD) 2024: Suchtforscher Prof. Dr. Bernd Werse präsentiert Ergebnisse der aktuellen Studie für Frankfurt am Main, die das Drogenreferat der Stadt seit 2002 unterstützt
Frankfurter Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 18 Jahren nehmen so wenige legale und illegale Drogen wie seit 20 Jahren nicht. Bei allen Substanzen sind die Konsumzahlen rückläufig. Mehr als ein Viertel der jungen Menschen dieser Altersgruppe hat sogar noch nie im Leben Alkohol, Nikotin oder sonstige legale und illegale Drogen konsumiert. Als häufigste Gründe werden „kein Interesse“ und „die Sorge vor gesundheitlichen Folgen“ genannt.
Dies hat die jüngste, repräsentative Drogentrendstudie „Monitoring-System Drogentrends“ (MoSyD) 2024 ergeben, die das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main seit 2002 unterstützt.
Rückläufiger Cannabiskonsum
„Auch die Teillegalisierung von Cannabis hat nicht zu einer höheren Konsumbereitschaft unter Jugendlichen geführt – auch wenn das vielleicht einige anders erwartet haben“, sagt Professor Dr. Bernd Werse, Leiter des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), der seit Beginn an für die MoSyD-Studie verantwortlich ist. „Tatsächlich hat sich der Abwärtstrend beim Cannabiskonsum eindrucksvoll fortgesetzt.“ Von den befragten Jugendlichen gaben 78 Prozent an, noch niemals Cannabis konsumiert zu haben. 13 Prozent der Befragten haben Cannabis schon einmal probiert, konsumieren aber aktuell nicht. 6 Prozent konsumieren gelegentlich und jeweils 1 Prozent der Jugendlichen konsumiert etwa einmal pro Woche, mehrmals pro Woche oder täglich Cannabis. Seit dem Erhebungsbeginn im Jahr 2002 haben noch nie so wenige Schüler*innen Cannabis konsumiert.
„In keiner anderen Stadt in Deutschland werden neue Drogentrends unter Jugendlichen so früh erkannt wie in Frankfurt. Wir können genau sagen, was nur gefühlte Wahrheiten sind – und was Realität. Die Studie belegt: Frankfurt ist mit seiner Drogenpolitik auf dem richtigen Weg. Unser Präventionsansatz wirkt“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. Unter anderem wurden zusätzliche Workshops an Schulen angeboten und auch Angebote zum Thema Cannabis im Bereich Frühintervention und Beratung angepasst und erweitert.
„Schulen sind für uns besonders wichtige Partner“, ergänzt Oliver Müller-Maar, kommissarischer Leiter des Drogenreferats. „Dort erreichen wir Jugendliche und junge Erwachsene in großem Umfang. Sie lernen dort gemeinsam mit ihren Freunden und Fachkräften im Dialog. Das hat eine große Relevanz“. Voitl und Müller-Maar appellieren deshalb an Schulleitungen und Lehrkräfte, Zeit für Präventions-Workshops und Infokampagnen zu reservieren – auch wenn der Lehrplan drückt, was häufig der Fall ist.
Sinkender Konsum bei Lachgas und E-Zigaretten
Erfolge der Prävention sieht Voitl auch bei den Themen Lachgas und E-Zigaretten. Bei beiden Substanzen gingen die Konsumraten nach deutlichen Anstiegen in der Vergangenheit wieder zurück. In beiden Fällen hält Elke Voitl das „erfolgreiche Zusammenspiel“ aus Aufklärung, Verkaufsverboten an Jugendliche und staatliche Werbeverbote für wichtig.
Psychische Probleme im Blick
Ein weiterer Aspekt, der sich aus den MoSyD-Daten ableiten lässt: Der Medienkonsum und der Einfluss von sozialen Netzwerken auf junge Menschen. Die 15- bis 18-Jährigen sind täglich mehrere Stunden online unterwegs. WhatsApp, Instagram, Snapchat und TikTok spielen dabei eine wichtige Rolle für die große Mehrheit der Jugendlichen.
Dies gelte ebenso für das Thema psychische Probleme, die auch Auswirkungen auf das Konsumverhalten haben können. Im Jahr 2024 gaben 19 Prozent der 15- bis 18-Jährigen an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten unter nennenswerten psychischen Problemen gelitten haben. Damit ist ihr Anteil nach mehrjähriger Steigerung in den Corona-Jahren das zweite Jahr in Folge wieder gesunken. Neben den am häufigsten genannten Problemen (depressiven Symptomen, Angst- und Panikstörungen sowie Essstörungen) spielten für einige Befragte auch selbstverletzendes Verhalten, ADHS und weitere psychische Probleme eine Rolle. Psychische Belastungen wurden von Schülerinnen mehr als dreimal häufiger genannt als von Schülern.
Alkohol am meisten diskutiert
Gesundheitsbewusst und aufgeklärt zeigen sich Frankfurter Jugendliche und junge Erwachsene 2024 beim Thema Alkohol. Der rückläufige Trend beim Konsum, der seit einigen Jahren zu beobachten ist, hat sich auch 2024 fortgesetzt. 88 Prozent der Schüler:innen trinken aktuell entweder überhaupt keinen Alkohol oder konsumieren moderat. 6 Prozent aller befragten Jugendlichen trinken episodisch riskant, 4 Prozent regelmäßig riskant, und 2 Prozent weisen ein exzessives Alkoholkonsummuster auf. Letzteres ist der Fall, wenn Jugendliche im Vormonat mehr als 20 Mal Alkohol getrunken haben oder mindestens zehnmal angetrunken oder betrunken waren.
„Auch wenn der Konsum bei der Mehrzahl der Jugendlichen über die Jahre rückläufig ist, behalten wir die kleine Gruppe von intensiv konsumierenden jungen Menschen im Blick“, sagt Oliver Müller-Maar. „Die MoSyD-Schulbefragung bleibt deshalb eine der wichtigsten Arbeitsgrundlagen, um unsere Präventions- und Beratungsangebote aufzustellen.“
Beteiligung
1054 Schüler*innen in der Altersgruppe 15 bis 18 Jahren haben sich an der Schulumfrage beteiligt. Im Durchschnitt waren sie 16,5 Jahre alt, 88 Prozent wohnten in Frankfurt am Main. Der Erhebungszeitraum der aktuellen MoSyD-Studie lag zwischen Oktober 2024 und März 2025.
Kontakt Dezernat Soziales und Gesundheit:
Pressesprecher Christian Rupp, Telefon +49 69 212-47386, E-Mail: christian.rupp@stadt-frankfurt.de
Frankfurt University of Applied Sciences, Institut für Suchtforschung (ISFF), Prof. Dr. phil. Bernd Werse, Telefon: +49 69 1533-2617, E-Mail: bernd.werse@fra-uas.de
https://www.frankfurt-university.de/isff (Webseite des Instituts für Suchtforschung)
https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/publikationen/drogenreferat/... (Ausgewählte Ergebnisse der Studie/Webseite Drogenreferat)
Prof. Dr. Bernd Werse, Leiter des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt UAS.
Quelle: NÓI CREW
Merkmale dieser Pressemitteilung:
jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
regional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
Deutsch

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