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26.11.2025 09:00

AOK und Krebsgesellschaft zum Tag der Krebsvorsorge: Aktuelle Daten geben Hinweise auf den Nutzen der HPV-Impfung

Clara Teich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Krebsgesellschaft e. V.

    Zum diesjährigen „Tag der Krebsvorsorge“ am Freitag (28. November) machen AOK und Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) auf neue Auswertungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) aufmerksam, die neue Hinweise auf positive Effekte der HPV-Impfung zur Vermeidung von Gebärmutterhalskrebs liefern. Beide Akteure rufen dazu auf, die HPV-Impfquote in Deutschland bei Mädchen und Jungen weiter zu steigern und weisen gleichzeitig auf die anhaltende Bedeutung der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen hin. Der zum Aktionstag veröffentlichte Früherkennungsmonitor 2025 des WIdO hat in diesem Jahr die Erkrankung Gebärmutterhalskrebs als Themenschwerpunkt.

    Die Auswertung des WIdO zeigt, dass bei Frauen, die in ihrer Jugend und Kindheit geimpft wurden, nur etwas mehr als halb so häufig eine Konisation durchgeführt werden muss wie bei nicht geimpften. Konisation bezeichnet das chirurgische Entfernen von auffälligem Gewebe, vorrangig von Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen, die durch persistierende HPV-Infektionen entstehen. Damit soll verhindert werden, dass sich Krebs entwickelt. Grundlage für die Analyse bildeten die Daten von Versicherten der ersten drei Jahrgänge, die bei Einführung der Impfung im Jahr 2007 zwischen 13 und 15 Jahre alt waren und zum Ende des Auswertungszeitraumes 2024 ein Lebensalter von 30 Jahren erreicht hatten.

    Dabei zeigte sich, dass in diesen Kohorten bei den gegen HPV geimpften Frauen deutlich weniger Konisationen durchgeführt wurden als bei den ungeimpften: Bis zum Alter von 30 Jahren wurden bei 10.000 geimpften AOK-Versicherten 100 Konisationen durchgeführt, bei nicht geimpften waren es 184 Konisationen (Abbildung 1). „Die WIdO-Auswertung gibt eindrucksvolle Hinweise darauf, wie effektiv die HPV-Impfung im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs ist. Sie kann augenscheinlich jungen Frauen den Eingriff einer Konisation ersparen, der bei späteren Schwangerschaften das Risiko für Frühgeburten erhöht“, sagt die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. „Die Auswertung zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, die Impfrate weiter zu steigern. Hier gibt es in Deutschland immer noch viel Luft nach oben.“

    HPV-Impfquote noch zu niedrig

    Den Daten des Robert Koch-Instituts zufolge liegt die Rate der vollständig geimpften 15-jährigen Mädchen bei 54,6 Prozent, die der 15-jährigen Jungen bei 34 Prozent. Reimann: „Auch unter Einbeziehung von Nachholimpfungen sind AOK-versicherte Frauen im Alter von 19 Jahren nur zu knapp 60 Prozent mindestens zwei Mal geimpft, 70 Prozent haben mindestens eine HPV-Impfdosis erhalten. Ziel der Weltgesundheitsorganisation ist es, bis 2030 eine Impfquote von 90 Prozent zu erreichen. Davon sind wir noch weit entfernt.“ Vom 9. bis zum 15. Geburtstag wird die Impfung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die AOKs ermöglichen darüber hinaus mindestens bis zum 18. Geburtstag eine Nachholimpfung.

    „Wir brauchen eine flächendeckende Finanzierung und höhere Verbindlichkeit für die Impfung bei sämtlichen U- und J-Untersuchungen. Auch Schulimpfungen, digitale Impferinnerungssysteme und mehr ärztliche Aufklärung können die Impfquote steigern. Letztere sollte vor allem auch für Jungen verstärkt stattfinden, denn bei diesen ist die Impfrate extrem niedrig“, betont Prof. Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. „In anderen Ländern wurden so sehr gute Ergebnisse erzielt. Deutschland liegt im europäischen Vergleich nur auf Platz 19. Wir brauchen eine Herdenimmunität, damit möglichst viel künftiges Leid vermieden werden kann.“ Auch Jungen können sich mit HPV infizieren oder das Virus übertragen. Eine Infektion kann bei ihnen zu Krebs im Mund- und Rachenraum, zu Penis- und Analkrebs führen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt daher auch bei dieser Gruppe eine HPV-Impfung.

    Hohe Inanspruchnahme der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

    Der Früherkennungsmonitor des WIdO verdeutlicht außerdem: Auch das flächendeckende Screening zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, das in Deutschland im Jahr 1971 eingeführt wurde, ist wirksam. „Jahrelang war das Zervixkarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Durch eine gute Früherkennung liegt es heute nur noch auf Platz 12“, so AOK-Vorständin Carola Reimann. Im Jahr 2022 erkrankten insgesamt 4.388 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Allerdings ist die Inzidenz seit 2010 kaum noch weiter gesunken. „Ein weiteres Zurückdrängen von Gebärmutterhalskrebs – und weiteren durch HPV verursachte Krebsarten wie Penis- und Analkarzinome sowie Kopf-Hals-Tumoren – können wir durch eine deutliche Erhöhung der Impfrate erreichen“, betont DKG-Präsident Michael Ghadimi. „Wir haben bei nur wenigen Krebsarten bisher die Chance, die Krankheitslast gegen Null zu senken. Beim Zervixkarzinom gibt es sie, und wir sollten sie durch die Kombination aus Früherkennung und HPV-Impfung unbedingt nutzen.“

    Laut Früherkennungsmonitor des WIdO hat das Gebärmutterhalskrebs-Screening in Deutschland von allen Krebs-Früherkennungsuntersuchungen die höchste Inanspruchnahme. GKV-weit wurden ca. 14,7 Millionen solcher Screening-Untersuchungen durchgeführt. Bei AOK-Versicherten zwischen 25 und 55 Jahren liegt die Teilnahmerate (in einem Zeitraum von vier Jahren von 2021 bis 2024) im Bundesdurchschnitt bei mehr als 80 Prozent. Regional variiert sie zwischen 88,8 Prozent in der niedersächsischen Grafschaft Bentheim und 73,26 Prozent im brandenburgischen Frankfurt/Oder (Abbildung 2). Nach Einbrüchen in den „Pandemiejahren“ ist die Inanspruchnahme des Screenings zwar wieder gestiegen, sie liegt aber immer noch um 1,9 Prozent unter dem Wert von 2019. AOK-Vorständin Reimann: „Weil die HPV-Impfung zwar gegen viele, aber nicht gegen alle Hochrisikostämme des Virus schützt, bleibt die Teilnahme an der Früherkennung auch für Geimpfte weiterhin wichtig“.

    Das zeigen dazu die Daten des WIdO: Auch geimpfte Frauen haben Krebsvorstufen entwickelt, die durch eine Konisation entfernt werden mussten.
    Positiv hervorzuheben ist vor diesem Hintergrund, dass die Teilnahmeraten an der Früherkennung bei ungeimpften und geimpften 25- bis 35-jährigen Frauen 2024 laut Auswertungen des WIdO annähernd gleich hoch waren. DKG-Präsident Ghadimi: „Das sind gute Nachrichten, weil die Kombination von HPV-Impfung – idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr – und regelmäßiger Vorsorge zusammen den besten Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs bieten.“

    Mehr Teilnahme an Screenings zu Darm-, Brust- und Prostatakrebs

    Der Früherkennungsmonitor beleuchtet neben dem Themenschwerpunkt Gebärmutterhalskrebs auch die jüngste Entwicklung der Teilnahmeraten bei den anderen Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs. Demnach war das am zweithäufigsten in Anspruch genommene Screening im Jahr 2024 die Früherkennung von Hautkrebs. Das Hautkrebs-Screening wurde 7,6 Millionen Mal durchgeführt. Auf Platz drei folgte die Prostatakrebs-Früherkennung, die 4,4 Millionen Männer ab dem 45. Lebensjahr erreicht hat, gefolgt vom Mammographie-Screening, an welchem rund drei Millionen GKV-versicherte Frauen teilgenommen haben. Im Rahmen des Darmkrebsscreenings wurden 2024 insgesamt 638.000 Früherkennungs-Koloskopien durchgeführt.
    Nachdem in den „Pandemiejahren“ 2020 bis 2022 bei den Früherkennungsuntersuchungen ein zum Teil erheblicher Rückgang zu verzeichnen war, zeigen die Daten zuletzt wieder deutlich höhere Teilnahmeraten.

    Tag der Krebsvorsorge findet zum vierten Mal statt

    Der „Tag der Krebsvorsorge“ findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Er ist 2022 von der AOK und der Deutschen Krebsgesellschaft ins Leben gerufen worden. Gemeinsam wollen die beteiligten Partner mit dem jährlichen Aktionstag am 28. November die Aufmerksamkeit für die Früherkennungs-Untersuchungen erhöhen. In diesem Jahr bietet die AOK umfassende Informationen zum Themenschwerpunkt „Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs“ und zur HPV-Impfung an. Auf der Website der AOK steht dafür auch ein neuer Kalender-Reminder zum Download bereit, der Eltern an ausstehende HPV-Impfungen erinnert. Zudem gibt es eine aktualisierte Version des „Vorsorg-O-Mat“. Hier können sich Nutzer*innen nach Eingabe individueller Informationen wie Alter und Geschlecht über die anstehenden Früherkennungsuntersuchungen informieren. Beide Partner informieren rund um den „Tag der Krebsvorsorge“ am 28. November auf ihren Social-Media-Kanälen intensiv über das Thema und werben für die Teilnahme an den vorgesehenen Untersuchungen.

    AOK-Website zum „Tag der Krebsvorsorge“:
    https://www.aok.de/tagderkrebsvorsorge

    Download des „Früherkennungsmonitor 2025“ des WIdO:
    https://www.wido.de/forschung-projekte/ambulante-versorgung/frueherkennung-bei-e...

    Pressekontakt Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
    Clara Teich und Angelina Gromes
    Kuno-Fischer Straße 8
    14057 Berlin

    Tel: 030 3229329-60
    E-Mail: presse@krebsgesellschaft.de
    www.krebsgesellschaft.de

    Pressekontakt AOK Bundesverband
    Dr. Kai Behrens
    Tel.: 015201563042
    Mail: presse@bv.aok.de


    Bilder

    Abb 1: Kumulative Anzahl Konisationen je 10.000 Versicherte im Zeitraum 2007-2024 nach Impfstatus der weibl. Versicherten der Geburtskohorten 1992-1994 bis zum Alter von 30 Jahren
    Abb 1: Kumulative Anzahl Konisationen je 10.000 Versicherte im Zeitraum 2007-2024 nach Impfstatus de ...

    Copyright: WIdO 2025

    Altersstandardisierte Vier-Jahres-Inansprichnahmeraten (2021-2024) der Früherkennungen des Zervixkarzinoms für weibliche AOK-Versicherte von 25-55 Jahren (2024) nach Kreisen
    Altersstandardisierte Vier-Jahres-Inansprichnahmeraten (2021-2024) der Früherkennungen des Zervixkar ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Abb 1: Kumulative Anzahl Konisationen je 10.000 Versicherte im Zeitraum 2007-2024 nach Impfstatus der weibl. Versicherten der Geburtskohorten 1992-1994 bis zum Alter von 30 Jahren


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