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19.01.1999 12:59

Teledermatologie - Multimedia@LSA-Vertragsunterzeichnung

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Die gemeinsame Multimedia-Initiative des Landes Sachsen-Anhalt und der Deutschen Telekom AG ist um einen Baustein reicher. Mit einer offiziellen Vertragsunterzeichnung ging gestern das Projekt "Teledermatologie" in Magdeburg an den Start. In diesem Modellprojekt können Patientinnen und Patienten mit komplizierten Hauterkrankungen, die in ländlichen Regionen wohnen, in ihrem Heimatort abschließend untersucht werden.

    Per Videokonferenz wird das Untersuchungsgeschehen zum Spezialisten in die Universitätsklinik übertragen, wo dann umgehend und konkret die Auswertung erfolgen kann. Für die Patientinnen und Patienten entfallen der oftmals lange Weg zum Spezialisten. Doppelbefunderhebungen werden überflüssig. Teledermatologie ist damit letztendlich ein Beitrag zur verbesserten Patientenversorgung bei gleichzeitiger Kosteneinsparung.

    Gesundheitsministerin Dr. Gerlinde Kuppe (SPD) sprach bei der Vertragsunterzeichnung von einem in Deutschland einmaligen Projekt. "Es reiht sich zugleich passgenau in die Maßnahmen des Landes im Kampf gegen Krebs ein. Teledermatologie ermöglicht, daß Ärzte an unterschiedlichen Standorten zur gleichen Zeit mit dem Patienten kommunizieren. Damit wird eine schnellere Früherkennung gewährleistet. Die Wartezeit zwischen der Diagnose und dem Einleiten einer adäquaten Therapie fällt weg. Dies dient dem Gesundheitsziel des Landes, die Sterblichkeitsrate durch Krebs zu senken."

    Dr. Hans-Jürgen Hühne, Leiter der Niederlassung 2 Magdeburg der Deutschen Telekom AG, hob hervor: "Den Sachsen-Anhaltern, ob Bürgern, Firmen, Behörden oder Kommunen steht der Weg in die multimediale Zukunft offen." Die Landesinitiative "Multimedia@LSA" wolle einen Beitrag dazu leisten, die Schritte in die richtige Richtung zu erleichtern. Das Projekt "Teledermatologie" mache deutlich, wie direkt Multimedia den Menschen nutzen und sowohl Wissenschaft und Technik als auch das Privatleben beeinflussen könne.

    Das Projekt "Teledermatologie" ist Bestandteil von "Multimedia@LSA, einer gemeinsamen Initiative von Land und Deutscher Telekom. Insgesamt umfaßt die Multimedia-Initiative sieben Projekte mit einem Gesamtfinanzvolumen von 10 Millionen DM. Das Teledermatologie-Projekt wird dabei mit 300.000 DM finanziert.

    Fachlich vorbereitet und begleitet wird das Projekt von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Die Uniklinik für Dermatologie und Venerologie mit ihrem Leiter, Prof. Dr. Harald Gollnick, fungiert als Kompetenzzentrum. In der Startphase sind zweit Hautarzt-Praxen in Wittenberg und Salzwedel mit der Klinik verbunden.

    TELEDERMATOLOGIE UND TELEMEDIZIN

    Der Begriff der Telemedizin existiert bereits seit mehr als 20 Jahren und fand seine Ursprünge in der Luft- und Raumfahrttechnik, als es notwendig wurde, medizinische Befunde von den Astronauten an die Bodenstation zu übertragen. Mit Telemedizin bezeichnet man ganz allgemein die Übertragung medizinischer Daten auf elektronischem Weg. Diese erfolgt meist computergestützt. Bei den Daten kann es sich um die Krankengeschichte, um Bilder verschiedener Untersuchungsmethoden wie feingewebliche Schnittbilder, Röntgenaufnahmen oder auch um fotografische Bilder des Patienten handeln. Eingesetzt wird die Telemedizin häufig in sogenannten Videokonferenzschaltungen, in denen mehrere Ärzte und Professoren miteinander schwierige Behandlungsfälle u.ä. diskutieren können. Auch operative Eingriffe können durch eine telemedizinische Übertragung von anderen Experten mitverfolgt werden.
    Für den Hautarzt kann die Telemedizin, die dann Teledermatologie genannt wird (Dermatologe = Hautarzt) besonders hilfreich sein, da die meisten Hauterkrankungen äußerlich sichtbar sind. Bei bestimmten Hauterkrankungen, wie insbesondere dem malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) ist es in der Regel erforderlich, die Meinung von Experten universitärer Referenzzentren miteinzuholen, um das weitere Vorgehen festzulegen. Derzeitig wird der Patient zu diesem Zwecke in der Universitätspoliklinik vorgestellt. Befindet sich die Universitätsklinik weit von dem Wohnort des Patienten entfernt, resultiert daraus insbesondere für ältere, gebrechliche Patienten eine erhebliche persönliche Belastung und zieht bei jüngeren Arbeitsausfallzeiten und Wegekosten nach sich. An diesem Punkt soll die Teledermatologie Abhilfe schaffen und Kosten reduzieren helfen, indem der behandelnde Hautarzt den Befund des Patienten durch die Aufnahme mit der Videokamera in der Praxis einschließlich auflichtmikroskopischer Vergrößerung und der Übertragung der Daten per Computer und Telefon (ISDN-Leitung) dem Experten direkt vorstellt. Es kann dann meist sofort entschieden werden, ob es sich um ein Melanom oder einen Vorläufer (dysplastischer Nävus) handelt und ob und in welchem Ausmaß eine Operation des Patienten erforderlich ist bzw. welche weiteren Untersuchungen ggf. erhoben werden müssen. Dadurch wird dem Patienten zunächst oder überhaupt die Fahrt in die Fachklinik erspart und die Diagnose in der Praxis wird schneller und sicherer gestellt. Insbesondere in Sachsen-Anhalt bietet es sich an, verstärkt solche Dienste einzurichten, da Sachsen-Anhalt über ein flächendeckendes Datenkommunikationsnetz für die Übertragung mit entsprechender Datenschutzmöglichkeit verfügt.
    Gleichzeitig lassen sich die Befunde der Patienten im Computer abspeichern, so daß eine genaue zeitliche Verfolgung über Monate und Jahre zum Beispiel eines Leberfleckes hinsichtlich seiner Größenänderung möglich ist und keine Befunde verloren gehen können oder womöglich mehrmals erhoben werden müssen. Damit wird die Früherkennung von Hauttumoren gefördert und die Qualität in der ärztlichen Betreuung der Patienten erhöht.

    Zusammenfassend stellt die Telemedizin bzw. Teledermatologie eine neue technische Errungenschaft dar, die in den kommenden Jahren sicherlich verstärkt zum Einsatz kommt und die für den Patienten und den Arzt viele Vorteile bietet und sich auch für bildgebende Verfahren in anderen Fächern eignet wie der Gastroenterologie, Urologie, Pathologie oder HNO, wo eine exakte Farbwiedergebung bei der Übertragung, klinischer Befunde unmittelbar bei der Untersuchung wie bei der Gastroduodenoskopie und Koloskopie, Blasenspiegelung oder Rhino/Tracheoskopie sowie Mikroskop-Befunde eine wichtige Rolle spielt.

    Bei weiteren Rückfragen: Prof. Dr. Harald Gollnick, Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Universität Magdeburg, Tel. 0391/67 15249


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Wirtschaft, fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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