Seit den 1950er Jahren prägt wissenschaftliche Software die Forschung, doch systematisch bewahrt wird sie kaum. Ein neues Langzeitprojekt soll das ändern: Forschende der Universitäten Bielefeld, Aachen und München sowie des Deutschen Museums erschließen ab 2026 Programme aus sechs Jahrzehnten und machen sie online zugänglich. Das Projekt wird mit 12,4 Millionen Euro aus Mitteln der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften gefördert. Am Projekt beteiligt sind die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste, die Bayerische Akademie der Wissenschaften und die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina.
Computersimulationen, auf Algorithmen basierende Analysen großer Datenmengen und Verfahren der Künstlichen Intelligenz gehören zum Alltagswerkzeug von Forschenden. Doch während die Computerhardware seit längerem Thema historischer Forschungen und Sammlungstätigkeiten ist, gilt das für die Software nicht.
„Bislang gibt es keine systematische Strategie, um diese zentralen Zeugnisse digitaler Wissenschaft zu sammeln und zu bewahren“, sagt Dr. Carsten Reinhardt, Professor für Historische Wissenschaftsforschung an der Universität Bielefeld. Das neue, auf 21 Jahre angelegte Projekt „Edition Wissenschaftliche Software“ (EWS) soll das ändern. Reinhardt leitet das Projekt gemeinsam mit Professorin Dr. Gabriele Gramelsberger von der RWTH Aachen, dem Privatdozenten Dr. Ulf Hashagen vom Deutschen Museum und dem emeritiertem Professor Dr. Helmuth Trischler von der Universität München.
Neue Forschungslinie zur Softwaregeschichte
Die Forschenden wollen den noch vorhandenen Bestand an wissenschaftlicher Software aus den Jahren 1950 bis 2010 systematisch erschließen, auswerten und edieren. Darüber hinaus soll eine neue Forschungslinie zur Softwaregeschichte der Digitalen Wissenschaft eröffnet werden. Und schließlich ist die Entwicklung von Archivierungsstandards geplant, die in einer offenen Online-Forschungsplattform zur Anwendung kommen sollen. Diese Partizipationsplattform richtet sich an die informierte Öffentlichkeit, insbesondere an pensionierte Forschende als „Citizen Scientists“, die an entsprechenden Softwareprojekten mitgearbeitet haben.
Die Zeit drängt. Denn im Unterschied zu anderen historischen Quellen wie Tontafeln, Manuskripten oder Büchern handelt es sich bei wissenschaftlicher Software um fragile Zeitdokumente, die aktiv gesichert werden müssen. Wenn diese Quellen verloren gehen, kann die Softwaregeschichte der Digitalen Wissenschaft nicht mehr erforscht werden.
Das Projekt gehört zu den vier neuen Forschungsvorhaben aus Nordrhein-Westfalen beziehungsweise mit nordrhein-westfälischer Beteiligung, die jetzt in das Akademienprogramm, dem gemeinsamen Forschungsprogramm der deutschen Wissenschaftsakademien aufgenommen wurden. Eine Chance auf Förderung haben nur exzellente Projekte von hoher wissenschaftlicher Relevanz mit einer Dauer von zwölf bis 25 Jahren. Die Finanzierung wird zur Hälfte vom Bund, zur Hälfte von den Ländern bereitgestellt. An der Universität Bielefeld ist das EWS-Projekt am Institute for Studies of Science (ISOS) angesiedelt.
Prof. Dr. Carsten Reinhardt, Universität Bielefeld
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie
Telefon: 0521 106-4665
E-Mail: carsten.reinhardt@uni-bielefeld.de
https://www.mkw.nrw/geisteswissenschaften-aus-nordrhein-westfalen-erhalten-milli... Pressemitteilung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
https://www.awk.nrw/news/akademienprogramm-vier-neue-projekte-aus-nordrhein-west... Pressemitteilung der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste
Prof. Dr. Carsten Reinhardt, Universität Bielefeld
Quelle: Universität Bielefeld
Copyright: Universität Bielefeld
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch

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