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27.09.2004 14:27

Verratene Verräter in Ost und West

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung zu "Liebe und Verrat in der deutsch-deutschen Begegnung" am 1./2. Oktober an der Universität Jena

    Jena (27.09.04) Vom Westen "verraten-und-verkauft", so fühlen sich viele Ostdeutsche angesichts der jüngsten Einschnitte, die ihnen die Reformpolitik der Bundesregierung beschert. "Dieser Vorwurf des Verrats war latent sogar schon vor der Wende vorhanden", sagt Prof. Dr. Günter Jerouschek. Der Jurist und Psychoanalytiker von der Universität Jena sieht die Wurzeln schon in der Nachkriegszeit, als die Westmächte, die - zugegebenermaßen unzumutbare - Stalin-Note (1952) zurückwiesen und so der Teilung Deutschlands Vorschub leisteten. Wenn von Verrat die Rede ist, denken jedoch vor allem Westdeutsche zunächst an die Stasi-durchseuchten Verhältnisse in der ehemaligen DDR. Sie fragen sich, wie das denn war, wo der Verräter gleich ums Eck und nicht erst hinter der Grenze wohnte. "Offenbar sitzen, wenn Menschen in Ost und West sich auszutauschen versuchen, auf beiden Seiten potenzielle Verräter am Tisch", bringt Jerouschek das Problem auf den Punkt. "Liebe und Verrat in der deutsch-deutschen Begegnung" ist daher das Thema des Symposiums der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV), das am 1. und 2. Oktober an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stattfindet. Organisiert wurde das jährliche Treffen von der Kommission West-Ost der DPV, deren Vorsitzender Jerouschek ist.

    "Diese mehrfachen Asymmetrien in der gegenseitigen Wahrnehmung des deutsch-deutschen Verhältnisses sind für unsere heutige Begegnung wichtig", begründet Jerouschek die Themenwahl. Zumal sich Verrat nicht nur auf das Verhältnis von Ost und West beschränke, sondern generell ein Thema der Psychoanalyse sei. "Denn jeder blickt auf eine individuelle Verratsvergangenheit zurück", verdeutlicht der Psychoanalytiker. Um das besondere der deutsch-deutschen Verratsgeschichte aus dem Allgemeinen heraus zu verstehen, wird Dr. Friedrich-Wilhelm Eickhoff (Tübingen), einer der "großen alten Männer der deutschen Psychoanalyse", im Eröffnungsvortrag "Zum Verrat aus psychoanalytischer Sicht" sprechen. Im weiteren Tagungsverlauf wird das Thema anhand klinischer Fallbeispiele vorgestellt. Irene Misselwitz (Jena) und ihre westdeutsche Kollegin Dorothea Lenkitsch-Gnädinger (Kassel) werden sich in einem Wechselgespräch mit dem Thema "Endstation Sehnsucht. Von der Schwierigkeit, mit der Realität zu leben" auseinandersetzen. Die Tagung findet im Hörsaal 24 des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) statt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Dr. Günter Jerouschek
    Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena
    Tel.: 03641 / 942310
    E-Mail: g.jerouschek@recht.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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