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04.12.2025 11:23

Wie viel Naturwissenschaft in der Theologie der frühen Neuzeit steckt

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Den Einfluss der Naturwissenschaften auf die Theologie in der Zeit zwischen der Reformation und der französischen Revolution fasst Prof. Dr. Christoph Sander ins Auge. Der Wissenschaftshistoriker, der zum 1. Dezember 2025 ans Centrum für religionswissenschaftliche Studien CERES der Ruhr-Universität Bochum berufen wurde, bringt dafür einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats mit. Sein Projekt „Science and Dogma (SCIGMA): Tracing Natural Knowledge within Scholastic Theology (1545–1789)”, wird für die kommenden fünf Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert.

    „Die Theologie galt bis ins 18. Jahrhundert hinein in Europa als die wohl erhabenste Wissenschaft an den Universitäten“, erklärt Christoph Sander. „Ich will wissen: Wie hat sie im Zusammenspiel mit anderen Wissenschaften funktioniert?“ Für sein Projekt wählt er eine Zeit, in der die Naturwissenschaften erstarkten und viele neue Erkenntnisse gewannen, und sich das Christentum durch die Reformation neu ordnen musste.

    Medizinische Fragen der körperlichen Auferstehung

    Sein Untersuchungsgegenstand sind theologische Lehrbücher des 16. bis 18. Jahrhunderts, die an den Universitäten für die Ausbildung angehender Priester genutzt wurden. Sie sind in großer Zahl erhalten und teils digitalisiert. „Mir kommt es besonders auf die Passagen an, in denen sich die Theologie mit naturwissenschaftlichen Fragen befasst – so seltsam das heute auch anmuten mag“, sagt Christoph Sander. Da geht es zum Beispiel um medizinische Fragen der körperlichen Auferstehung. Oder auch um die Frage, ob es bei einer Taufe ausreicht, wenn das Weihwasser nur die Haare des Täuflings berührt, nicht aber den Kopf selbst.

    Die Bücher dokumentieren sehr ernst genommene wissenschaftliche Betrachtungen. „Es ist interessant, wie unterschiedlich die intellektuelle Auseinandersetzung mit Dingen war, die wir heute zumeist als reine Glaubenssache betrachten“, sagt der Forscher. Man dürfe nicht vergessen, dass die Theologie damals der Big Player gewesen sei – mit viel Geld und immensem politischen wie gesellschaftlichen Einfluss. Säkulare Wissenschaft ist eine historische Idee, die sich entwickelt hat – und bis heute virulent bleibt.

    Zur Person

    Christoph Sander studierte an der Universität Freiburg und der Humboldt-Universität zu Berlin Philosophie und wurde an der Technischen Universität Berlin in der Wissenschaftsgeschichte promoviert. Danach forschte er unter anderem an der Bibliotheca Hertziana in Rom, am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und am Deutschen Historischen Institut in Rom. Seit 1. Dezember 2025 ist er als Juniorprofessor für Digital Humanities in der Religionsforschung am Centrum für religionswissenschaftliche Studien CERES der Ruhr-Universität Bochum.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Christoph Sander
    Centrum für religionswissenschaftliche Studien CERES
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: +49 234 32 18250
    E-Mail: christoph.sander@ruhr-uni-bochum.de

    Projektwebseite: https://www.scigma.de/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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