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04.12.2025 16:33

Nutzung unter Vorbehalt: Wie sich Künstliche Intelligenz im britischen Journalismus verbreitet

LMU Presse und Kommunikation
Ludwig-Maximilians-Universität München

    LMU-Forschende führen repräsentative Befragung zur Wahrnehmung und Nutzung von KI im Journalismus durch.

    Professor Neil Thurman und Sina Thäsler-Kordonouri vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der LMU publizieren umfassende Befunde zur Wahrnehmung und professionellen Nutzung von künstlicher Intelligenz bei Journalistinnen und Journalisten.

    Obwohl eine klare Mehrheit der britischen Medienschaffenden (62 %) der Meinung ist, dass KI eine große oder sehr große Bedrohung für den Journalismus darstellt – und nur 15 Prozent sie als große oder sehr große Chance betrachten – ergab die Studie, dass die meisten Journalistinnen und Journalisten (56 %) KI wöchentlich nutzen, 27 Prozent, von ihnen täglich. Nur 16 Prozent gaben an, noch nie mit KI gearbeitet zu haben. Die drei häufigsten Anwendungsbereiche (Transkription, Übersetzung, und Rechtschreibprüfung) betreffen die Sprachverarbeitung. Jedoch werden mittlerweile auch substanzielle journalistische Aufgaben mithilfe von KI erledigt: Mehr als ein Fünftel der Befragten gab an, KI mindestens einmal im Monat für die „Recherche von Stories” und 16 Prozent für die „Ideenfindung” und die „Produktion von Textteilen” zu verwenden. Am seltensten wird KI für die Produktion von Videos eingesetzt.

    Mithilfe einer großangelegten Onlinebefragung mit über 1000 britischen Journalistinnen und Journalisten, ermittelte das Münchener Forschungsteam die Wahrnehmung und die tatsächliche Nutzung von KI im Journalismus Großbritanniens. Die Ergebnisse wurden in Koautorenschaft mit Dr. Richard Fletcher in einem Bericht des Reuters Institute for the Study of Journalism an der Universität Oxford veröffentlicht.

    Wer nutzt KI am häufigsten?

    Weiter ergab die Studie, dass die Nutzung von KI bei Journalisten, die sich als männlich identifizieren, und jüngeren Journalistinnen und Journalisten tendenziell häufiger ist. Auch steigt der Einsatz von KI mit zunehmender Führungsverantwortung. KI-Nutzung geht jedoch nicht mit Zufriedenheit einher: „Vielnutzerinnen und -nutzer sind nicht zufriedener mit der Zeit, die sie für komplexe und kreative Aufgaben, wie das Führen von Interviews und Recherchieren, aufwenden“, beschreibt Thurman die Ergebnisse. „Tatsächlich sind jene, die KI gar nicht nutzen, am zufriedensten.“ Auch erhöhe die KI-Nutzung nicht die Zufriedenheit von Medienschaffenden in Bezug auf die Zeit, die sie mit simplen Aufgaben (‚low-level tasks‘) verbringen, denn Personen, die KI viel nutzen, seien eher der Meinung, dass sie diese Aufgaben zu oft erledigen müssten. Das könnte daran liegen, dass die Nutzung von KI mit KI-spezifischen, simplen Aufgaben, wie zum Beispiel der Bereinigung von Daten, dem Schreiben von Code oder Prompts oder der Überprüfung von KI-Ergebnissen einhergeht, glauben die Forschenden.

    KI-Integration in Nachrichtenorganisationen

    KI-Integration ist in Nachrichtenorganisationen, die zu Medienkonglomeraten gehören, stärker verbreitet, als in unabhängigen Medien und wird, so glaubt die Mehrheit der Medienschaffenden, zunehmen. Rund 40 Prozent der Befragten arbeiten in Nachrichtenredaktionen mit hauseigenen KI-Richtlinien zu den meisten der abgefragten Themen, darunter menschliche Aufsicht, Datenschutz und Transparenz. Circa ein Drittel (32 %) hat die Möglichkeit KI-Trainings wahrzunehmen. Jedoch steht dieses Angebot eher Journalistinnen und Journalisten, die für Medienkonglomerate arbeiten zur Verfügung, als denjenigen, die für unabhängige Medien arbeiten. Mehr als die Hälfte (57%) gab an, dass ihre Hauptnachrichtenorganisation nur Tools von Drittanbietern verwendet.

    Insgesamt zeigen die Studienergebnisse trotz Vorbehalten und teilweise starken ethischen Bedenken seitens der Befragten eine zunehmende Nutzung von KI im Journalismus. Auch wird eine immer größer werdende Kluft zwischen unabhängigen Medien und Großkonzernen ersichtlich: „Ohne substanzielle Änderungen, werden weniger gut ausgestattete Nachrichtenmedien auch künftig weniger KI nutzen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger KI-Schulungen erhalten und stärker von KI-Tools von Drittanbietern abhängig sein“, glaubt Sina Thäsler-Kordonouri.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Neil Thurman
    Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
    Ludwig-Maximilians-Universität München
    Tel.: +49 89 2180-9449
    E-Mail: neil.thurman@ifkw.lmu.de


    Originalpublikation:

    Neil Thurman, Sina Thäsler-Kordonouri & Richard Fletcher: AI adoption by UK journalists and their newsrooms: surveying applications, approaches, and attitudes. Reuters Institute for the Study of Journalism at the University of Oxford 2025

    https://doi.org/10.60625/risj-ea11-q402


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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