Gemeinsam mit europäischen Partnern entwickelt das Oldenburger Informatikinstitut OFFIS Schutzmechanismen für Verteilnetze bei einem Anteil von 100 Prozent erneuerbaren Energien.
Mit dem Start des EU-Forschungsprojekts „ProRES – Proactive Resilience for Increased Energy System Flexibility and Stability" arbeitet OFFIS gemeinsam mit führenden europäischen Partnern an der nächsten Generation intelligenter Stromnetze. Ziel ist es, Verteilnetze so resilient zu gestalten, dass sie auch bei extremen Wetterereignissen, technischen Störungen oder Cyberangriffen zuverlässig funktionieren – selbst bei einem Anteil von nahezu 100 Prozent erneuerbarer Energien.
Herausforderung: Sekunden entscheiden über Stromausfall
Die volatile Einspeisung von Wind- und Solarenergie sowie die zunehmende Elektrifizierung durch E-Mobilität und Wärmepumpen stellen Netzbetreiber vor wachsende Herausforderungen. Wenn mehrere kritische Ereignisse zeitgleich eintreten, bleiben oft nur Sekunden, um einen großflächigen Stromausfall zu verhindern. ProRES entwickelt digitale Lösungen, die frühzeitig warnen und im Ernstfall automatisch geeignete Gegenmaßnahmen vorschlagen.
Im Rahmen von ProRES entstehen neue Verfahren zur präziseren Zustandseinschätzung von Stromnetzen, Frühwarnsysteme für potenzielle Probleme sowie intelligente Reaktionsmechanismen. Zu den Kernkomponenten gehören KI-gestützte Prognosen, ein Szenario-Analysetool, das Tausende von „Was-wäre-wenn"-Situationen pro Minute durchspielen kann, sowie ein innovativer Schutzmechanismus, der das Netz im Krisenfall kontrolliert in einen sicheren Notbetrieb überführt – vergleichbar mit einem Airbag, der einen Totalausfall verhindert.
OFFIS konzentriert sich innerhalb des Projekts auf die Entwicklung dieses „Airbag-Systems" – einer KI-gestützten, sicheren Degradation des Stromnetzes. Lernende Software-Agenten sollen in der kritischen Phase nach einem Störfall optimale Schalthandlungen vorschlagen und vorhandene Flexibilitäten wie Batteriespeicher oder Elektrofahrzeuge nutzen, um die Versorgung möglichst vieler Verbraucherinnen und Verbraucher aufrechtzuerhalten.
Europäische Zusammenarbeit für die Energiewende
ProRES wird vom AIT Austrian Institute of Technology koordiniert und bringt Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Technologieanbieter und Verteilnetzbetreiber aus mehreren europäischen Ländern zusammen. OFFIS arbeitet dabei eng mit dem AIT zusammen, das einen digitalen Zwilling von Stromnetzen entwickelt. In dieser virtuellen Umgebung werden umfangreiche Simulationen und Trainingsläufe der KI-Agenten durchgeführt.
Ein weiterer Baustein des Projekts ist eine cyber-physische Trainings- und Testumgebung, in der reale Stromnetze samt IT- und Steuerungstechnik detailgetreu nachgebildet werden. Netzbetreiber können dort Extremsituationen gefahrlos durchspielen, neue Smart-Grid-Software auf Sicherheit und Regelkonformität prüfen und das Zusammenspiel von Mensch und KI in kritischen Momenten trainieren.
Mehrwert für Energiewende und Versorgungssicherheit
Die Ergebnisse von ProRES sollen langfristig dazu beitragen, Stromausfälle seltener und kürzer zu machen und gleichzeitig den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Netzbetreiber erhalten Werkzeuge zur besseren Risikoabschätzung, sicheren Nutzung vorhandener Flexibilitäten und gezielten Vorbereitung ihrer Teams auf Krisensituationen – ein wichtiger Baustein für ein klimaneutrales und zugleich robustes Energiesystem. Das Projekt läuft vom 1. Dezember 2025 bis zum 30. November 2028.
Dr.-Ing Eric Veith, Wissenschaftlicher Leiter im FuE-Bereich Energie
eric.veith@offis.de
OFFIS - Institut für Informatik
Escherweg 2
26121 Oldenburg
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Energie, Informationstechnik
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch

Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).