In der Antike wurden die Wälder nördlich der Alpen intensiv von Menschen genutzt und umgestaltet, zeigt eine neue internationale Studie unter Leitung der Universität Freiburg, die in PNAS erschienen ist.
Die Ausdehnung des Römischen Reiches führte zur Abholzung alter Waldbestände und zu lokaler Übernutzung. Erst in der Spätantike kam es zu einer Wiederbewaldung.
Für die Studie analysierten die Forschenden über 20.000 Holzfunde aus der Antike in West- und Mitteleuropa.
Die Wälder nördlich der Alpen wurden bereits in der Antike in großem Umfang von Menschen genutzt und umgestaltet. Insbesondere in der Römerzeit (ca. 1. Jahrhundert v. Chr. bis 5. Jahrhundert n. Chr.) gab es im Gebiet zwischen Alpen und Atlantik eine intensive Holznutzung. Dies zeigt eine neue internationale Studie unter der Leitung der Universität Freiburg, die über 20.000 Holzfunde aus der Antike in West- und Mitteleuropa auswertete. Die Studie erschien jüngst in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
„Mit der Ausdehnung des Römischen Reiches nördlich der Alpen konnten, wahrscheinlich durch verbesserte Transportinfrastruktur, auch zuvor ungenutzte Waldbestände erschlossen werden. Erst in der Spätantike erholten sich die Wälder von dieser intensiven Nutzung“, erklärt Dr. Bernhard Muigg, Erstautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Wald- und Forstgeschichte der Universität Freiburg.
Studie wertet über 20.000 Holzfunde aus der Antike aus
Für die Untersuchung sammelte das internationale Forschungsteam über 20.000 Holzfunde aus der Antike, deren Alter sich durch absolute Datierung genau bestimmen ließ. Die Proben stammen aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Österreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden. Diese weite räumliche Verteilung erlaubte es, sowohl regionale Unterschiede als auch überregionale Trends zu erkennen. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von der jüngeren Eisenzeit bis ins Frühmittelalter (300 v. Chr. bis 700 n. Chr.). Das ermöglichte es den Forschenden, vorrömische, römische und nachrömische Entwicklungen zu vergleichen.
Krisen des römischen Imperiums sind im Holz ablesbar
Die Daten belegen, dass die nordalpinen Wälder bereits in vorrömischer Zeit stark beansprucht wurden. Während der römischen Besetzung dienten jedoch zumeist relativ alte Waldbestände als Bauholzquelle. Die Forschenden erklären das mit einer verbesserten Transportinfrastruktur und -organisation, die es erlaubte, bis dahin ungenutzte Wälder im Hinterland zu erschließen. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. nahm das Durchschnittsalter der Bäume merklich ab, zeitgleich kam es zum Verschwinden besonders alter Bäume. Dies deutet auf eine lokale Übernutzung von Wäldern hin, so die Forschenden.
In dieser Phase zeichnen sich auch politische Krisen des Imperiums ab: Der Rückgang von Warenaustausch und Holztransport lässt sich daran ablesen, dass aus dieser Zeit weniger Nadelhölzer und daraus hergestellte Transportbehältnisse wie Holzfässer gefunden wurden. In der Spätantike (ca. spätes 3. bis 5. Jahrhundert n. Chr.) kam es dann zu einer Wiederbewaldung, die sich durch den Wuchsbeginn der Altbäume des Frühmittelalters indirekt belegen lässt.
„Die von uns gesammelten Daten sind eine wichtige Ergänzung zur interdisziplinären Erforschung der Antike. Sie verbessern das Verständnis für die ökologischen und sozioökonomischen Folgen der römischen Expansion und liefern neue Erkenntnisse über die langfristige Wechselwirkung zwischen menschlicher Aktivität und Walddynamik“, hebt Muigg hervor.
Weitere Informationen:
Originalpublikation: Muigg, Bernhard et al.: Woodlands of Antiquity: A millennium of dendrochronological data on forest exploitation and timber economy between the Alps and the Atlantic. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) 2025, 122 (48). DOI: 10.1073/pnas.2516240122
Dr. Bernhard Muigg forscht an der Professur für Wald- und Forstgeschichte der Universität Freiburg. Zu seinen Schwerpunkten gehören die Dendroarchäologie und die historischen Wechselwirkungen zwischen menschlichen Gesellschaften und Wäldern sowie Waldprodukten.
https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2516240122
https://uni-freiburg.de/waldnutzung-in-der-antike-roemische-expansion-veraendert...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geschichte / Archäologie, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch

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