Eine im August 2025 durchgeführte Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen eine Außenpolitik gegenüber Gaza und Israel befürwortet, die sich am Völkerrecht orientiert und auf die Wahrung der Menschenrechte abzielt. Eine kritische Reflexion über die Gründe und Konsequenzen der Kluft zwischen öffentlichem Meinungsbild und außenpolitischem Handeln ist daher dringend geboten. Prof. Dr. Thomas Richter (GIGA) und Prof. Dr. Christine Binzel (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg) haben die wichtigsten Studienergebnisse jetzt veröffentlicht.
Über die Ansichten der in Deutschland lebenden Bevölkerung zum Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und Israels anschließender militärischer Offensive in Gaza ist wenig bekannt. Eine im August 2025 durchgeführte quotierte, repräsentative Online-Umfrage mit 1.050 Befragten gibt Einblicke in die Meinungen darüber sowie in die Bewertung der Medienberichterstattung, das Verständnis von Antisemitismus und die Haltung zur Erinnerungskultur.
Es stimmen 68 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Hamas am 7. Oktober 2023 Kriegsverbrechen begangen hat. Ähnlich viele (65 Prozent) sind der Ansicht, dass die israelische Armee Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Gaza begehe. Es stimmen 59 Prozent zu, dass Israels militärisches Vorgehen als Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung zu bewerten sei.
Nur zehn Prozent stehen uneingeschränkt hinter der Aussage, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson sein sollte. Mehr als zwei Drittel sind der Meinung, dass sich die deutsche Außenpolitik vom Völkerrecht und den universellen Menschenrechten leiten lassen soll.
Über 60 Prozent hätten sich bereits von der Ampelregierung gewünscht, israelische Kriegsverbrechen in Gaza zu benennen und zu verurteilen. Es sprechen sich 68 Prozent dafür aus, dass die aktuelle Bundesregierung die israelische Regierung zu einem Ende der Blockade Gazas und einer permanenten Waffenruhe drängt. Nur 18 Prozent wünschen sich eine stärkere militärische Unterstützung Israels.
Es sind 61 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Kritik an Israel von Antisemitismus zu trennen sei. Schließlich sind 56 Prozent der Meinung, dass Deutschlands historische Verantwortung Jüdinnen und Juden gelten solle und nicht dem israelischen Staat.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass sich weite Teile der in Deutschland lebenden Bevölkerung für eine Neuausrichtung der deutschen Außenpolitik mit Blick auf Gaza und Israel aussprechen. Die Mehrheit der von uns Befragten wünscht sich eine Außenpolitik, die sich klar am Völkerrecht orientiert. Eine daraus resultierende Konsequenz ist das Vermeiden von Doppelstandards – ein Anliegen, welches ebenfalls mehrheitlich befürwortet wird. Eine kritische Reflexion über die Gründe und Konsequenzen der Kluft zwischen öffentlichem Meinungsbild und außenpolitischem Handeln ist dringend geboten. Eine fortgesetzte Neigung, völkerrechtliche Prinzipien nicht universell anzuwenden, hat das Potenzial, die bestehenden Unterschiede weiter zu vertiefen.
Die Studie wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung finanziert und ist in Kooperation zwischen Prof. Dr. Thomas Richter (GIGA), Prof. Dr. Christine Binzel (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Peter Wetzels (Universität Hamburg) umgesetzt worden.
Prof. Dr. Thomas Richter
Lead Research Fellow am GIGA Institut für Nahost-Studien
Tel.: +49 (40) 42825-528
E-Mail: thomas.richter@giga-hamburg.de
Binzel, Christine, und Thomas Richter (2025), Gaza, Israel und Deutschlands Außenpolitik: ein Meinungsbild, GIGA Focus Nahost, 7, Hamburg: German Institute for Global and Area Studies (GIGA)
DOI: https://doi.org/10.57671/gfme-25071
https://www.giga-hamburg.de/de/publikationen/giga-focus/gaza-israel-und-deutschl...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Politik
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch

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