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08.12.2025 10:44

Wie wenig Information unser Gehirn für Gesichtserkennung braucht

Sophia Jahns Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik

    • Menschen können Gesichter in Überlagerungen von bis zu acht Bildern identifizieren.
    • Vertraute Gesichter werden zuverlässiger erkannt.
    • Mögliche Anwendungen liegen in der Verhinderung von Identitätsbetrug.

    Menschen sind bemerkenswert gut darin, Gesichter trotz Veränderungen zu erkennen. Alterung, Gewichtsveränderungen, Gesichtsbehaarung oder sogar Schönheitsoperationen hindern uns in der Regel nicht daran, Personen allein anhand ihrer Züge identifizieren.
    Wie gut Menschen Gesichter erkennen können, wenn wichtige Identitätsmerkmale unscharf oder reduziert sind, ist schon länger Gegenstand der Forschung, zumal eine präzise Beantwortung dieser Frage dazu beitragen könnte, Betrug mit Ausweisdokumenten zu verhindern. Bisherige Studien haben jedoch nicht genau bestimmt, ab welchem Grad der Veränderung es nicht mehr möglich ist, ein Gesicht zu identifizieren.
    Forschende des Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen und der University of East Anglia in Norwich (UK) sind dieser Frage nun mithilfe von Morphing dreidimensionaler Gesichter nachgegangen. Bei diesem Verfahren werden die Merkmale zweier oder mehrerer Gesichter rechnerisch miteinander kombiniert, sodass ein einziges Bild entsteht, das wie eine Mischform der Ausgangsgesichter wirkt.

    Die Grenzen der Gesichtserkennung

    Den Studienteilnehmenden konnten in Bildern, die aus drei verschiedenen Gesichtern zusammengesetzt waren, im Durchschnitt etwa die Hälfte der ursprünglichen Gesichter korrekt erkennen. Mit zunehmender Anzahl kombinierter Gesichter nahm die Erkennungsgenauigkeit ab. Selbst bei Mischungen aus acht Gesichtern lagen die Identifikationsraten jedoch immer noch über dem Zufallsniveau.
    „Dies deutet darauf hin, dass Gesichtserkennung auch dann möglich ist, wenn man lediglich ein Achtel seiner Identitätsmerkmale zur Verfügung hat“, kommentiert Isabelle Bülthöff vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Hauptautorin der Studie. Jenseits dieser Schwelle stößt die Erkennung jedoch an ihre Grenzen: Bei Mischungen aus zehn Gesichtern sank die Fähigkeit der Teilnehmenden, die Gesichter korrekt zu identifizieren, auf Zufallsniveau.
    Darüber hinaus stellte das Team fest, dass die Versuchspersonen ihnen bekannte Gesichter in den Morphs zuverlässiger erkannten, vor allem besonders vertraute Gesichter wie die von Familienangehörigen oder Freunden. Die Ergebnisse verbesserten sich zudem, wenn die Teilnehmenden die Originalbilder sehen konnten, anstatt sich allein auf ihre Erinnerung an die Personen zu verlassen.
    Die Studie lässt jedoch offen, ob die Ergebnisse auch davon abhängen, ob besonders markante oder eher durchschnittliche Gesichter identifiziert werden sollen. Weitere Untersuchungen sind nötig, um besser zu verstehen, wie die individuellen Besonderheiten eines Gesichts seine Erkennung unter erschwerten Umständen beeinflusst.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Isabelle Bülthoff
    Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
    Max-Planck-Ring 6-14
    72076 Tübingen
    isabelle.buelthoff@tuebingen.mpg.de


    Originalpublikation:

    Mintao Zhao, Isabelle Bülthoff: How much face identity information is required for face recognition? Cognition, Vol. 262, 2025.


    Bilder

    Gesichtsmorphing kombiniert die Merkmale zweier (oder mehrerer) Gesichter.
    Gesichtsmorphing kombiniert die Merkmale zweier (oder mehrerer) Gesichter.
    Quelle: Jan Rubinowicz via Wikimedia


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Gesichtsmorphing kombiniert die Merkmale zweier (oder mehrerer) Gesichter.


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