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09.12.2025 11:30

Elefanten, Giraffen und Nashörner leben dort, wo es genug Salz hat

Melanie Nyfeler Kommunikation
Universität Zürich

    In manchen Regionen Afrikas können insbesondere die grossen Pflanzenfresser ihren Natriumbedarf nur unzureichend decken. Da viele Schutzgebiete in salzarmen Gebieten liegen, hat diese Knappheit auch Folgen für den Natur- und Tierschutz, sagen Forschende der UZH.

    Pflanzenfressende Tiere benötigen regelmässig Natrium, damit ihr Stoffwechsel einwandfrei funktioniert. Nutztiere erhalten deshalb seit Langem Salz- oder Minerallecksteine. Bei Wildtieren hängt die Versorgung dagegen stark vom Lebensraum ab: In manchen Gebieten liefern Pflanzen und natürliche Salzquellen genügend Natrium, in anderen Regionen kann ein Mangel auftreten. Solche Unterschiede können beeinflussen, wo sich bestimmte Wildtierarten ansiedeln oder wie weit sie zu natürlichen Salzlecken wandern.

    Eine neue Studie in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich zeigt nun, dass die grössten freilebenden Pflanzenfresser der Erde – Elefanten, Giraffen und Nashörner – vielerorts nur eingeschränkten Zugang zu Natrium haben. Die Forschenden kombinierten dazu hochauflösende Karten zum Natriumgehalt von Pflanzen mit Daten zur Populationsdichte der Tiere und mit Ergebnissen aus Kotanalysen. Da sich ein Natriummangel in der Nahrung im Kot direkt nachweisen lässt, konnten sie so Rückschlüsse auf die tatsächliche Versorgungslage der Arten ziehen.

    Risiko steigt mit zunehmender Körpergrösse

    «In Afrika variiert die Natriumverfügbarkeit in Pflanzen von einer Region zur anderen um das 1000-fache», sagt Marcus Clauss, Klinikdirektor am Tierspital der Universität Zürich und Mitautor der Studie. «Wilde Pflanzenfresser können deshalb in einigen Gebieten einfach nicht genug Salz über ihre Nahrung aufnehmen.»

    Doch nicht alle Herbivoren sind gleich stark betroffen: Die Forschenden stellten fest, dass die Salzknappheit insbesondere bei den grössten Arten, den Megapflanzenfressern, ausgeprägt ist. Damit bestätigen sie frühere Ergebnisse, wonach das Risiko von Natriummangels mit zunehmender Körpergrösse steigt.

    Salzknappheit bestimmt Siedlungsraum von Megapflanzenfressern

    Dies erklärt auch bestimmte Verhaltensweisen von Wildtieren. «In Kenia etwa dringen Elefanten in Höhlen vor, um an natriumreiche Felswände zu gelangen, während sie im Kongo in Flussbetten nach Salz graben. Und dieses Verhalten beschränkt sich nicht auf Elefanten: Gorillas liefern sich Kämpfe um besonders salzhaltige Nahrungsmittel, und Nashörner, Gnus sowie Zebras versammeln sich oft an Salzpfannen in der Kalahari», sagt Erstautor Andrew Abraham von der Northern Arizona University.

    Zudem liefert die Studie eine neue Erklärung für den geringen Bestand grosser Pflanzenfresser in Westafrika, einer eigentlich vegetations- und artenreichen Region, in der jedoch nur wenige Megaherbivoren vorkommen. Die Forschenden vermuten, dass ein ausgeprägter Natriummangel dabei eine zentrale Rolle spielt, wohl in Kombination mit weiteren Faktoren wie Überjagung und geringer Bodenfruchtbarkeit.

    Mögliches Konfliktpotenzial

    Die Forschenden verweisen zudem auf wichtige Fragen für den Natur- und Tierschutz: «In von Menschen besiedelten Gebieten entstehen durch Bohrlöcher oder – in nördlichen Erdregionen durch Streusalz - künstliche Natrium-Hotspots. Da viele Schutzgebiete jedoch in natriumarmen Landschaften liegen, könnten Tiere, die auf der Suche nach Salz weite Wege zurücklegen, künftig vermehrt in Konflikt mit Menschen geraten», erklärt Clauss.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Kontakt
    Prof. Marcus Clauss
    Co-Direktor der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere
    Tierspital der Universität Zürich
    +41 79 650 32 68
    mclauss@vetclinics.uzh.ch


    Originalpublikation:

    Literatur
    Andrew J. Abraham et al. Sodium constraints on megaherbivore communities in Africa, Nature Ecology & Evolution. 9. Dezember 2025. Doi: https://doi.org/10.1038/s41559-025-02917-y


    Weitere Informationen:

    https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2025/Herbivores.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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