Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring sieht drei zentrale Handlungsfelder, die in den kommenden Jahren politisch stärker in den Fokus rücken sollten.
Erstens ist das Marktdesign an die Anforderungen eines Stromsystems anzupassen, das bereits zu mehr als 50 Prozent auf erneuerbaren Energien basiert. Hierbei spielen Preissignale, die Anreize für einen effizienten Systembetrieb bieten, eine zentrale Rolle. Zweitens sind Strategien für die stofflichen Energieträger von zentraler Bedeutung. Für Wasserstoff geht es darum, wie der Hochlauf gestaltet wird, während bei Erdgas und Mineralöl die Nachfrage absehbar zurückgeht. Drittens sollten aus Sicht der Expertenkommission die Maßnahmen zur Förderung der Energiewende konsistent, effizient und aufeinander abgestimmt sein, um die nächste Phase der Energiewende hin zur Klimaneutralität erfolgreich zu gestalten. Unnötige und kontraproduktive Maßnahmen sollten zurückgefahren werden.
„Die Energiewende kommt voran, doch der aktuelle Monitoringbericht zeigt: Insbesondere bei den Themen Versorgungssicherheit, Netzinfrastruktur und Energieeffizienz bestehen weiterhin erhebliche Herausforderungen“, sagt der Kommissionsvorsitzende Prof. Dr. Andreas Löschel. „Es braucht jetzt Entschlossenheit, damit die Energiewende Kurs hält. Dabei geht es nicht um einzelne Maßnahmen, sondern um einen verlässlichen und langfristig stabilen Rahmen für die Energiewende.“
Die Mitglieder der unabhängigen Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring, Prof. Dr. Andreas Löschel (Vorsitzender), Prof. Dr. Veronika Grimm, Dr. Felix Matthes und Prof. Dr. Anke Weidlich haben heute ihren aktuellen Monitoringbericht Herrn Staatssekretär Frank Wetzel im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie übergeben. Die Bundesregierung hatte die Kommission aus vier unabhängigen Energieexpert*innen im Jahr 2011 für das Monitoring der Energiewende eingesetzt.
Bezahlbare Energie sichert Unterstützung für die Energiewende
Die Expertenkommission betont, dass bezahlbare Energie für deutsche Haushalte und Unternehmen von herausragender Bedeutung sei, um industrielle Abwanderung zu verhindern und eine breite Akzeptanz der Energiewende zu gewährleisten. Aus Sicht der Expert*innen sollten dabei Maßnahmen, die die Systemkosten senken und dadurch die Effizienz der Energiewende steigern, Vorrang vor Entlastungen aus Staatsmitteln haben.
Marktpreise als zentrales Koordinationsinstrument
Angesichts der stark unterschiedlichen Standortbedingungen für die Stromerzeugung in Deutschland sind regional differenzierte Börsenstrompreise eine zentrale Voraussetzung für einen effizienten Anlagenbetrieb und rationale Investitionsentscheidungen. Zahlreiche potenziell erforderliche Fördermaßnahmen können ihre steuernde Wirkung nur dann vollständig entfalten, wenn regional variierende Erlöse die tatsächlichen wirtschaftlichen Knappheiten angemessen widerspiegeln und entsprechende Investitionsanreize setzen.
„Um die Energiewende effizient voranzutreiben und die Kosten im Rahmen zu halten, ist es entscheidend, dass stärker auf Marktsignale gesetzt wird“, betont Prof. Dr. Veronika Grimm. „Dies umfasst sowohl ein weiterentwickeltes Strommarktdesign als auch die Bepreisung von Emissionen. Nur so können Investitionen wirksam gesteuert und Fehlanreize vermieden werden.“
Integrierte Strategie für das Auslaufen der Erdgasnutzung nötig
Neben dem Ende der Kohleverstromung wird auch der Absatz von Mineralöl und Erdgas in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten massiv zurückgehen. Das hat Konsequenzen für die Erdgasinfrastruktur, die nur teilweise für Wasserstoff umgenutzt werden kann. Trotzdem muss eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet werden, etwa durch unterschiedliche Bezugsquellen für Erdgas und ausreichend gefüllte Speicher.
Dr. Felix Chr. Matthes stellt fest: “Vor dem Hintergrund der klimapolitischen Ziele ist es notwendig, den Erdgasverbrauch in Deutschland zu reduzieren und längerfristig auf null zurückzuführen.“ Angesichts der unterschiedlichen möglichen Entwicklungen im Gassektor sei für die künftige Gas- und Wasserstoffpolitik eine integrierte und flexible Strategie notwendig, die derzeit noch nicht zu erkennen sei. Ähnliches gelte für die Mineralölwirtschaft und die Entwicklung des Raffineriesektors in Deutschland.
Erneuerbare Energien weiter ausbauen
Den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sieht die Expertenkommission auf einem guten Weg. Gleichzeitig konstatiert sie, dass das Stromsystem aktuell in eine neue Phase eintrete, in der die erneuerbaren Energien bald zwei Drittel der Stromerzeugung abdecken und weitere Teile der Wärmeversorgung, der Mobilität und der industriellen Prozesse elektrifiziert werden müssen.
„Deshalb ist es richtig und notwendig, stärkere Anreize für systemdienliche Investitionen und einen systemdienlichen Betrieb von Erzeugungsanlagen, Speichern und der flexiblen Stromnachfrage zu schaffen, um die Integration der erneuerbaren Energien zu verbessern und die dringend benötigte Elektrifizierung zu fördern“, unterstreicht Prof. Dr. Anke Weidlich.
Zentraler Ansprechpartner bei der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring
Prof. Dr. Andreas Löschel (Vorsitzender)
Inhaber des Lehrstuhls Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit
Ruhr-Universität Bochum
Telefon: +49 234 32 28335
E-Mail: andreas.loeschel@rub.de
Ansprechpartner am Öko-Institut
Dr. Felix Chr. Matthes
Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik
Öko-Institut Consult GmbH, Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-330
E-Mail: f.matthes@oeko.de
Ansprechpartnerin an der Technischen Universität Nürnberg (UTN)
Prof. Dr. Veronika Grimm
Leitung des Energy Systems and Market Design Lab
Telefon: +49 911 9274 1620
E-Mail: veronika.grimm@utn.de
Ansprechpartnerin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Prof. Dr. Anke Weidlich
Inhaberin der Professur für Technologien der Energieverteilung
Telefon: +49 761 203 54011
E-Mail: anke.weidlich@inatech.uni-freiburg.de
Bericht der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring 2025 [https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Monitoringbericht-2025.pdf]
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Energie, Meer / Klima, Politik
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch

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