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10.12.2025 09:00

Wie gut können Erwachsene in einer sich verändernden Welt Probleme lösen?

Sophie Zervos Kommunikation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

    Die OECD-Studie PIAAC lieferte Ende 2024 erstmals international vergleichbare Daten zum adaptiven Problemlösen, die nun für Deutschland systematisch ausgewertet wurden: Danach liegt die adaptive Problemlösekompetenz der Erwachsenen in Deutschland über dem internationalen Durchschnitt der rund 30 teilnehmenden Länder – trotz deutlicher Unterschiede innerhalb der Bevölkerung.

    Adaptives Problemlösen ist eine zentrale Schlüsselkompetenz, die Menschen befähigt, auf neue, komplexe und dynamische Situationen erfolgreich zu reagieren. Auch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht ist die adaptive Problemlösekompetenz von hoher Relevanz: Sie fördert Innovationskraft, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und sozialen Zusammenhalt und macht Gesellschaften widerstandsfähiger gegenüber strukturellem Wandel. Das Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC), untersuchte diese Fähigkeit bei den 16- bis 65-Jährigen in 31 Ländern.

    Die Ergebnisse zeigen: Erwachsene in Deutschland weisen im Mittel Kompetenzen auf, die signifikant über dem Durchschnitt der teilnehmenden OECD-Länder liegen. Gleichzeitig bestehen innerhalb der Bevölkerung deutliche Unterschiede – vor allem zwischen Personen mit unterschiedlichem Bildungsniveau, sozialer Herkunft und Geburtsland. Personen mit niedrigem Bildungsabschluss verfügen nur über geringe Problemlösekompetenzen. Auch die soziale Herkunft geht mit deutlichen Unterschieden in den adaptiven Problemlösekompetenzen einher: Erwachsene, deren Eltern ein niedriges Bildungsniveau haben, weisen im Durchschnitt niedrigere adaptive Problemlösekompetenzen auf als jene mit Eltern, die über ein hohes Bildungsniveau verfügen. Dieser Zusammenhang fällt in Deutschland im internationalen Vergleich besonders stark aus.

    Ebenso zeigen sich Unterschiede abhängig davon, ob Menschen in Deutschland oder im Ausland geboren sind: Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, weisen, in deutscher Sprache getestet, im Mittel niedrigere Problemlösekompetenzen auf als in Deutschland Geborene; auch diese Differenz fällt im internationalen Vergleich hoch aus.

    Auch für den Arbeitsmarkt ist die adaptive Problemlösefähigkeit relevant: Erwerbstätige weisen höhere Problemlösekompetenzen auf als Personen, die nicht erwerbstätig sind. Somit haben Erwachsene mit niedrigen Kompetenzen schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

    Studie und Durchführung:
    Das Programme for the International Assessment of Adult Competencies, PIAAC, untersucht als international vergleichende Studie die Grundkompetenzen im Erwachsenenalter. Die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) koordinierte Studie wurde im Jahr 2023 zum zweiten Mal durchgeführt. In Deutschland wurde PIAAC von GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften geleitet. Finanziert wurde die Durchführung in Deutschland von dem Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) unter Beteiligung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).
    An der Studie nahmen 31 Länder mit weltweit über 160.000 zufällig ausgewählten Personen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren teil, davon etwa 4.800 Personen in Deutschland. Die Teilnehmenden bearbeiteten alltagsnahe Aufgaben in den jeweiligen Landessprachen selbstständig an einem Tablet. Diese Kompetenzmessung wurde ergänzt um einen umfassenden Hintergrundfragebogen, in dem zum Beispiel soziodemografische Informationen, formale Bildung, Weiterbildung, Erwerbstätigkeit und berufliche Situation sowie Nutzung von Fertigkeiten bei der Arbeit und im Alltag erhoben wurden.

    Bericht:
    Sanja Kapidzic, Britta Gauly, Samuel Greiff, Silke Martin, Natascha Massing, Anouk Zabal, Beatrice Rammstedt (2025). Adaptives Problemlösen Erwachsener im internationalen Vergleich: Ergebnisse von PIAAC 2023. Waxmann Verlag, Münster. https://doi.org/10.31244/9783818850784

    Weitere Informationen:
    Nationaler PIAAC-Ergebnisbericht: Beatrice Rammstedt, Britta Gauly, Sanja Kapidzic, Débora B. Maehler, Silke Martin, Natascha Massing, Silke L. Schneider, Anouk Zabal. (2024). PIAAC 2023. Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich. Waxmann Verlag, Münster. https://doi.org/10.31244/9783830999652
    Internationaler PIAAC-Ergebnisbericht: OECD. (2024). Do adults have the skills they need to thrive in a changing world? Survey of Adult Skills 2023. OECD Publishing. https://doi.org/10.1787/b263dc5d-en

    PIAAC: http://www.gesis.org/piaac

    Ansprechpersonen bei GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

    Dr. Sophie Zervos
    Leitung Kommunikation & Transfer
    Vorstandsbereich
    Unter Sachsenhausen 6-8 | 50667 Köln
    Tel.: +49 (0) 221 47694-136
    E-Mail: sophie•zervos[at]gesis•org

    Dr. Sanja Kapidzic
    E-Mail: sanja.kapidzic[at]gesis.org

    Über GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
    Als eine der weltweit führenden Infrastruktureinrichtungen für die Sozialwissenschaften steht das GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Forscher*innen mit seiner Expertise und seinen Dienstleistungen auf allen Ebenen ihrer Forschungsvorhaben beratend zur Seite, sodass gesellschaftlich relevante Fragen auf der Basis neuester wissenschaftlicher Methoden, qualitativ hochwertiger Daten und Forschungsinformationen beantwortet werden können. Um diesen Service heute und in Zukunft zu gewährleisten, verknüpft GESIS seine integrierte Erhebungs- und Dateninfrastruktur mit Methoden, Modellen und Algorithmen der Informatik im sozialwissenschaftlichen Anwendungsfeld und erweitert kontinuierlich sein Angebotsportfolio im Bereich digitaler Verhaltensdaten. GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, Konsortialführerin von KonsortSWD in der NFDI und unterhält institutionelle und projektbezogene Kooperationen mit zahlreichen Universitäten und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland. GESIS beteiligt sich an wichtigen europäischen Projekten wie dem European Social Survey (ESS), der European Value Study (EVS), dem europäischen Archivverbund CESSDA oder dem OECD-Projekt Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Sanja Kapidzic
    E-Mail: sanja.kapidzic[at]gesis.org


    Originalpublikation:

    Sanja Kapidzic, Britta Gauly, Samuel Greiff, Silke Martin, Natascha Massing, Anouk Zabal, Beatrice Rammstedt (2025). Adaptives Problemlösen Erwachsener im internationalen Vergleich: Ergebnisse von PIAAC 2023. Waxmann Verlag, Münster. https://doi.org/10.31244/9783818850784


    Weitere Informationen:

    http://www.gesis.org/piaac


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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