Aktuelle Forschungsdaten des Deutschen Jugendinstituts zeigen, dass strukturelle Hürden und soziale Ungleichheit die politische und gesellschaftliche Partizipation von jungen Menschen erschweren. Wie gelingt echte Jugendbeteiligung, fragt deshalb die neu erschienene Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse.
Demokratische Beteiligung muss erlernt werden. Wer politische Prozesse verstehen, die eigene Meinung ausdrücken, im Dialog vertreten und Kompromisse gestalten soll, benötigt Kompetenzen, die eingeübt werden müssen. Gerade deshalb sind frühe Beteiligungschancen in Kindertageseinrichtungen, Schulen sowie Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe zentral für eine lebendige Demokratie. Doch aktuelle Forschungsbefunde des Deutschen Jugendinstituts (DJI) machen deutlich, dass insbesondere strukturelle Hürden und soziale Ungleichheit verhindern, dass Kinder und Jugendliche ihre gesetzlich verankerten Beteiligungsrechte wahrnehmen können. „Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen machen die Einbindung junger Menschen dringlicher denn je“, betont Prof. Dr. Susanne Kuger, Forschungsdirektorin des Deutschen Jugendinstituts (DJI), im Editorial der neu erschienenen Ausgabe des Forschungsmagazins DJI Impulse.
Die Autor:innen der Doppelausgabe 3+4/2025 beschäftigen sich mit der Frage, wie eine stärkere Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen im pädagogischen Alltag sowie in politischen Prozessen ermöglicht werden kann. Wissenschaftler:innen analysieren in ihren Beiträgen Chancen und Grenzen einer Jugendbeteiligung – und zeigen auf Basis aktueller Forschungsdaten die komplexen Voraussetzungen für echte Partizipation auf. In einer Sonderrubrik mit exemplarischen Good-Practice-Projekten am DJI schildern sie zudem, wie die Einbindung junger Menschen in die Forschungsarbeit gelingen kann.
Fast die Hälfte der Kinder aus Familien mit niedrigem Bildungsstatus beteiligt sich weder gesellschaftlich noch politisch
Die aktuellen Analysen zeigen deutlich: Junge Menschen wollen sich einbringen, doch ihre Möglichkeiten dazu unterscheiden sich stark. Den Auswertungen des DJI-Surveys „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“, kurz AID:A, zufolge hängt das Engagement vor allem vom Bildungsniveau und der finanziellen Lage der Eltern ab. Fast die Hälfte (45 Prozent) der befragten 12- bis 17-Jährigen mit geringem Bildungshintergrund und gut ein Drittel (34 Prozent) der jungen Menschen aus armutsgefährdeten Familien sind in den erhobenen Bereichen weder gesellschaftlich noch politisch aktiv. Bei Gleichaltrigen aus Familien mit hohem Bildungsstatus und ohne Armutsrisiko liegen diese Anteile bei lediglich 12 beziehungsweise 14 Prozent. Abgefragt wurden Aktivitäten in verschiedenen Vereinen oder aus politischen Gründen, wie etwa die Teilnahme an öffentlichen (digitalen) Diskussionen, Demonstrationen oder Bürgerinitiativen.
Mit der UN-Kinderrechtskonvention und ihrer Umsetzung im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) ist die Beteiligung junger Menschen rechtlich festgeschrieben. Wie groß die Lücke zwischen Anspruch und Praxis jedoch bleibt, machen die Beiträge der neuen DJI-Impulse-Ausgabe deutlich. Sowohl in Kindertageseinrichtungen, Schulen und Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, als auch in politischen Beteiligungsprozessen von Kommunen, Ländern und Bund mangelt es an Ressourcen und an verbindlichen Standards, die echte Mitgestaltung ermöglichen. Studien verweisen zum einen auf methodische Unsicherheiten der Fachkräfte, auf hierarchische Institutionenkulturen und erwachsenenzentrierte Strukturen sowie Machtasymmetrien.
Nur symbolische Beteiligung schwächt das Vertrauen in die Demokratie
„Damit junge Menschen politische Selbstwirksamkeit erfahren und Vertrauen in demokratische Prozesse entwickeln, braucht es ausreichende Ressourcen und Erwachsene, die bereit sind, Entscheidungsmacht zu teilen“, sagt Dr. Frank, Greuel, Experte für Demokratieförderung und Partizipation am DJI. Zugleich macht er darauf aufmerksam, dass eine lediglich symbolische Beteiligung von Jugendlichen negative Folgen für deren demokratische Haltungen haben kann. Auch das Bundesjugendkuratorium (BJK), dessen Geschäftsstelle am DJI angesiedelt ist und das die Bundesregierung in Querschnittsfragen der Kinder- und Jugendpolitik berät, betont in seinem Beitrag die Bedeutung altersgerechter, transparenter Rückmeldungen an junge Menschen darüber, wie sich ihre Beteiligung tatsächlich auswirkt.
Das Forschungsmagazin DJI Impulse berichtet über die wissenschaftliche Arbeit am DJI, einem der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute in Deutschland. Regelmäßig informieren Forschende über relevante Themen aus den Bereichen Kindheit, Jugend, Familie sowie Bildung und liefern Impulse für Politik, Wissenschaft und Fachpraxis.
Dr. Frank Greuel greuel@dji.de
Prof. Dr. Susanne Kuger kuger@dji.de
Forschungsmagazin DJI Impulse. „Besser beteiligen. Warum die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen wichtig ist – und wie sie gelingen kann“. Heft 3+4/2025 (Nr. 140+141), Deutsches Jugendinstitut, München
https://www.dji.de/impulse Ausgaben des Forschungsmagazins DJI Impulse inkl. digitale Angebote
https://www.dji.de/jugendbeteiligung Online-Schwerpunkt zur DJI-Impulse-Ausgabe 3+4/2025
https://www.dji.de/videocast-perspektiven-folge9 Videointerview zur DJI-Impulse-Ausgabe 3+4/2025
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Politik
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch

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