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10.12.2025 12:22

Bundesforschungsministerium unterstützt Kieler Pflanzenforschung zur Klimaanpassung mit 2,25 Millionen Euro

Eva Sittig Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    CAU-Postdoc Dr. Farooq Ahmad erhält umfangreiche BMFTR-Förderung, um mit dem Konzept der unterstützten Baumwanderung forstwirtschaftliche Anpassungsstrategien an den Klimawandel zu untersuchen

    Der Kieler Pflanzenpathologe Dr. Farooq Ahmad, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Phytopathologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), erhält rund 2,25 Millionen Euro Forschungsförderung vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR), um mit dem Konzept der sogenannten unterstützten Baumwanderung Anpassungsstrategien für Wälder an den Klimawandel zu erforschen. Dank der Finanzierung durch das BMFTR-Förderprogramm „BioKreativ - Kreativer Nachwuchs forscht für die Bioökonomie“ kann Ahmad eine eigene Nachwuchsforschungsgruppe an der CAU einrichten und für zunächst fünf Jahre die genetischen Grundlagen der Klimaanpassung verschiedener Baumarten untersuchen. Das Institut für Phytopathologie an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät gewinnt damit eine neue Forschungsrichtung hinzu, die mittelfristig wichtige wissenschaftliche Grundlagen für die Klimaanpassung und verbesserte Biodiversität norddeutscher Wälder schaffen wird.

    „Ich möchte Farooq Ahmad im Namen der Universitätsleitung zu diesem großartigen Erfolg herzlich gratulieren. Er zeigt erneut, dass in Kiel hochtalentierte Nachwuchswissenschafterinnen und -wissenschaftler exzellente Pflanzenforschung von besonderer gesellschaftlicher Relevanz betreiben. Gleichzeitig trägt die Forschung zur Klimawandelanpassung des Waldes zur nationalen Bioökonomiestrategie bei und kann damit möglicherweise zukünftig auch interessante wirtschaftliche Perspektiven für unser Bundesland eröffnen“, betont CAU-Vizepräsident für Forschung, Professor Eckhard Quandt.

    Bäume zur Klimaanpassung „wandern“ lassen

    Der Klimawandel mit zunehmenden Dürreereignissen und steigenden Temperaturen stellt die Wälder auch in Norddeutschland vor besondere Herausforderungen. Diese Faktoren schwächen Bäume und machen sie zum Beispiel für mikrobielle Krankheitserreger oder schädliche Insekten anfälliger. „Man geht in Deutschlands Wäldern bereits von 30 bis 40 Prozent geschädigten Bäumen aus, was jährlich wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe verursacht. Der Klimawandel verändert die Standortbedingungen so, dass die meisten heute angepflanzten Wälder die Bedingungen des Jahres 2070 ohne vorbeugende Maßnahmen nicht überleben würden. Daher diskutieren Forschende eine neue Strategie, bei der Bäume aus wärmeren in kältere Klimazonen migriert werden“, beschreibt Ahmad die Rahmenbedingungen seines Forschungsprojekts.

    Pflanzen reagieren auf geänderte Umweltbedingungen auch ohne künstliche Eingriffe mit der allmählichen Ausbreitung an neue Standorte. Der menschengemachte Klimawandel läuft dafür allerdings zu schnell ab: Viele Pflanzen sind nicht in der Lage, die notwendigen Entfernungen zurückzulegen, um eine neue Umgebung mit geeigneten Bedingungen zu erreichen. Dadurch drohen heimische Wälder abzusterben. Das Konzept der unterstützten Baumwanderung zielt darauf ab, die nötige „Wanderung“ des Waldes zu beschleunigen, indem nicht-heimische und tolerantere Baumarten auf der Grundlage zukünftiger Klimawandelszenarien künstlich an weiter nördlich gelegene Standorte verpflanzt werden.

    „Wir wissen, dass das Klima auch in Norddeutschland wärmer und trockener wird. Mit Bäumen aus Südeuropa könnten wir also zum Beispiel versuchen, die Wälder im Norden für die diese künftigen Bedingungen zu wappnen. Wegen ihrer häufig besonders hohen Lebensdauer werden heute gepflanzte Bäume mit den drastisch geänderten Wachstumsbedingungen in einigen Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten zurechtkommen müssen“, erklärt Ahmad, der Fellow des KiTE-Kiel Training for Excellence Programms der CAU ist, das von den Marie Skłodowska-Curie Actions (MSCA) aus dem Horizon Europe Programm der Europäischen Union und der Universität kofinanziert wird.

    Wissenschaftliche Grundlagen für die unterstützte Baumwanderung schaffen

    Das Konzept der unterstützten Baumwanderung wird allerdings erst seit Kurzem wissenschaftlich diskutiert, so dass noch eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen sind. Dazu zählt zum Beispiel die Frage, welche an ein warmes Klima angepassten Bäumen überhaupt für eine Migration in den Norden mit derzeit noch deutlich kühleren Temperaturen geeignet sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass solche nicht-heimischen Bäume anderen Krankheitserregern ausgesetzt sind, denen sie in ihrer ursprünglichen Umgebung nicht begegnen. „Das Konzept der Baumwanderung ist daher derzeit noch riskant. In unserem neuen Forschungsprojekt wollen wir untersuchen, welche Baumarten sich besonders für die Anpflanzung in Norddeutschland eignen, insbesondere im Hinblick auf deren Klimatoleranz und Robustheit gegenüber Pflanzenpathogenen und welche Auswirkungen eine solche Umsiedlung mit sich brächte“, betont Ahmad, der bei der Einwerbung des Forschungsvorhabens vom Postdoc-Zentrum und der CAU-Abteilung für nationale Forschungsförderung unterstützt wurde.

    Konkret wird Ahmad mit seinem neuen Forschungsteam daran arbeiten, verschiedene Eichenarten aus Süddeutschland und Spanien auf ihr Migrationspotenzial nach Norddeutschland zu testen. Dazu soll ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber klimabedingten abiotischen Stressfaktoren wie Kälte und Hitze und biotischen Stressfaktoren wie bestimmten Krankheitserregern bestimmt werden. Mithilfe von Genomanalysen wollen die Forschenden spezifische Gene und genetische Prozesse zu identifizieren, die den Eichen in einer neuen Umgebung Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Kombination dieser verschiedenen, sich überlagernden Einflüsse verleihen.

    „Die so zusammengetragenen Ergebnisse über die Erbinformationen von besonders stressresistenten Bäumen sollen künftig dazu beitragen, anhand von bestimmten molekularen Markern gezielt Bäume zu züchten, die an die künftig zu erwartenden Wachstumsbedingungen angepasst sind“, so Ahmad. „Langfristig kann es so gelingen, die Verfügbarkeit des heimischen Rohstoffes Holz für eine biobasierte Wirtschaft auch unter drastisch geänderten Umweltbedingungen sicherzustellen“, fasst der Wissenschaftler das Potenzial für eine künftige wirtschaftliche Anwendungen zusammen.

    Kieler Pflanzenforschung auf Folgen des Klimawandels fokussiert

    Ahmads künftige Nachwuchsforschungsgruppe fügt sich damit bestens in das Umfeld des Kiel Plant Centers (KPC) ein, das sich schwerpunktmäßig mit den Anpassungen von Nutzpflanzen an geänderte Umweltbedingungen beschäftigt. Teil dieses Zusammenschlusses der Kieler Pflanzenforschenden im Rahmen des Forschungsschwerpunkts Kiel Life Science (KLS) ist auch die Abteilung Phytopathologie und Pflanzenschutz um Professor Remco Stam, mit der Ahmad künftig weiter eng zusammenarbeiten wird. „Farooq Ahmads innovative Arbeiten rund um die Anpassung von Wäldern an den Klimawandel passen ideal in unser übergreifendes Forschungsthema, das sich mit den Anpassungsmechanismen an den Kimawandel und die damit zusammenhängende Anfälligkeit oder Robustheit gegenüber Pflanzenpathogenen beschäftigt“, betont KPC-Mitglied Stam.

    Zur Person:
    Als KiTE Fellow und Postdoc am Institut für Phytopathologie arbeitet Dr. Farooq Ahmad derzeit in der Arbeitsgruppe von Professor Remco Stam an verschiedenen Aspekten der Pflanzenforschung, unter anderem ihrer Resilienz gegenüber Krankheitserregern und deren genetische Grundlagen. Ahmad promovierte an der Freien Universität Bozen (Italien) und absolvierte eine Postdoc-Position an der Universidad de Valladolid (Spanien), bevor er an die Universität Kiel kam. Mit der Förderung durch das BMFTR wird er als Junior-Gruppenleiter seine eigene Forschungsgruppe am Institut für Phytopathologie der CAU aufbauen.

    Fotos stehen zum Download bereit:

    https://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/fellows/farooq-ahmad.jpg
    Bildunterschrift: Dr. Farooq Ahmad erhält eine umfangreiche BMFTR-Förderung, um am CAU-Institut für Phytopathologie die Anpassung des Waldes an den Klimawandel zu erforschen.
    © Jürgen Haacks, Uni Kiel

    Weitere Informationen:

    Abteilung Phytopathologie und Pflanzenschutz,
    Institut für Phytopathologie,
    Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät, CAU:
    https://www.uni-kiel.de/de/aef/fakultaet/institute/phytopathologie/phytopatholog...

    Kiel Plant Center (KPC), CAU:
    https://www.plant-center.uni-kiel.de

    KiTE-Kiel Training for Excellence Programm,
    Postdoc-Zentrum, CAU:
    https://www.uni-kiel.de/de/forschung/wissenschaftlicher-nachwuchs/kite

    Förderprogramm „Kreativer Nachwuchs forscht für die Bioökonomie“,
    Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR):
    https://www.ptj.de/foerdermoeglichkeiten/biooekonomie/biokreativ


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Farooq Ahmad
    Abteilung Phytopathologie und Pflanzenschutz,
    Institut für Phytopathologie, CAU
    Tel.: 0431-880-4574
    E-Mail: f.ahmad@phytomed.uni-kiel.de

    Professor Remco Stam
    Abteilung Phytopathologie und Pflanzenschutz (Leitung),
    Institut für Phytopathologie, CAU
    Tel.: 0431-880-2996
    E-Mail: remco.stam@phytomed.uni-kiel.de


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-kiel.de/de/aef/fakultaet/institute/phytopathologie/phytopatholog...
    https://www.plant-center.uni-kiel.de
    https://www.uni-kiel.de/de/forschung/wissenschaftlicher-nachwuchs/kite
    https://www.ptj.de/foerdermoeglichkeiten/biooekonomie/biokreativ


    Bilder

    Dr. Farooq Ahmad erhält eine umfangreiche BMFTR-Förderung, um am CAU-Institut für Phytopathologie die Anpassung des Waldes an den Klimawandel zu erforschen.
    Dr. Farooq Ahmad erhält eine umfangreiche BMFTR-Förderung, um am CAU-Institut für Phytopathologie di ...

    Copyright: © Jürgen Haacks, Uni Kiel


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Dr. Farooq Ahmad erhält eine umfangreiche BMFTR-Förderung, um am CAU-Institut für Phytopathologie die Anpassung des Waldes an den Klimawandel zu erforschen.


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