Der Krieg in Tschetschenien ist ein Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Genozidforschung, die das Institut für Diaspora- und Genozidforschung der RUB (IDG) herausgibt. Ausgabe 1/2004 ist soeben erschienen und bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit Strategien, kollektive Gewalt zu rechtfertigen.
Bochum, 28.09.2004
Nr. 274
Im Fokus: Tschetschenien
Zeitschrift für Genozidforschung erschienen
RUB-Genozidforschung: Schwerpunkt aktuelle Gewalt
Nach dem blutigen Geiseldrama in Beslan wird Moskau mit unverändert entschlossener Härte gegen die tschetschenischen "Rebellen" vorgehen: Droht hier ein Völkermord? "Ein geplanter russischer Völkermord an den Tschetschenen dürfte sich vermutlich nicht nachweisen lassen", schreibt der Wissenschaftler Dr. Martin Malek (Wien), die Tschetschenen würden jedoch auf dem "Altar der Antiterror-Koalition Russlands und des Westens geopfert". Der Krieg in Tschetschenien ist ein Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Genozidforschung, die das Institut für Diaspora- und Genozidforschung der RUB (IDG) herausgibt. Ausgabe 1/2004 bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit Strategien, kollektive Gewalt zu rechtfertigen.
Eine zeitlose Analyse
Die Analyse der russischen Gewalt gegen Tschetschenen basiert auf tagesaktuellem Material - insbesondere aus den Medien - aus der Zeit vom ersten Krieg in Tschetschenien (1994) bis zur Ermordung des Präsidenten Kadyrow im Mai 2004. Die detaillierte Auseinandersetzung mit der Spirale aus Gewalt und Gegengewalt bleibt auch nach den jüngsten Terroranschlägen in Russland zeitlos: Sie zeigt, "dass der Krieg in Tschetschenien Russland in der internationalen Arena nicht schadet", so Malek. "Dies dürfte sich auch in der überschaubaren Zukunft nicht ändern. Der Westen wird die Vorgänge im Nordkaukasus weiterhin als viel zu unwichtig ansehen, um deswegen die Beziehungen zu Moskau zu belasten".
Jagdrituale, sexualisierte Gewalt und die literarische Verarbeitung von Genozid
Erneut greift die Zeitschrift für Genozidforschung damit ein brandaktuelles politisches Thema auf. Weitere Themen der aktuellen Ausgabe sind "Jagdrituale" beim Völkermord in Ruanda, "sexualisierte Gewalt" in der Verfolgung durch die Nationalsozialisten sowie das in der armenischen Literatur der Moderne stets wiederkehrende Thema der "Katastrophe" ("aghet", "yeghern"), wie die Armenier den Genozid von 1915/16 bezeichnen: Bereits während der 1920er und 30er Jahre führten armenische Intellektuelle und Schriftsteller eine differenzierte Diskussion um die Grenzen von Zeichensystemen und darum, wie sich die Erfahrung von Völkermord darstellen lässt. Ergänzt werden diese Beiträge um ausführliche Rezensionen aktueller internationaler Veröffentlichungen zum Thema Völkermord und um eine Forschungsbibliographie mit einer umfangreichen Auswahl einschlägiger Forschungsbeiträge und Publikationen der Jahre 2003 und 2004.
Genozidforschung als Grundlagenforschung
Seit 1999 erscheint die "Zeitschrift für Genozidforschung" des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung, einem An-Institut der Ruhr-Universität Bochum. Ziel ist, die Genozidforschung als Grundlagenforschung in die deutsche Wissenschaft einzubinden. Die Zeitschrift erscheint zweimal im Jahr und veröffentlicht aktuelle Ergebnisse der fachübergreifenden, strukturvergleichenden Genozidforschung. In der nächsten Nummer legen die Wissenschaftler vom Bochumer IDG einen Schwerpunkt auf die gegenwärtige Situation in der Region Darfur im Sudan und beleuchten damit wieder einen aktuellen politischen Brennpunkt.
Titelaufnahme
Zeitschrift für Genozidforschung. Strukturen, Folgen, Gegenwart kollektiver Gewalt, Ausgabe 1/2004, herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, Verlag Wilhelm Fink/Ferdinand Schöningh, Paderborn, ISSN: 1438-8332. Die Zeitschrift kann über den Buchhandel oder direkt über den Verlag (http://www.fink.de) bezogen werden. Der Jahresbezugspreis beträgt 34,90 Euro (für Studierende 27,90 Euro), zzgl. Versand.
Wer sich bis zum 31.10.2004 für ein Abonnement der Zeitschrift für Genozidforschung entscheidet, erhält die Jahrgänge 1-4 für eine Pauschale von 25,- Euro.
Weitere Informationen
Jutta Dämmer, Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-29702, Fax: 0234/32-14770, E-Mail: idg@rub.de
Internet: http://www.rub.de/idg/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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