Die deutsche Bevölkerung blickt mit einer Mischung aus Aufbruchsstimmung und Verunsicherung auf gesellschaftliche Veränderungen. Das zeigt das Transformationsbarometer 2025, das das Institut für Nachhaltigkeitssteuerung der Leuphana Universität Lüneburg am Donnerstag veröffentlicht hat. Grundlage ist eine bundesweite repräsentative Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Sozialforschungsinstitut infas. Niedersachsen wurde gesondert untersucht.
Laut der Studie bleibt der Begriff „Transformation“ für viele Menschen schwer greifbar. 58,6 Prozent können wenig damit anfangen, 22,8 Prozent empfinden ihn als beunruhigend. Gleichzeitig nennen die Befragten klare Prioritäten: Besonders wichtig sind ihnen Bildung (78,6 Prozent), Gesundheitsversorgung (77,4 Prozent) und öffentliche Sicherheit (62,6 Prozent). Themen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz spielen dagegen für viele eine wesentlich geringere Rolle (16,8 Prozent).
Beim Klimaschutz zeigt die Studie eine breite Zustimmung. Mehr als 74 Prozent sehen große ökologische Risiken, Maßnahmen zur Klimaanpassung finden Zustimmungswerte von mehr als 77 Prozent. Auch ein Tempolimit auf Autobahnen stößt laut Umfrage mit 68,8 Prozent auf deutliche Unterstützung. Uneinigkeit gibt es jedoch beim Tempo der Veränderungen: Während 51,9 Prozent schnelleres Handeln beim Klimaschutz fordern, plädieren 44,6 Prozent für ein vorsichtigeres Vorgehen.
Kontrovers bewertet wird auch die Frage nach staatlichen Eingriffen in den privaten Alltag. Knapp die Hälfte der Befragten spricht sich dafür aus, insgesamt 52,3 Prozent lehnen mehr Regulierung jedoch ab. Das Vertrauen in Wirtschaft und Politik ist angeschlagen: 69,2 Prozent misstrauen den Marktkräften, 17 Prozent zweifeln der Studie zufolge an der Demokratie.
Die Forschenden unterscheiden drei emotionale Reaktionsgruppen – Verunsicherte, Distanzierte und Involvierte. Trotz der Unterschiede sehen viele Befragte Politik und Wirtschaft beim Thema Nachhaltigkeit in der Pflicht. 74,4 Prozent erwarten mehr Engagement von der Bundesregierung, 77,2 Prozent von Unternehmen. Nach Ansicht von Projektleiter Professor Harald Heinrichs ist die Mehrheit der Bevölkerung bereit für Veränderungen, „aber nur, wenn sie sozial gerecht gestaltet werden und die Politik Orientierung gibt“.
In Niedersachsen zeigt sich ein ähnliches Bild wie in der gesamten Republik, teils etwas skeptischer bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) wertete die Ergebnisse als Bestätigung für den Transformationskurs der Landesregierung. Es sei ein ermutigendes Signal, dass viele Bürgerinnen und Bürger die Notwendigkeit von Veränderungen erkennen. Die Umsetzung könne aber nur gelingen, wenn die Menschen aktiv in den Transformationsprozess einbezogen werden. „Mit dem niedersächsischen Klimarat wollen wir genau das ermöglichen“, sagt Meyer.
Hintergrund:
Das Transformationsbarometer 2025 basiert auf einer repräsentativen, standardisierten Befragung der deutschen Wohnbevölkerung ab 18 Jahren zu nachhaltigkeits-orientierten Transformationsprozessen. Die Erhebung wurde im Jahr 2025 konzipiert, durchgeführt und ausgewertet und erfolgte im Rahmen des Forschungsprojekts „Nachhaltigkeitsstrategie Niedersachsen“ an der Leuphana Universität Lüneburg unter der Leitung von Prof. Harald Heinrichs. Sie wurde gefördert durch das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz.
https://doi.org/10.48548/pubdata-2337
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Informationstechnik, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch

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