Für Hausbesitzer*innen ist es schwierig, einen Überblick zum Thema energetische Gebäudesanierung zu bekommen. Informationsdefizite gibt es besonders bei geeigneten Heizungstechnologien, Förderbedingungen und gesetzlichen Verpflichtungen. Das zeigt das Forschungsprojekt „building-dialogue“, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE). Das Projektteam hat mit dem Online-Tool Building Dialogue einen Wegweiser entwickelt, der frei verfügbar ist und mit dem sich Hauseigentümer*innen ohne Vorwissen unabhängig informieren können. https://building-dialogue.rl-institut.de/
Forschende des Reiner Lemoine Instituts (RLI), des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) und der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie Berlin Brandenburg (DGS) arbeiteten zusammen an dem Projekt.
Neue Heizung, neues Dach oder eine Wärmedämmung – bei der energetischen Sanierung von Wohngebäuden gibt es viele Maßnahmen und jeweils passende Förderprogramme. Im Forschungsprojekt building-dialogue haben Expert*innen untersucht, welche Hemmnisse und Hürden private Hausbesitzer*innen, Wohnungseigentümer*innengemeinschaften (WEGs) und Wohnungsunternehmen bei energetischen Sanierungen erleben und wie ihr Informationsbedarf sowie ihre Einstellungen die Bereitschaft für eine Sanierung prägen. Die Forschenden haben außerdem betrachtet, welche Wertschöpfungseffekte in Kommunen durch Sanierungsmaßnahmen wirken können.
„Wir haben festgestellt, dass fehlende Orientierung für passende Sanierungsmaßnahmen, Unsicherheiten wegen finanzieller Belastung und die technische Akzeptanz, zum Beispiel von neuen Technologien wie Wärmepumpen, als zentrale Hinderungsgründe für Sanierungsmaßnahmen wirken“, sagt Marie-Claire Gering, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin am RLI.
Online-Wegweiser zeigt Maßnahmen, Förderung und Wertschöpfung
Auf Grundlage ihrer Erkenntnisse haben die Expert*innen einen Online-Wegweiser entwickelt. Nutzende erhalten dort eine Schritt-für-Schritt Anleitung, die ihnen bei der energetischen Sanierung hilft und Zugang zu verständlichen Informationen über die Themen Modernisierungsmöglichkeiten, Heizungswechsel, Förderprogramme und Rechtliches liefert.
Der Wegweiser ist ein Online-Tool, das Eigentümer*innen dabei unterstützt, den Ausgangszustand ihres Gebäudes sowie ihren individuellen Sanierungsbedarf einzuschätzen. Es vermittelt leicht verständliches Wissen zur energetischen Gebäudesanierung und zeigt kostenlose Beratungsangebote und weitere Tools. „Nutzer*innen können damit optimal vorbereitet in eine Energieberatung gehen, etwas für ihre Immobilie und die Energiewende tun und im besten Fall Geld sparen“, so Gering.
Sanierung fördert Wertschöpfung in den Kommunen
Energetische Sanierungsmaßnahmen können außerdem Wertschöpfung und Beschäftigung für regionale Unternehmen und damit Steuereinnahmen für Kommunen bedeuten. Werden in einer Kommune mit 2000 Gebäuden circa 20 Gebäude saniert, was einer Sanierungsquote von einem Prozent entspricht, kann im regionalen Wirtschaftskreislauf jährlich eine Wertschöpfung von über 380.000 Euro entstehen. Dies kann zu kommunalen Einnahmen von circa 26.000 Euro pro Jahr führen. Auch hierzu finden Interessierte, wie zum Beispiel Mitarbeitende in kommunalen Verwaltungen, Informationen im Wegweiser.
Bedarf an verständlichen und praxisnahen Informationen
Die Wissenschaftler*innen haben im Projekt den Bedarf unterschiedlicher Gruppen analysiert und qualitative Interviews mit Multiplikator*innen, Energieberater*innen und Entscheidungsträger*innen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Während professionelle Akteur*innen wie Wohnungsunternehmen und Energieberatende über umfassende Kenntnisse und Ressourcen verfügen, bestehen Defizite bei privaten Eigentümer*innen und WEGs.
Die Analyse zeigt das Bedürfnis dieser Gruppen nach verständlichen, praxisnahen Informationen, die Umsetzungsschritte sowie Stolperfallen und Entscheidungsoptionen beinhalten. Fragen der Budgetoptimierung, Orientierung zu Technologie-Kombinationen und die Integration regionaler Besonderheiten stehen dabei im Vordergrund. Das Online-Tool adressiert diese Bedarfe direkt und unterstützt damit Akteur*innen bei der Planung und Umsetzung energetischer Gebäudesanierungen, um die Wärmewende weiter umzusetzen.
Weiterführende Informationen
Über das Projekt building-dialogue: Das Projekt wird im Förderschwerpunkt „Energiewende und Gesellschaft“ im Rahmen des Energieforschungsprogramms des BMWE gefördert und läuft von Oktober 2023 bis Dezember 2025. Projektziel ist, den Dialog rund um energetische Sanierungsmaßnahmen zu stärken und die Akzeptanz für Gebäudesanierungen bei Eigentümer*innen zu steigern. Dazu wurden innovative Dialogformate entwickelt – für Informationsvermittlung, Konsultation und Akzeptanzsteigerung. Begleitend dazu entsteht das vorliegende Tool Building Dialogue. Mit dem Tool und den Dialogformaten können Multiplikator*innen wie Energieagenturen gezielt auf Gebäudeeigentümer*innen zugehen. Praktische Unterstützungsinstrumente sind neben themenbasierten Wissenszusammenstellungen und Linksammlungen eine eigens entwickelte Borschüre sowie ein Plakat, das Gebäudebesitzende anregen soll, erste eigene Schritte zu gehen und dabei auch professionelle Beratung hinzuzuziehen.
Das Vereinsziel der gemeinnützigen Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie Berlin Brandenburg (DGS) ist eine nachhaltige Energieversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien. Dafür arbeitet sie u.a. in Forschungsprojekten, sie bietet fachliche Weiterbildungen und technische Dienstleistungen an, erstellt Fachbücher, leistet Normen- sowie Gremienarbeit und berät individuell zur Nutzung der Sonnenenergie. https://www.dgs-berlin.de
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches und gemeinnütziges Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. In transdisziplinären Projekten erarbeitet das unabhängige Institut Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. https://www.ioew.de
Das Reiner Lemoine Institut (RLI) ist ein unabhängiges, gemeinnütziges Forschungsinstitut, das sich seit 2010 für eine Zukunft mit 100 Prozent erneuerbaren Energien einsetzt. In den drei Forschungsbereichen Transformation von Energiesystemen, Mobilität mit Erneuerbaren Energien und Off-Grid Systems arbeiten die Wissenschaftler*innen anwendungsorientiert und wissenschaftlich für die Energie- und Verkehrswende in Deutschland und international. https://www.reiner-lemoine-institut.de
Das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) ist ein wissenschaftliches Institut und eine gemeinnützige Bürger*innenorganisation mit dem Anliegen, bürger*innennah und zeitkritisch die umweltpolitische Entwicklung zu analysieren und zu befördern. Damit arbeitet das Institut seit 1990 insbesondere an der Förderung von Demokratie und Bildung im Umwelt- und Ressourcenschutz. https://www.ufu.de
Kontakt Projektleitung:
Marie-Claire Gering
Reiner Lemoine Institut
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Transformation von Energiesystemen
marie-claire.gering@rl-institut.de
Pressekontakt:
Timo Beyer
Reiner Lemoine Institut
Kommunikation
030 12084 3415
presse@rl-institut.de
Marie-Claire Gering
Reiner Lemoine Institut
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Transformation von Energiesystemen
marie-claire.gering@rl-institut.de
Online-Wegweiser Building Dialogue https://building-dialogue.rl-institut.de/
Building Dialogue: Online-Wegweiser energetische Gebäudesaniereung
Copyright: Building Dialogue 2025, mit Illustrationen von B. Sturm und B. Lancien
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Bauwesen / Architektur, Elektrotechnik, Energie, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch

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