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17.12.2025 11:05

Senkung des Blutzuckerspiegels verringert bei Menschen mit Prädiabetes das Herzinfarktrisiko

Maria Schmeiser Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Eine Senkung des Blutzuckerspiegels halbiert bei Menschen mit Prädiabetes die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Herzprobleme. Dies geht aus einer in der Fachzeitschrift The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlichten Studie des King’s College London hervor. Die Forschungsarbeit ist Teil von transCampus, einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem King's College London und der Technischen Universität Dresden (TUD).

    Demnach senkt die Normalisierung des Blutzuckerspiegels – sozusagen die Aufhebung der Prädiabetes – das Risiko, an einer Herzerkrankung zu sterben oder wegen Herzinsuffizienz im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, um mehr als 50 %.

    Diese Erkenntnis gewinnt vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse besondere Bedeutung, wonach eine Änderung des Lebensstils allein – einschließlich Bewegung, Gewichtsabnahme und Ernährungsumstellung – nicht ausreicht, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Prädiabetes zu senken.

    In ihrer Gesamtheit liefern diese Ergebnisse ein neues, lebensrettendes Therapieziel für die Behandlung von Prädiabetes und die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und könnten gleichzeitig einen Paradigmenwechsel in der klinischen Behandlung dieser Erkrankungen einläuten.

    „Diese Studie stellt eine der wichtigsten Annahmen der modernen Präventivmedizin infrage. Jahrelang wurde Menschen mit Prädiabetes vermittelt, dass sie durch Gewichtsabnahme, mehr Bewegung und eine gesündere Ernährung Herzerkrankungen und einem vorzeitigen Tod vorbeugen könnten. Eine solche Änderungen des Lebensstils ist zwar zweifellos vorteilhaft, doch gibt es keine Belege dafür, dass sie das Risiko für Herzinfarkte oder die Sterblichkeit bei Menschen mit Prädiabetes senken. Unsere Studie zeigt jedoch, dass eine Prädiabetes-Remission mit einer deutlichen Verringerung tödlicher Herzerkrankungen, Herzinsuffizienz und der Gesamtsterblichkeit einhergeht.“ – Studienleiter Dr. Andreas Birkenfeld, Diabetologie-Experte am King’s College London und am Universitätsklinikum Tübingen

    Bei Prädiabetes liegt der Blutzuckerspiegel über dem Normalwert, ist jedoch noch nicht hoch genug, um als Typ-2-Diabetes diagnostiziert zu werden. Dieser Zustand führt häufig zu Typ-2-Diabetes, und birgt zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – eine der weltweit häufigsten Todesursachen. In Großbritannien leidet etwa jeder fünfte Erwachsene an Diabetes oder Prädiabetes. In den Vereinigten Staaten ist es mehr als jeder Dritte, in China sind es sogar vier von zehn Personen. Weltweit leiden schätzungsweise mehr als eine Milliarde Menschen an Prädiabetes.

    Unter der Leitung von Dr. Andreas Birkenfeld vom King's College London und der Universitätsklinik Tübingen wurden in der Studie Daten aus zwei wegweisenden Diabetes-Präventionsstudien neu analysiert – der US-amerikanischen Diabetes Prevention Program Outcomes Study (DPPOS) und der chinesischen DaQing Diabetes Prevention Outcomes Study (DaQingDPOS). Bei beiden handelt es sich um Langzeitstudien, in denen Teilnehmende mit Prädiabetes über mehrere Jahrzehnte hinweg beobachtet wurden, und in denen Maßnahmen wie mehr Bewegung und eine gesunde Ernährung zum Einsatz kamen.

    Personen, die eine Remission ihres Prädiabetes erreicht hatten, wiesen ein um 58 % geringeres Risiko auf, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben oder wegen Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Dieser Effekt hielt auch Jahrzehnte nach der Normalisierung des Blutzuckerspiegels an, was auf eine dauerhafte Wirkung der Blutzuckerregulierung hindeutet.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere schwerwiegende kardiovaskuläre Vorfälle bei Personen, die eine Remission ihres Prädiabetes erreicht hatten, um 42 % geringer war.

    Die Ergebnisse waren sowohl bei den chinesischen als auch bei den US-amerikanischen Daten ähnlich.

    Frühere Analysen der Studien hatten gezeigt, dass kombinierte Lebensstilinterventionen, darunter mehr Bewegung und eine gesunde Ernährung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht reduzierten. Dies deutet darauf hin, dass eine Verzögerung des Diabetesausbruchs allein keinen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen bietet, solange keine wesentlichen Stoffwechselveränderungen stattfinden.

    „Unsere Studienergebnisse legen nahe, dass die Remission von Prädiabetes – neben der Senkung des Blutdrucks, der Senkung des Cholesterinspiegels und dem Aufhören mit dem Rauchen – als viertes wichtiges Instrument der Primärprävention zur wirksamen Vorbeugung von Herzinfarkten und Todesfällen dienen könnte“, fügte Dr. Birkenfeld hinzu.

    Die Studie kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(25)00295-5/fullt...

    Über transCampus

    Der transCampus ist eine transnationale strategische Partnerschaft zwischen zwei Hochschulen, die sich durch gemeinsame Strukturen auszeichnet. So gibt es gemeinsame Dekane, so genannte transCampus professorships und gemeinsame Programme. Im transCampus bündeln die Partneruniversitäten ihre Stärken, indem sie ihre komplementären Portfolios, Kompetenzen und Infrastrukturen zusammenführen. Der Fokus dieser Partnerschaften liegt stets auf exzellenter Forschung, die zur Profilbildung der TU Dresden beiträgt.

    Im Zentrum der Zusammenarbeit mit dem King’s College stehen die Internationalen Graduiertenkollegs in Innerer Medizin und Psychologie/Psychiatrie, die erfolgreich von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden ausgerichtet werden. Darüber hinaus gibt es langjährige Kooperationen in Hämatologie, Materialwissenschaften, 6G/Kommunikationssystemen und Mathematik. Eine hochwertige Ausbildung von Nachwuchswissenschaftler:innen bildet dabei einen Schwerpunkt. Die aktuelle Studie ist im Zusammenhang mit dem Graduiertenkolleg für Innere Medizin entstanden.

    „Der transCampus ist eine einzigartige Partnerschaft zwischen dem King’s College London und der Technischen Universität Dresden, eine länderübergreifende strategische Partnerschaft, die auf enger Zusammenarbeit und einem starken Engagement für Kooperation in allen Bereichen basiert. Geleitet von gemeinsamen Ideen, Werten und einer Leidenschaft für Forschung und Lehre ermöglicht der transCampus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit einer Zusammenarbeit über die Grenzen traditioneller Partnerschaften hinaus – durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, die Bündelung von Kompetenzen und die Förderung länderübergreifender Projekte und Wissenstransfers." – Professor Stefan Bornstein, Dekan im transCampus

    Mehr über transCampus: https://tu-dresden.de/internationales/partnerschaften-kooperation/partner/transc...

    Über die TU Dresden

    Die Technische Universität Dresden (TUD) zählt als Exzellenzuniversität zu den leistungsstärksten Forschungseinrichtungen Deutschlands. Mit 29.000 Studierenden und 8.500 Mitarbeitenden, 122 Studiengängen und 17 Fakultäten gehört sie zu den größten technisch ausgerichteten Universitäten des Landes. Als TUD | The Collaborative University lebt sie Zusammenarbeit über die Grenzen von Disziplinen, Organisationen und Ländern hinweg – im engen Austausch mit Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Die TUD steht für ein Selbstverständnis, das wissenschaftliche Exzellenz mit Innovationskraft und regionale Verantwortung mit globaler Orientierung verbindet – collaborative. inventive. transformative. engaged.

    Über das King’s College London

    Das King’s College London gehört zu den 35 besten Universitäten der Welt und ist die fünftbeste Universität Großbritanniens (QS World University Rankings 2026). Es ist eine der ältesten und renommiertesten Universitäten Englands. Mit seinem hervorragenden Ruf für erstklassige Lehre und Spitzenforschung behauptete das King’s College London seinen sechsten Platz in der Kategorie „Forschungsleistung” in Großbritannien (2021 Research Excellence Framework). Das King’s College London hat mehr als 33.000 Studierende (darunter mehr als 12.800 Doktoranden) aus rund 150 Ländern weltweit sowie 8.500 Mitarbeiter.

    Kontakt:

    Anne-Stephanie Vetter
    Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
    der Technischen Universität Dresden
    Tel.: +49 (0) 351 458 17903
    E-Mail: anne-stephanie.vetter@tu-dresden.de
    www.tu-dresden.de/med


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Stefan R. Bornstein
    Direktor des Zentrums für Innere Medizin sowie der Medizinischen Klinik und Poliklinik III
    am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden sowie Beauftragter Internationales der Medizinischen Fakultät der TU Dresden
    E-Mail: stefan.bornstein@ukdd.de
    Tel: +49 (0)351 458 5955


    Originalpublikation:

    https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(25)00295-5/fullt...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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