Wenn es um Wassermangel und Hungersnöte geht, denkt man heute nicht zuerst an Deutschland. 1947/48, während der alliierten Besatzungsherrschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, waren der „Dürresommer“ und die Missernten aber eine akute Bedrohung. Victor Jaeschke fragt in seinem Beitrag im neuen Heft der „Zeithistorischen Forschungen“, wie die Politik darauf reagierte und wie sich dies auf das deutsch-amerikanische Verhältnis auswirkte. Zugleich betrachtet er damalige Diskussionen um eine „Klimawende“ in Europa auch vor dem Hintergrund heutiger Debatten. Dies ist einer von insgesamt neun Beiträgen der aktuellen Ausgabe (https://zeithistorische-forschungen.de).
Das Coverfoto des Heftes zeigt eine Großdemonstration vom Januar 1948 in München. Gerade die Menschen in den Städten klagten über zu geringe Lebensmittelrationen; dies gefährdete die Legitimation der Besatzungsmächte. Ein Wochenschau-Film hatte schon im September 1947 mit dramatischen Bildern über „Die große Dürre“ berichtet. Im Kontext des beginnenden Kalten Krieges entschied sich die US-Regierung spät, aber nicht zu spät für umfangreiche Hilfslieferungen. Zudem sollten die Deutschen bald wieder mehr politische und administrative Eigenständigkeit erhalten, um nicht dauerhaft von ausländischen Hilfen abhängig zu sein. Über die akute Notsituation hinaus wurde zumindest punktuell auch nach generellen Tendenzen der Klimaentwicklung gefragt und eine größere Resilienz gegenüber extremen Wetteranomalien gefordert.
In weiteren Aufsätzen des Heftes geht es um die Strafverfolgung von Homosexuellen während der 1950er- und 1960er-Jahre in Frankfurt am Main, um die ZDF-Spielfilmserie „Keine Zeit für Abenteuer“ von 1970 als gescheiterte PR-Aktion für westdeutsche „Entwicklungshilfe“, um die bundesdeutsche Militärkooperation mit Ruanda von 1962 bis 1994 sowie um Plastiken des sowjetischen nonkonformistischen Künstlers Vadim Sidur (1924–1986), die seit den 1970er-Jahren in die Bundesrepublik gelangten und dort in vergrößerter Form als Denkmäler aufgestellt wurden.
Sidur, der den Zweiten Weltkrieg schwerverletzt überlebt hatte, setzte sich in seinem Werk intensiv mit Krieg und Massengewalt auseinander. Er kannte den ebenfalls in der Ukraine geborenen Schriftsteller Vasilij Grossman (1905–1964), dessen literarische Arbeiten seit einigen Jahren in Deutschland wieder stärker gewürdigt werden. In einem Beitrag für die Rubrik „Neu gelesen“ wird die verwickelte Publikationsgeschichte des Romans „Stalingrad“ seit Anfang der 1950er-Jahre dargestellt. Ein anderer Beitrag für diese Rubrik setzt sich mit einem deutlich jüngeren Werk auseinander: mit dem Buch „Das Jahrhundert verstehen“ (1999) des deutsch-israelischen Historikers Dan Diner, der 2025 gerade mit dem Ludwig-Börne-Preis und dem Sigmund-Freud-Preis ausgezeichnet wurde.
Die „Zeithistorischen Forschungen“ werden am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (https://zzf-potsdam.de) von Frank Bösch und Gabriele Metzler herausgegeben. Die Zeitschrift erscheint gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht (https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/journal-zeithistorische-forschungen) und zugleich im Open Access (https://zeithistorische-forschungen.de).
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Demonstration auf dem Münchener Königsplatz, 23. Januar 1948 (Stadtarchiv München, Fotosammlung, DE- ...
Copyright: Stadtarchiv München
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch

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