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19.12.2025 12:07

Inna Kotliar will wieder unterrichten

Sabine Nitz Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

    Als Inna Kotliar vor drei Jahren aus Charkiw fliehen musste, ließ sie nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihren Beruf als Lehrerin zurück. Heute steht die 45-Jährige in Nordrhein-Westfalen wieder vor einer Schulklasse – dank des Qualifizierungsprogramms LehrkräftePLUS an der Universität Siegen.

    Vor drei Jahren hat Inna Kotliar ihr Zuhause verloren. Ihr Zuhause in Charkiw. Sie floh zusammen mit ihrer Tochter aus der Ukraine nach Deutschland. In Olpe, im Sauerland, fanden sie eine kleine Wohnung. Dort fühle sie sich sehr wohl. Aber das Wort „Zuhause“, das wählt Inna Kotliar erst als sie von der Schule erzählt. Dort sei ihr alles vertraut. Seit einigen Monaten darf die 45-Jährige wieder Lehrerin sein. Noch ist sie als Praktikantin an der Sekundarschule Olpe-Drolshagen. Aber es ist der erste Schritt, um in Deutschland unterrichten zu können.

    Ermöglicht wurde ihr das durch das Programm LehrkräftePLUS an der Universität Siegen, das am Zentrum für Lehrkräftebildung und Bildungsforschung durchgeführt wird. Das Qualifizierungsangebot richtet sich an zugewanderte Menschen mit und ohne Fluchthintergrund, die in ihrem Heimatland bereits als Lehrer*in gearbeitet haben. Das Programm gibt es seit 2020 und wird neben der Universität Siegen auch an den NRW-Unis Bochum, Bielefeld, Duisburg-Essen und Köln angeboten. Gefördert wird LehrkräftePLUS als Leuchtturmprojekt durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (Förderprogramm „NRWege ins Studium).

    Inna Kotliar hat in der Ukraine Informatik und Physik an einem Gymnasium unterrichtet. Gerade mit dieser Fächerkombination ist sie an deutschen Schulen sehr gefragt. Voraussetzung, um hier unterrichten zu können, ist aber zunächst der erfolgreiche Abschluss des einjährigen Programms, bei dem sprachliche, pädagogisch-didaktische, fachdidaktische und interkulturelle Kenntnisse vermittelt werden. Am Ende gibt es ein Zertifikat. Das Zertifikat ist die Eintrittskarte für das Anschlussprogramm „Internationale Lehrkräfte Fördern (ILF)“ der Bezirksregierung Arnsberg, in dessen Rahmen die Teilnehmer*innen schon als Lehrerin bzw. Lehrer arbeiten und das dauerhafte Perspektiven an Schulen in Nordrhein-Westfalen eröffnet.

    Dr. Inga Schmalenbach ist die Koordinatorin von LehrkräftePLUS an der Uni Siegen und kennt Inna Kotliar seit der ersten Bewerbungsrunde. Das Auswahlverfahren ist nicht leicht, denn es gibt etwa vier bis fünfmal so viele Bewerber*innen wie Plätze. Ein entscheidendes Kriterium für die Aufnahme sind die Deutschkenntnisse. Klare Standardsprache, eingestuft als sogenanntes B1-Niveau, muss es mindestens sein. „Im Programm wird weiter an der Sprache gearbeitet mit Vertiefungsmöglichkeiten im Fachgebiet“, so Dr. Inga Schmalenbach.

    Inna Kotliar spricht ausgezeichnet Deutsch. „Aber es ist noch nicht gut genug“, meint sie selbstkritisch. Als Lehrerin müsse sie perfekt sprechen, um den Kindern ein Vorbild sein zu können. Deshalb vermeide sie mit den Schülerinnen und Schülern, die auch aus der Ukraine kommen, in ihrer Sprache zu sprechen. „Das hilft uns nicht weiter“, meint Inna Kotliar. „Wir müssen Deutsch lernen, das ist das Wichtigste.“

    Dass sie mit ihren vielen Jahren Berufserfahrung im Klassenzimmer nun wieder beobachtet und geprüft wird, findet sie nicht schlimm. „Ich bin froh, dass ich nicht nur eine Mentorin hatte, die ich im Unterricht begleiten konnte und die mir zu meinem Unterricht Rückmeldung gegeben hat, sondern dass sie mich auch in vielerlei Hinsicht unterstützt und mir das Gefühl gegeben hat, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“

    Schule in der Ukraine und in Deutschland sei nicht so verschieden, meint Kotliar. In der Ukraine werde Informatik allerdings schon aber der zweiten Klasse unterrichtet und vielleicht sei man im Punkt Disziplin etwas strenger. „Aber in der Schule in Deutschland achtet man sehr auf die Entwicklung des sozialen Verhaltens und das finde ich sehr wichtig.“ Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen bedeute ihr viel. „Und ich arbeite einfach gerne mit Kindern. So kann ich die Zukunft mitgestalten.“

    Dr. Inga Schmalenbach hat keine Zweifel, dass Inna Kotliar ihren Weg zurück in den Schuldienst erfolgreich meistern wird. „Bei Fächern wie Informatik und Physik, aber auch bei Mathematik und Chemie rufen die meisten Schulen hurra. Die Kompetenzen der Lehrkräfte, die aus dem Ausland zu uns kommen und sowohl fachliche als auch didaktische Erfahrungen mitbringen, sind sehr gefragt.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Inga Schmalenbach

    Programmkoordination LehrkräftePLUS Siegen

    Universität Siegen
    Zentrum für Lehrkräftebildung und Bildungsforschung
    Ressort Information – Beratung – Professionalisierung
    Tel. +49-271-740 5179
    E-Mail: schmalenbach@zlb.uni-siegen.de,
    lehrkraefteplus@zlb.uni-siegen.de


    Weitere Informationen:

    https://www.lehrkraefteplus.uni-siegen.de


    Bilder

    Inna Kotliar (links) zusammen mit Dr. Inga Schmalenbach, Koordinatorin von LehrkräftePLUS an der Universität Siegen.
    Inna Kotliar (links) zusammen mit Dr. Inga Schmalenbach, Koordinatorin von LehrkräftePLUS an der Uni ...
    Quelle: Carsten Schmale
    Copyright: Universität Siegen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    wissenschaftliche Weiterbildung
    Deutsch


     

    Inna Kotliar (links) zusammen mit Dr. Inga Schmalenbach, Koordinatorin von LehrkräftePLUS an der Universität Siegen.


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