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30.09.2004 12:26

Wenn Studenten spielen, um zu lernen - Neue Wege in der Ausbildung von Grundschullehrern

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Wer Kinder beim Spiel beobachtet, merkt schnell, wie versunken sie in diese Aktivität sein können. Spielen als Mittel, anwendbares Wissen dauerhaft zu erwerben, ist aber kein exklusives Privileg von Kindern. Auch Erwachsene können sich der Spielfaszination oft nicht entziehen. Diesen Effekt will Professor Maria-Anna Bäuml-Roßnagl vom Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München nutzen, um das Studium an der Universität stimulierender zu machen und die Wissenschaft für Laien und Studierende im ersten Studienjahr transparenter. So entstand im Rahmen eines Seminars in Zusammenarbeit mit sieben ihrer Studenten PEG, das "primary educational game" für angehende Grundschullehrer, Lehrer und interessierte Eltern. Das Ziel war, Studienanfängern erste Einblicke in Schlüsselthemen zu bieten sowie eine Gelegenheit, neu erworbenes Wissen mit den Kommilitonen zu diskutieren. PEG wurde in diesem Monat mit großem Erfolg bei der internationalen Konferenz ISAGA "Bridging the Gap - Transforming Knowledge into Action through Gaming and Simulation" an der LMU einem internationalen Publikum vorgestellt - und ausgiebig ausprobiert.

    Erwachsene, die an den Umgang mit abstrakten akademischen Fakten gewöhnt sind, können sich umsetzbares Wissen nur aneignen, wenn sie es in verschiedenen Kontexten nutzen. Sie müssen es in multidimensionalen Situationen verfügbar machen. "Der Lernprozess an der Universität muss mit Alltagsituationen verbunden werden", so Bäuml-Roßnagl. "Deshalb haben wir PEG entwickelt. Es ist ein Spiel, das ein lebhaftes Kind simuliert." PEG behandelt eine Reihe interessanter Fragen aus der aktuellen Grundschulerziehung und bietet eine Auswahl von Antworten in Form von Zitaten aus der modernen Fachliteratur.

    Im Vordergrund steht bei PEG, die Spieler zu ermuntern, nicht stur zu pauken, sondern die Lernerfahrung zu genießen. Dies wird vor allem durch Diskussionen über die richtigen und falschen Aspekte der möglichen Antworten auf die vorgegebenen Fragen erreicht. Entscheidend dabei ist auch die Lösungsfindung als Gruppenerfahrung. Gleichzeitig aber erleben die Studierenden moderne Erziehungsmethoden am eigenen Leib, wobei nicht nur ihr Verstand angesprochen wird, sondern die gesamte Persönlichkeit. Das steht im Widerspruch zur heute vorherrschenden Lernkultur, die vor allem passives Wissen produziert, das oft sehr abstrakt und artifiziell systematisiert, dabei aber selten anwendungsorientiert ist. PEG dagegen führt zu einem tieferen Verständnis der Struktur des Erziehungssystem und der täglichen Praxiserfahrungen von Lehrern, Eltern und Studenten.

    "PEG fordert und fördert Verstand, Emotion und Kreativität", so Bäuml-Roßnagl. "Es verschafft eine spezielle Gruppenerfahrung und verbesserte Lernmotivation. Weil die Studenten motivierendes Lernen selbst erfahren, können sie es später leichter in den eigenen Unterricht einbauen." So soll von den zukünftigen Lehrern einmal auch das "gesamte" Kind angesprochen werden. Dies erlaubt auch den Zugang zu Theorien unterschiedlicher Intelligenz sowie verschiedenen Lernstilen. Repräsentiert wird dieser Ansatz bei PEG auch durch bunte Puzzlestücke, die für je ein gelöstes Problem stehen, und sich zu der Figur eines Kindes zusammensetzen.

    PEG soll Erziehungskompetenz für die Grundschulausbildung vermitteln und entspricht so den neuen Standards der Lehrerausbildung. "Anstatt den Studenten totes Wissen einzutrichtern, werden sie selbst in die Verbesserung der Methoden eingebunden", berichtet Bäuml-Roßnagl. "Sie engagieren sich mehr im Studium und bauen psychologisch wichtige Netzwerke aus subjektiv relevanter Information auf, die dann in aktives Wissen umgewandelt wird." Das hilft auch bei der Prüfungsvorbereitung: PEG verschafft den Studenten in der verwirrenden Faktenmenge, die bewältigt werden muss, einen Überblick an Schlüsselthemen und wählt gezielt aus der großen Menge aus Fachliteratur aus. "Sie können sich leichter orientieren und bekommen eine solide Basis für spätere ausgedehnte Studien", meint Bäuml-Roßnagl. (suwe)

    Kontakt:
    Prof. Dr. Maria-Anna Bäuml-Roßnagl
    Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der LMU
    Fax: 08803/60539
    E-Mail: baeuml-rossnagl@lrz.uni-muenchen.de
    Weitere Informationen unter:
    www.paed.uni-muenchen.de/~baeuml-rossnagl


    Weitere Informationen:

    http://www.paed.uni-muenchen.de/~baeuml-rossnagl


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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