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02.10.2004 11:24

ISBRA 2004: Therapie der Alkoholabhängigkeit senkt Kosten und hebt Lebensqualität

Dr. med Marina Martini Referat Kommunikation und Medien
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

    Die gesellschaftlichen Kosten, die durch Alkoholmissbrauch entstehen, sind enorm. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich diese Kosten in den USA auf 130 Milliarden EUR, in Australien auf 3,3 Milliarden EUR, in Deutschland auf 20 Milliarden EUR und in Großbritannien auf 30 Milliarden EUR jährlich belaufen. Diese Kosten beinhalten Kostenschätzungen zur alkoholbezogenen Gesundheitsversorgung, zur sozialen Betreuung, aus den Bereichen Strafjustiz und Arbeitsleben. Auf dem 12. Weltkongress für Biomedizinische Alkoholforschung (ISBRA 2004) in Mannheim wurden heute ökonomische Aspekte der Alkoholerkrankung diskutiert und neue Zahlen vorgestellt.

    Die Kosten, die durch Alkoholmissbrauch entstehen, beinhalten Kostenschätzungen zur alkoholbezogenen Gesundheitsversorgung, zur sozialen Betreuung, aus den Bereichen Strafjustiz und Arbeitsleben.In den meisten Studien werden auch Schätzungen über die Folgen frühzeitigen Todes durch übermäßigen Alkoholkonsum berücksichtigt. Diese Kostenschätzungen unterscheiden sich zwar zwischen unterschiedlichen Ländern und Studien, ebenso wie für unterschiedliche kostenrelevante Faktoren, aber die generellen Ergebnisse laufen alle auf dasselbe hinaus: Alkoholmissbrauch ist eine Hauptursache für individuelles und familiäres Leid sowie ein gesellschaftliches Probleme und die Kosten hierfür sind enorm.

    Auf dem 12. Weltkongress für Biomedizinische Alkoholforschung (ISBRA) in Mannheim wurden heute von Christine Godfrey von der University of York in England ganz aktuelle Ergebnisse des britischen Projekt "UK Alcohol Treatment Trial" (UKATT) vorgestellt. Es handelt sich hierbei um eine große Studie, bei der die Wirksamkeit und Kosteneffektivität zweier psychotherapeutischer Behandlungsstrategien überprüft werden sollte. Dabei handelt es sich einerseits um eine Therapieform, die auf die sozialen Beziehungen der Patienten fokussiert (Social Behaviour and Network Therapy - SBNT), andererseits um eine Therapie, welche die Motivation der Patienten zur Verhaltensänderung steigern soll (Motivational Enhancement Therapy - MET). Beide Therapieformen wurden in Behandlungs- und Beratungsstellen angeboten.

    Ökonomische Analysen ergaben, dass diese Behandlungen zu einem moderaten Kostensatz von 170 EUR bzw. 254 EUR angeboten werden können. Patienten, die mit diesen Therapieformen behandelt wurden, benötigten im Verlauf weniger gesundheitsrelevante Dienstleistungen und soziale Betreuung sowie andere Behandlungen wegen der Alkoholabhängigkeit. Auch gab es signifikant weniger Straftaten. Alleine schon die kurzfristige Kostenreduktion durch die Therapie war sechs mal höher als die Therapiekosten, bei der MET konnten pro Patient 900 EUR und bei der SBNT 1300 EUR eingespart werden.
    Würden solche Therapiemöglichkeiten flächendeckend in Großbritannien eingesetzt, so hätte dies sicherlich Einfluss auf die oben erwähnten Alkoholfolge-Kosten von 30 Milliarden EUR. Würden pro Jahr nur 10% der alkoholabhängigen Patienten solch eine Behandlung erhalten, würde dies kurzfristig zu einer Reduzierung gesellschaftlicher Kosten um 234 Millionen EUR führen. Diese Schätzung berücksichtigt noch nicht die langfristigen Auswirkungen der Therapie auf die Verbesserung akuter und chronischer Alkoholfolgekrankheiten und die Verlängerung der Lebenszeit.

    Diese Ergebnisse zeigen, dass eine kompetent durchgeführte Psychotherapie ein wichtiger Bestandteil der Behandlung alkoholabhängiger Menschen ist, die dazu führt, alkoholbezogene Gefahren für Betroffene wie für die Gesellschaft zu reduzieren. Effektive Behandlungsformen können sowohl die gesellschaftlichen Kosten reduzieren als auch die Lebensqualität der Betroffenen steigern.

    Aktuelle Zahlen aus Deutschland, die im Rahmen des Suchtforschungsverbundes Baden-Württemberg zur Zeit am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim erhoben und ausgewertet werden, werden nächste Jahr vorliegen.

    Dr. Marina Martini,
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
    Fon: 0621/1703-1301, -1302; Fax: 0621/1703-1305
    E-Mail: martini@zi-mannheim.de


    Weitere Informationen:

    http://www.isbra2004.de
    http://www.zi-mannheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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