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06.10.2004 13:37

Erstmals Vermehrung des Hepatitis C Virus im Labor möglich

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Abteilung für Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Heidelberg etabliert erfolgreich neues Zellsystem / Internationales Symposium "Hepatitis C und verwandte Viren" in Heidelberg / Neue Wirkstoffe in ersten klinischen Studien

    Mit Hilfe eines neuen Zellsystems ist es erstmals möglich, Hepatitis C Viren (HCV) im Labor zu vermehren. "Dies ist ein Meilenstein in der Erforschung von Hepatitis C und wird sowohl der weiteren Grundlagenforschung als auch der Entwicklung geeigneter Wirk- und Impfstoffe gegen das Virus entscheidende Impulse geben", erklärte Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Heidelberg und hauptverantwortlicher Organisator des 11. Internationalen Symposiums "Hepatitis C und verwandte Viren" vom 3. bis 7. Oktober 2004 in der Stadthalle Heidelberg anlässlich einer Pressekonferenz am 4. Oktober. In Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Dr. Takaji Wakita, Universität Tokio, haben die Wissenschaftler in Heidelberg und Tokio das Zellsystem entwickelt, in dem der vollständige Lebenszyklus des HCV - also vom Eindringen in die Zelle über die Vermehrung innerhalb der Zelle bis zum Verlassen der infizierten Zelle - im Labor dargestellt werden kann.

    Die Infektion mit HCV ist weltweit eine der häufigsten Ursachen der chronischen Hepatitis (Leberentzündung), der Leberzirrhose und des hepatozellulären Karzinoms (Leberzellkrebs). In Westeuropa sind ca. 1-2% der Allgemeinbevölkerung und weltweit ca. 170 Millionen Personen chronisch mit diesem Virus infiziert. Das Leberversagen als Folge einer chronischen Hepatitis C stellt heute in den meisten industrialisierten Ländern die häufigste Indikation für eine Lebertransplantation dar. Trotz der zurückgehenden Anzahl von Neuinfektionen muss für die nächsten 20 bis 30 Jahre mit einer weiteren Zunahme von Patienten mit Spätfolgen der chronischen Hepatitis C gerechnet werden, wenn nicht verbesserte Therapien entwickelt werden.

    Viel versprechende Wirkstoffe stören Vermehrungszyklus des Virus

    "Wir brauchen Medikamente, die effektiver und verträglicher sind als die aktuellen Therapieformen mit den Wirkstoffen Interferon-alpha und Ribavirin", sagte Dr. Raffaele DeFrancesco, wissenschaftlicher Direktor der Abteilung Biochemie des Instituto Ricerche Biologia Moleculare in Rom. Auf diese Medikamente sprechen nur rund die Hälfte aller behandelten Patienten an. Außerdem muss die Therapie häufig wegen der starken Nebenwirkungen abgebrochen werden. Die Forscher konzentrieren sich jetzt auf zwei Virus-Faktoren (Enzyme), die das Virus braucht, um sich in einer infizierten Zelle zu vermehren: Die so genannte Polymerase vermittelt die Vermehrung des viralen Erbguts. Das zweite Angriffsziel ist die Protease. Sie spaltet Eiweiße und ist für die Produktion von Virus-Vermehrungsfaktoren verantwortlich. Ziel ist es, diese Enzyme gezielt in den infizierten Zellen zu hemmen und so die Virusausbreitung zu stoppen.

    "Es befinden sich bereits sieben potentielle HCV-Wirkstoffe in ersten klinischen Studien", erklärte Dr. DeFrancesco, "und wir können damit rechnen, dass noch weitere folgen werden." Allerdings sind solche Studien langwierig und es können fünf bis sieben Jahren vergehen, bis erste wirksame Medikamente zur Routineanwendung am Patienten verfügbar werden.

    Potentielle Impfstoffe sollen vor Leberschäden schützen

    Auch die Impfstoffentwicklung wird vorangetrieben, wie Dr. Michael Houghton von der Chiron Corporation, USA und Entdecker des HCV berichtete. Mögliche Kandidaten befinden sich jedoch noch nicht in klinischen Studien. Große Hoffnungen setzen die Wissenschaftler auf therapeutische Impfstoffe, die einen Schutz vor Chronifizierung verleihen sollen. Zwar verhindert die Impfung mit einem solchen Wirkstoff nicht die Infektion, kann aber vor den schwerwiegenden Langzeitfolgen schützen. Denn ernsthafte Leberschäden entstehen quasi immer erst viele Jahre nach der Infektion, setzen also eine chronische Infektion voraus. Wenn es gelingt, das Virus rechtzeitig aus dem Körper zu eliminieren, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Leberschaden entwickelt, äußerst gering. Eine Schutzimpfung gegen das HCV gibt es derzeit nicht. Dies liegt im Wesentlichen an der hohen Variabilität des Erregers, der in der Lage ist, seine für die Immunantwort relevanten Eigenschaften sehr schnell zu verändern.

    Auf Grund des hohen Forschungs- und Entwicklungsbedarfs im Therapiebereich ebenso wie in der Grundlagenforschung, findet alljährlich eine Tagung zum Thema "Hepatitis C Virus und verwandte Viren" statt. An der diesjährigen Tagung nehmen ca. 650 Teilnehmer aus mehr als 30 verschiedenen Ländern teil. Sie wurde hauptverantwortlich von Professor Ralf Bartenschlager, Universität Heidelberg, organisiert unter Mithilfe von Professor Darius Moradpour, Universität Lausanne und Professor Heinz-Jürgen Thiel, Universität Giessen.

    Ansprechpartner:
    Professor Dr. Ralf Bartenschlager
    Direktor der Abteilung Molekulare Virologie
    des Universitätsklinikums Heidelberg
    E-Mail: Ralf_Bartenschlager@med.uni-heidelberg.de
    Tel.: 06221 / 56 45 69

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


    Weitere Informationen:

    http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/


    Bilder

    Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Heidelberg.Foto: Medienzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg.
    Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie des Universitätsklini ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Heidelberg.Foto: Medienzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg.


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