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08.10.2004 12:53

Go! Kongress für eine Kultur der Selbstständigkeit

Ralf-Michael Weimar Referat "Presse und Kommunikation"
Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW

    NRW-Minister wollen die "Schlüsselqualifikation Selbstständigkeit" in Schulen und Hochschulen verankern

    Der Gründungsboom in Nordrhein-Westfalen ist ungebrochen. Allein in den ersten sie-ben Monaten des laufenden Jahres stieg die Zahl der Gewerbeanmeldungen nach jetzt vorliegenden Angaben des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik auf 114.885. Das ist ein Plus von 16,1% bzw. 15.913 gegenüber dem Vergleichszeitraum in 2003. "Dies ist jedoch kein Grund, sich auf dem bisher Erreichten auszuruhen. Es sind noch große Anstrengungen notwendig, um im ganzen Land eine tragfähige Kultur der Selbstständigkeit zu etablieren", sagte NRW-Wirtschafts- und Arbeitsminister Harald Schartau heute (8.10.2004) anlässlich des Kongresses "Kultur der Selbstständigkeit - Welchen Beitrag können Bildungssysteme leisten?" im Düsseldorfer Landtag. Den Kon-gress organisierte das NRW-Wirtschafts- und Arbeitsministerium gemeinsam mit dem Schul- und mit dem Wissenschaftsministerium im Rahmen des Go! Gründungsnetzwer-kes NRW.

    Minister Schartau, Schulministerin Ute Schäfer und Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft machten deutlich, dass freies Unternehmertum als berufliche Alternative in den Schulen und Hochschulen deutlich stärker thematisiert werden müsse als bisher. Im Rahmen des "Masterplans Selbstständigkeit" erarbeite die Landesregierung derzeit kon-krete Vorschläge, wie die "Schlüsselqualifikation Selbstständigkeit" in den Lehrplänen der Schulen und an den Hochschulen fest verankert werden könne. Schartau: "Jeder Schüler, jeder Azubi und jeder Student muss die Chance haben, sich schon frühzeitig mit dem Thema Selbstständigkeit auseinander zu setzen."

    Rund 400 Vertreter von Schulen, Hochschulen, Verbänden und Unternehmen in NRW zogen im Düsseldorfer Landtag eine Bilanz der bisherigen Projekte und Maßnahmen, die unternehmerisches Denken und Handeln ins Klassenzimmer und Hörsäle in NRW tragen sollen. Bereits seit 1995 unterstützt das von Land und Wirtschaft initiierte Go! Grün-dungsnetzwerk NRW den Mut zur Selbstständigkeit, um die Grundlagen für neue Unter-nehmen und neue Arbeitsplätze in NRW zu legen. Zugleich wurde in Talkrunden und Workshops nach neuen Wegen gesucht, wie die "Schlüsselqualifikation Selbstständig-keit" in Schulen, Hochschulen und in der beruflichen Weiterbildung besser vermittelt werden kann.

    Schulministerin Ute Schäfer erklärte: "Die Fähigkeit, unternehmerisch zu denken und zu handeln, gehört heute zweifellos mit zu den Schlüsselqualifikationen. Deshalb ist es rich-tig, dass Schulen schon früh Selbstständigkeit als übergreifendes Prinzip vermitteln, als Prinzip eigenen Handelns." Mit der Rahmenvorgabe zur ökonomischen Bildung sei nun ein klarer Leitfaden für die Entwicklung ökonomischer Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in der Sekundarstufe I geschaffen worden, die im Fach Sozialwissenschaf-ten/Wirtschaft in der Sekundarstufe II weiter ausgebaut werden.

    "Ein wichtiges Instrument, um das Thema Selbstständigkeit in die Schulen zu tragen, sind Schüler-Wettbewerbe", sagte die Ministerin. Dabei belegten Schülerfirmen aus NRW regelmäßig erste Plätze. So habe zum Beispiel das bundesweite Projekt "Go! to school" bei rund 700 Einsätzen mehr als 54.000 Schülerinnen und Schüler der allge-mein- und berufsbildenden Schulen ab der 7. Klasse für die Selbstständigkeit interessie-ren können. "Es wäre schön, wenn sich noch mehr Unternehmen bei Go! to school en-gagierten", wünschte sich die Ministerin. "Schule braucht starke Partner, die sie auf ih-rem Weg unterstützen." Auch das mittlerweile für alle Schülerinnen und Schüler verbind-liche Berufspraktikum ermögliche den Jugendlichen, wichtige Erfahrungen im Berufsall-tag zu machen und Kontakte zu Praktikern zu knüpfen. Die Ministerin appellierte an die Schulen, neben der erfolgreichen Zusammenarbeit mit vielen großen Firmen auch Ko-operationen mit kleinen und mittelständischen Betrieben zu vereinbaren. "Hier erhalten Schülerinnen und Schüler einen ganz praxisnahen Eindruck, was selbstständiges Unter-nehmertum bedeutet."

    Hannelore Kraft, Ministerin für Wissenschaft und Forschung, will vor allem die Eigeniniti-ative der Hochschulen stärken: "Wir müssen die Voraussetzungen verbessern, dass die Hochschulen mehr Studierenden und Wissenschaftlern als bisher Gründergeist vermit-teln", sagte die Ministerin. Dafür sei es wichtig, dass die Hochschulen auf berufliche Selbstständigkeit vorbereiten und Unternehmensgründungen aus der Hochschule för-dern. "Wir sollten uns an amerikanischen Spitzen-Unis orientieren, die Eigeninitiative und Mut zu Unternehmensgründungen fördern, weil sie später nicht zuletzt selbst von den Kontakten profitieren", so Kraft. Dieses weitsichtige Verständnis gelte es auch in Deutschland zu wecken.

    Die zum Januar 2005 in Kraft tretende Novellierung des NRW-Hochschulgesetzes ver-schaffe den Hochschulen die nötigen Handlungsspielräume, um ein "gründungsfreundli-ches" Profil zu entwickeln. Die Erfahrungen aus der Gründungsforschung zeigten, dass mit der Zahl der Professoren mit Wirtschaftserfahrung auch die Anzahl der Unterneh-mensgründungen aus der Hochschule (Spin-offs) steige. Das novellierte Hochschulge-setz ermögliche es den Hochschulen, weitgehend selbst über die Berufung neuer Pro-fessoren zu entscheiden. "Die Hochschulen haben es zukünftig also selbst in der Hand, ihr Profil als gründungsfreundliche Hochschule zu schärfen", sagte Kraft. Die Neugestal-tung der Professorenbesoldung ermögliche es den Hochschulen künftig, Professoren als Anreiz auch zusätzliche Bezüge in den für die Gründungsförderung wichtigen Bereichen Lehre, Weiterbildung und Transfer zahlen.

    Die Wissenschaftsministerin schlug zudem vor, an den Hochschulen Gründer-Seminare, fächerübergreifend für Studierende aller Fachrichtungen, einzurichten. Um die Praxisori-entierung auszubauen, sollten vermehrt Spitzenkräfte aus der Wirtschaft und aufstre-bende Gründer als motivierende Vorbilder in das Lehrangebot eingebunden werden. Zur Unterstützung von Spin-offs könnten Hochschulen ihre Ressourcen wie Laborgeräte o-der Räume den Gründern in der Startphase zur Nutzung überlassen. Im Rahmen der neuen Zielvereinbarungen mit den NRW-Hochschulen, die Ende dieses Jahres abge-schlossen werden, will das Ministerium auf entsprechende Aktivitäten dringen, um auf die berufliche Selbstständigkeit vorzubereiten und Gründungen aus der Hochschule zu begünstigen, kündigte die Ministerin an. "Die Entwicklung in NRW ist bereits sehr erfolg-reich, aber wir wollen noch erfolgreicher werden", sagte Kraft.

    "Die große Zahl der Studierenden, die die Go! Hochschulprojekte nutzten, oder an stu-dentischen Ideenwettbewerben zur Selbstständigkeit teilnahmen, zeigen, dass sich der Einsatz lohnt." Sehr gefragt sei auch die Förderung durch das "Programm zur finanziel-len Absicherung von Unternehmensgründern aus Hochschulen" (PFAU), durch das seit 1996 200 Hochschulabsolventen erfolgreich gefördert würden - dies entspreche einem Umfang von 800 geschaffenen Arbeitsplätzen.

    Minister Schartau forderte, berufliche und unternehmerische Selbstständigkeit stärker in der dualen Ausbildung zu thematisieren. Er werde sich auf Bundesebene dafür einset-zen, dass die Ausbildungsordnungen entsprechend geändert würden. Zudem werde Nordrhein-Westfalen in Pilotprojekten mit Betrieben und Berufskollegs Weiterbildungs-angebote zur Selbstständigkeit in der Berufsausbildung testen, kündigte er an. Schon jetzt fördere das Land ähnliche Angebote für potenzielle Existenzgründer im NRW-Handwerk mit jährlich 4 Millionen Euro.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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