Herausragendes Engagement für deutsch-französische Völkerverständigung sowie für die Festigung des Zusammengehörigkeitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger im ehemals geteilten Deutschland gewürdigt
"Ich freue mich, dass ich heute drei hessischen Bürgern diese Auszeichnung für ihr hervorragendes gesellschaftliches Engagement überreichen darf, mit dem sie sich in besonderer Weise für das Vereinswesen, die berufliche Aus- und Weiterbildung von jungen Menschen sowie die Völkerverständigung und die Zusammengehörigkeit der Bürgerinnen und Bürger im ehemals geteilten Deutschland eingesetzt haben." Mit diesen Worten würdigte der Hessische Ministerpräsident Roland Koch heute die Verdienste u.a. des ehemaligen Gießener Universitätsprofessors Dr. phil. Ulrich Karthaus, als er ihm in Wiesbaden das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichte. Die Auszeichnung war ihm vom Bundespräsidenten aus Anlass des "Tages der Deutschen Einheit" verliehen worden.
Mit Prof. Dr. phil. Ulrich Karthaus werde ein hessischer Bürger geehrt, der sich über 20 Jahre lang uneigennützig und vorbildlich für die deutsch-französische Völkerverständigung sowie für die Festigung des Zusammengehörigkeitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger im ehemals geteilten Deutschland engagiert habe. So habe er als Partnerschaftsbeauftragter der Justus-Liebig-Universität Gießen von 1977 bis 1987 ausgezeichnete Beziehungen zur Université de Limoges gepflegt und sich dabei vor allem für einen gegenseitigen Austausch der Studierenden eingesetzt. Prof. Karthaus habe - neben der im Vordergrund stehenden wissenschaftlichen Kooperation - die Studentinnen und Studenten auch auf besondere Weise für die Kultur, die Mentalität und die Probleme des jeweils anderen Landes sensibilisiert.
Vor dem Hintergrund, dass SS-Truppen 1944 den nahe Limoges gelegenen Ort Oradour-sur-Glane verbrannt und alle Einwohner getötet hatten, leistete Prof. Karthaus in langen Diskussionen mit den jungen Menschen Überzeugungsarbeit, damit sich diese mit der deutschen Geschichte und den Kriegsverbrechen des NS-Staates auseinander zu setzten. Dabei habe er den französischen Freunden auch vermittelt, dass die in Deutschland heranwachsende Generation den Nationalsozialismus überwunden habe und damit wesentlich zum Abbau antideutscher Ressentiments und zur deutsch-französischen Völkerverständigung beigetragen. Diese habe er besonders intensiv gefördert, als er 1981 und 1986 als Gastprofessor an der Université de Limoges tätig war.
Durch seine Kontakte in die ehemalige DDR sei Prof. Karthaus auch bewusst geworden, dass die Probleme der deutschen Teilung nicht verdrängt, sondern ins Bewusstsein gehoben werden müssten. Deshalb habe er in den siebziger Jahren mit Studentinnen und Studenten der Justus-Liebig-Universität Gießen mehrfach Exkursionen nach Eisenach und Weimar durchgeführt, bei denen die jungen Menschen prägende Einblicke in die Wirklichkeit eines totalitären Staates gewannen. Mit zahlreichen damit verbundenen Aktivitäten und Aktionen habe er in schwierigen Zeiten zu einer Festigung der deutsch-deutschen Beziehungen beigetragen. Als Vertrauensdozent der "Friedrich-Ebert-Stiftung" sei Professor Karthaus immer noch aktiv und unterstütze und begleite nach wie vor Studierende, speziell aus den neuen Bundesländern.
Auch als Kirchenvorsteher der Evangelischen Lukasgemeinde in Gießen habe er sich von 1978 bis 1989 für eine Vertiefung und Förderung der seit den fünfziger Jahren bestehenden Beziehung zur Luthergemeine in Halle engagiert, die bis heute andauere. Mindestens einmal jährlich habe er diese Partnergemeinde besucht und Geld- und Sachspenden überbracht.
So habe er weit mehr getan, als seine beruflichen Pflichten von ihm verlangten. In der schwierigen Zeit zweier deutscher Staaten habe Prof. Ulrich Karthaus zur Festigung menschlicher Beziehungen zwischen den Menschen auf beiden Seiten wirkungsvoll beigetragen. Die deutsch-französische Annäherung sei bis heute ebenso ein Anliegen von ihm wie auch das Verständnis der Menschen in den alten und neuen Bundesländern füreinander. Die Auszeichnung sei eine angemessene Würdigung seines vorbildlichen Wirkens.
Prof. Dr. Ulrich Karthaus, Jahrgang 1935, studierte in Köln und Freiburg Germanistik, Philosophie und Geschichte. 1964 wurde er mit einer Arbeit über Robert Musil promoviert. Von 1965 bis zum Jahr 2000 war er an der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig, zunächst als Assistent, ab 1972 als Professor für Didaktik der deutschen Literatur und Literaturgeschichte. In Frankreich wurde er mit dem Orden der Palmes Académiques ausgezeichnet.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Deutsch
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