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21.10.2004 10:12

Wie aus Zuschauern Urlauber gemacht werden: Augsburger Studie zum Reiseshopping

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Palmen, Strand, blauer Himmel - verführerische Bilder sollen aus Fernsehzuschauern Urlauber machen. Eine Studie der Universität Augsburg sieht für den Verkauf von Reisen via Fernsehen eine rosige Zukunft.

    "Der Markt boomt", so Prof. Dr. Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Augsburg, "und ein Ende ist nicht absehbar". Zwar wird derzeit nur knapp ein Prozent aller in Deutschland verkauften Reisen via Teleshopping verkauft, aber die Tendenz ist deutlich steigend. Seit 2001 hat sich der Umsatz des TV-Reiseshoppings mehr als verdreifacht - auf über 160 Mio. Euro. Und dies, obwohl der deutsche Reisemarkt im selben Zeitraum insgesamt leicht rückläufig war. "Der TV-Reiseshoppingmarkt wird auch in den nächsten fünf Jahren weiter wachsen". Die Gründe: TV-Reiseshopping hat sich als eigenständiges Fernsehformat etabliert. Reiseveranstalter suchen neue Vertriebswege. TV-Reiseshoppingsender können von immer mehr Zuschauern über Kabel oder Satellit empfangen werden.

    Das erste Reiseshopping-Angebot ging 1987 auf Sendung, stieß aber zunächst kaum auf Zuschauerinteresse. Erst seit 1999 werden Reisen in nennenswertem Umfang über Teleshopping vertrieben. Heute existieren zwei reine TV-Reiseshoppingsender mit einem Rund-um-die-Uhr-Programm: der Marktführer "Sonnenklar TV" (www.sonnenklar.tv) sowie "TV Travel Shop" (www.tvtravelshop. de). Reisen werden außerdem in zahlreichen Reiseshoppingsendungen bei verschiedenen Sendern verkauft. So können Reisen beispielsweise zweimal wöchentlich für je 30 Minuten in der "Tchibo Reisewelt" auf n-tv gebucht werden. Und auf Tele 5 werden täglich von 17:15 bis 19:15 bei "Neckermann Urlaubswelt TV" Reisen angeboten. Hinzu kommt das auf Lastminute-Angebote spezialisierte "TV Lastminute.de" (http://www.lastminute.tv/).

    GÄNGIGE, WENIG BERATUNGSINTENSIVE REISEN

    In den meist moderierten Live-Sendungen sollen kurze Urlaubsfilme, in denen Hotels, Urlaubsziele und lokale Attraktionen vorgestellt werden, die Lust auf Urlaub wecken. Gebucht werden können die Reisen noch während der Sendung per Telefon oder via Internet. Das Angebot konzentriert sich auf gängige, wenig beratungsintensive Reisen. Vom klassischen Bade- oder Winterurlaub, über Städtereisen, Fernreisen, Kreuzfahrten und den Wellnessurlaub ist fast die gesamte Palette von Urlaubsarten abgedeckt. Lediglich Individualreisen fehlen. Zu den Top-Reisezielen zählen derzeit die Türkei, Spanien, Italien und Ägypten.

    VERZICHT AUF INDIVIDUALITÄT ZUGUNSTEN VON BEQUEMLICHKEIT UND GÜNSTIGEN PREISEN

    Für die Verbraucher gilt: Das Buchen von Reiseangeboten über TV-Reiseshopping ist bequem, unabhängig von Ladenöffnungszeiten und es spart Zeit und Wege. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der angebotenen Reisen ist oft günstig. Aber: Urlauber können Reisen nicht individuell zusammenstellen. Vergleiche mit anderen Angeboten sind kaum möglich und man erhält als Reisender keine individuelle Beratung.

    Zwischen den Sendern und Sendungen bestehen einige Unterschiede: So kooperiert "Tchibo Reisewelt" mit einem einzigen Reiseveranstalter, während "TV Travel Shop" mit etwa 40 Reiseveranstaltern zusammenarbeitet. "Neckermann Urlaubswelt TV" vertreibt ausschließlich Exklusivangebote, die so nirgendwo sonst gebucht werden können, "Tchibo Reisewelt" vertreibt hingegen reduzierte Katalogangebote. "Sonnenklar TV" und "TV Travel Shop" vertreiben beides.

    PRIMÄR KUNDEN MITTLEREN ALTERS

    Für die Studie der Universität Augsburg wurden die bestehenden Teleshopping-Angebote der Reisebranche untersucht sowie Tourismusexperten und Reiseveranstalter befragt. Simone Stark, die projektverantwortliche Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität Augsburg: "Kein anderer Absatzweg vermag derzeit Reisen so plastisch und gefühlsbetont darzustellen wie das Fernsehen". Damit werden vor allem Kunden mittleren Alters angesprochen, die eine generelle Neigung zu Versandhauskäufen aufweisen und eher zu den Spontankäufern zählen. Allerdings weiß derzeit nicht einmal ein Drittel der Fernsehzuschauer, dass Reisen via Fernsehen gebucht werden können. "Hier schlummert noch ein großes Potenzial für TV-Reiseshopping. Mehr Marketing ist nötig", so Brettschneider.

    KÜNFTIG MEHR SENDUNGEN MIT ZUSÄTZLICHEN EINNAHMEQUELLEN

    Dass TV-Reiseshopping weiter zunehmen wird, dessen sind sich die Forscher sicher. Allerdings wird nicht die Zahl der Reiseshopping-Sender wachsen, sondern die Zahl der Reiseshopping-Sendungen. Die Ziele der TV-Reiseshoppinganbieter sind identisch: Reichweitenausbau, Programmoptimierung und Umsatzsteigerung. Derzeit finanziert sich TV-Reiseshopping über Provisionen der Reiseveranstalter und über Einnahmen aus den gebührenpflichtigen Buchungsanrufen. Künftig werden Merchandising, der Verkauf von Werbezeiten und Call-In-Gewinnsendungen die traditionellen Einnahmequellen ergänzen.
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    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Prof. Dr. Frank Brettschneider
    Kommunikationswissenschaft
    Universität Augsburg
    86135 Augsburg
    Telefon 0821/598-5665
    frank.brettschneider@phil.uni-augsburg.de
    http://www.philso.uni-augsburg.de/web2/KW/KW.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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