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22.10.2004 12:00

Gasverluste und Fremdgase in der Narkose

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Eine Verdünnung mit Stickstoff vermeiden
    Gasverluste und Fremdgase in der Narkose

    Während der Narkose kommt es zu einer Verdünnung der Narkosegase insbesondere mit Stickstoff und zu Gasverlusten. Das läßt sich auch mit hochdichten Narkosegeräten neuesten Standards nicht vermeiden. Dabei spielen entgegen bisherigen Annahmen Stickstoffauswaschzeiten, Patientengewichte und Narkosezeiten keine nennenswerte Rolle. Zwar ist die Verdünnung der Narkosegase mit Luftstickstoff nicht gefährlich, doch führt sie zu Wirkungsverlusten und Kostenerhöhungen. Narkosegasverluste haben zudem Umwelt- und Arbeitsplatzbelastungen zur Folge. Im Kontext eines EU-Projektes hat sich eine Arbeitsgruppe um PD Dr. Thomas Marx, Abteilung Kardioanästhesiologie der Universität Ulm, mit der Problematik des Anstiegs von Fremdgasen in der Narkose und mit Narkosegasverlusten auseinandergesetzt.

    Marx' Mitarbeiter Stefan Wentsch und Kerstin Plotzki sind für ihre Untersuchungen ("Nitrogen Diffusion into closed Anaesthesia Systems") und die von ihnen erarbeiteten technischen Verbesserungen mit dem Preis der Association for Low Flow Anaesthesia (ALFA) ausgezeichnet worden. Sie fanden heraus, daß die in den Narkosesystemen verwendeten Kunststoffe nicht gasdicht sind, und schlugen deshalb den Umstieg auf alternative Materialien vor, die auch bereits eine medizinische Zulassung haben. In Zusammenarbeit mit deren Herstellern (St. Gobain, Frankreich, und Glashütte, Deutschland) werden diese Materialien von der Ulmer Arbeitsgruppe für den Einsatz in der Anästhesie konditioniert. Mit den inzwischen bereits getesteten Prototypen konnte extreme Gasdichtigkeit erzielt werden.

    Die Problematik der Gasverluste ist nicht nur in der Human-, sondern auch für die Tiermedizin akut, und hier in besonderer Weise. Denn während es Humanmediziner mit Patienten der Gewichtsklassen zwischen 500 g und maximal 250 kg zu tun haben, können die "Patienten" der Veterinäre auch schon mal 1 Tonne wiegen. Tiermediziner beschäftigen sich deshalb gleichfalls zunehmend mit Verbesserungen ihrer Narkosegeräte. Ihre Lösungen kommen der Humanmedizin zugute und umgekehrt. Anläßlich des diesjährigen Kongresses der Association for Low Flow Anaesthesia in San Sebastian, Spanien, erhielt neben Stefan Wentsch und Kerstin Plotzki auch Prof. Pablo Otero (Universität Buenos Aires) den ALFA-Preis. Die Arbeitsgruppe, der Prof. Otero angehört, hat es vor allem mit Rasserennpferden (ca. 500 kg) zu tun. Ein Pferd wird zur Narkose mit 7 Narkosgasverdampfern jener Auslegung begast, die für Humannarkosen (1 Verdampfer) vorgesehen ist. Demzufolge sind die Verluste durch Undichtigkeiten der Systeme sehr viel größer. Auch die Verdünnung durch die Stickstoffdiffusion in die Systeme spielt in der Veterinärmedizin eine größere Rolle. Wenn etwa ein Löwe während der Narkose wach wird, kann das dramatische Folgen haben.

    Bei dem mit 1.500 Euro dotierten ALFA-Preis handelt es sich um einen Trainee-Award für eine wissenschaftliche Arbeit, an der Doktoranden oder Studenten teilgenommen haben. Verliehen wird der Preis jährlich anläßlich der Tagungen der ALFA. Seine Finanzierung ist der englischen Firma Intersurgical zu danken.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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