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26.10.2004 14:56

Münchener Emblembücher jetzt digital verfügbar

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Ein Bild und zwei Textelemente - das Emblem ist eine literarisch-bildkünstlerische Mischform mit allegorischer Grundstruktur. Diese Kunstform entwickelte sich in den Humanisten-kreisen des 16. Jahrhunderts und war mehr als 200 Jahre populär. Emblembücher können als die Multimedia-Produktionen des 17. und 18. Jahrhunderts gesehen werden. Im Rahmen des Förderprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur "Retrospektiven Digitalisierung von Bibliotheksbeständen" wurde in einem kooperativen Projekt des Instituts für Deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München unter der Leitung von Professor Dietmar Peil und der Bayerischen Staatsbibliothek eine forschungsrelevante Auswahl ansonsten schwer zugänglicher Emblembücher digital aufbereitet und online zugänglich gemacht.

    Ein Emblem ist ein symbolisches Bild mit zwei begleitenden Texten. Sein Motto gibt einen ersten Hinweis auf die Auslegung, die Subscriptio, also genauere Erklärung, ist weit ausführlicher und kann durch seitenlange Kommentare ergänzt werden. Embleme fanden sich in Büchern, auf Münzen und wurden später auch als Dekoration und zur Ausstattung von Räumen verwendet. Tausende von Emblembüchern wurden im Lauf der Jahrhunderte herausgegeben. Sie können einige wenige oder bis zu 3000 Embleme enthalten. Die Interpretation der oft vielschichtigen Embleme hing und hängt heute noch von der Fähigkeit des Lesers ab, seinem Witz, Wissen und Scharfsinn. Weil sich in einem Emblem mehrere Künste vereinen, interessieren sich zunehmend Gelehrte verschiedener Richtungen für diese Kunstform. Sie kommen unter anderem aus der Theologie, der Geschichte, der Kunstgeschichte, der Philologie und den Literaturwissenschaften.

    Besondere Aufmerksamkeit gilt auch der "angewandten Emblematik", der Frage also, wie Embleme in dekorativer Kunst, bei Schmuck, Wanddekor, Schnitzkunst und Architektur eingesetzt wurden. Embleme waren populär in vielen europäischen Ländern und finden sich in den wichtigsten europäischen Sprachen. Selbst die moderne Werbung profitiert noch von dieser alten Kunstform. Das liegt vermutlich daran, dass das Emblem weit mehr als die Summe seiner Einzelteile ist: Erst aus ihrer Kombination ergibt sich die Vielzahl an Bedeutungen.

    Anlässlich des 5. Internationalen Kongresses der "Society for Emblem Studies" im August 1999 in München wurde eine vorläufige Liste der Emblembücher in Münchener Bibliotheken erarbeitet (http://www.lrz-muenchen.de/~emblem-conf/liste.doc). "Aufgrund dieser Liste haben wir besonders relevante und bildreiche Titel für die vollständige und partielle Digitalisierung ausgewählt", berichtet Peil. "Vornehmlich sind dies Emblembücher, die nicht im Handbuch Emblemata berücksichtigt worden sind und nicht als Nachdruck vorliegen. Es geht also weniger um die Digitalisierung der weithin bekannten "klassischen" Emblembücher, als vielmehr um die Erschließung bisher weniger bekannter oder schwerer zugänglicher Titel." Sie sind jetzt in einer systematisch geordneten Liste erfasst: http://mdz2.bib-bvb.de/~emblem/dig-cpl.html

    Je nach Grad der Verschränkung von Bild und Text wurden die Emblembücher vollständig von der ersten bis zur letzten Seite oder teilweise, also Titel, Bildseiten und gegebenenfalls die für das Emblemverständnis wichtigen Textseiten, digitalisiert. "Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Erschließung", so Peil. "So wird ein Zugriff über die vollständigen bibliographischen Angaben zu allen Titeln und über Motti und Suchbegriffe auf die Einzel-Embleme realisiert." Ein wissenschaftlicher Kommentar zum jeweiligen Werk wird ebenfalls in die Datenbank (http://mdz2.bib-bvb.de/~emblem/emblmaske.html) integriert werden. "Die eigentliche Digitalisierung ist nach einer Förderung von 30 Monaten vorerst abgeschlossen", berichtet Peil. "Die Emblemdatenbank enthält über 12.000 Einträge aus 139 Emblembüchern und kann bereits benutzt werden, obwohl manche Datensätze noch nicht vollständig sind. Ergänzungen und Korrekturen werden aber von uns durchgeführt und halbjährlich in die Datenbank übertragen. Angestrebt wird langfristig auch eine Kooperation mit anderen Emblemdatenbanken in Deutschland, den Niederlanden und den USA."

    Bildmaterial kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

    Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Dietmar Peil
    Institut für Deutsche Philologie der LMU
    Tel.: 089/2180-2066
    Fax: 089/2180-3871
    E-Mail: D.Peil@lrz.uni-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.lrz-muenchen.de/~emblem-conf/liste.doc
    http://mdz2.bib-bvb.de/~emblem/dig-cpl.html
    http://www.lrz-muenchen.de/~emblem-conf/liste.doc


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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