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26.10.2004 17:58

Kultur als Füllhorn? - Kulturelle Projekte in schrumpfenden Regionen. FHP-Civitas-Vortrag am 1. 11.

Ulrike Fischer Stabsstelle Hochschulkommunikation
Fachhochschule Potsdam

    Die FH Potsdam setzt im Wintersemester 04/05 die interdisziplinäre Veranstaltungsreihe "Civitas" fort. Der nunmehr fünfte Civitas-Vorlesungszyklus widmet sich dem Thema "Leerstand und Fülle". Den nächsten Vortrag hält Prof. Dr. Hermann Voesgen am 01.11.04 zum Thema "Kultur als Füllhorn? - Kulturelle Projekte in schrumpfenden Regionen."

    Wachstum und Schrumpfung sind zentrale Begriffe, wenn Zukunftsfragen diskutiert werden: Einerseits kann die Arbeitslosigkeit ohne Wachstum nicht gesenkt, die Renten nicht bezahlt, Ostdeutschland nicht an das Niveau der Westländer angeglichen werden usw. Ohne Wachstum kann man sich hier auch kaum gesellschaftlichen und persönlichen Fortschritt vorstellen. Wie gebannt wird auf die halbjährlichen Wachstumsprognosen der Wirtschaftsinstitute gewartet. Demgegenüber steht Schrumpfung als eine gesellschaftliche Tatsache, die immer mehr hervortritt: Der nicht mehr ausgleichbare Bevölkerungsrückgang, Zusammenbruch ganzer Industriezweige, Entvölkerung von Landschaften und Städten usw. Auch die Einkommen und die Konsummöglichkeiten sinken für immer mehr Menschen. "Es wird eng", dieses beklemmende Gefühl überschattet den Alltag.

    Wie lässt sich der Widerspruch zwischen der Aufforderung "Du sollst wachsen" und der Wahrnehmung von Schrumpfungsprozessen auflösen? Mit "Double Bind" bezeichnet man in der Psychiatrie eine Situation, in der zwei sich widersprechende Informationen aufeinanderstoßen. Der Patient kann sie nicht sinnvoll verknüpfen und das führt zur Bewusstseinsspaltung.

    Bis vor kurzem dominierte die Vorstellung, Rückgang und Stagnation seien nur vorübergehende Phänomene. Durch Förderprogramme könnten die Problemzonen wieder auf Wachstumskurs gebracht werden. Kulturprojekte spielen dabei eine wichtige Rolle. Kulturelle Events, Festivals, Kulturtourismusprogramme sind wesentliche Instrumente, um Dynamik in stagnierende Gebiete zu bringen. Stadt- und Regionalmarketing sind ohne kulturelle Initiativen nicht denkbar. Die Landeskampagne Kulturland gehört z.B. zu den erfolgreichen Projekten, um Regionen in Schwung zu bringen.

    Aktuell findet in der Politik ein langsamer Abschied vom Wachstumsmodell als einer flächendeckend wirksamen Strategie statt. Auch in diesem Prozess spielen Kultur und Kunst wichtige Rollen. In Vorhaben wie dem von der Bundeskulturstiftung initiierten Projekt "Shrinking Cities" wird eine breit angelegte Konfrontation mit den neuen Rahmenbedingungen ermöglicht. Künstler und Kulturarbeiter gelten darüber hinaus als Hoffnungsträger für die Erprobung von Lebensweisen jenseits von Wachstum.

    In dem Vortrag werden kulturelle Interventionen in schrumpfenden Regionen vorgestellt und ihre Wirkungen diskutiert.

    Prof. Dr. Hermann Voesgen arbeitete nach dem Abschluss als Dipl. Sozialwissenschaftler in mehreren Forschungsprojekten an der Universität Oldenburg. Schwerpunkte der Arbeiten waren Fragen der Stadtentwicklung und die Untersuchung neuer Wohnformen. 1986 promovierte er mit einer Arbeit über die Geschichte der Bedürfnistheorien (Bedürfnis und Widerspruch). Zwischen 1989 und 1993 leitete Hermann Voesgen ein Modellprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft. Mit dem Vorhaben sollten neue Wege in der ländlichen Kulturarbeit entwickelt und erprobt werden.
    Von 1993-1995 arbeitete Hermann Voesgen als freiberuflicher Kulturberater und wurde im WS 95/96 zum Professor für Kultur und Projektarbeit im Studiengang KulturArbeit der Fachhochschule Potsdam berufen. Seit 1999 ist er Leiter des Studiengangs und Prodekan im Fachbereich Architektur und Städtebau. Im Studiengang ist Prof. Dr. Voesgen verantwortlich für Theorie und Praxis der Projektarbeit. Er hat in den letzten Jahren zahlreiche Kulturprojekte in Berlin und Brandenburg initiiert. In seinen Forschungsarbeiten beschäftigt er sich mit dem Problem der Kontinuität der Projektarbeit. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Arbeitsbedingungen in der "freien" Kulturszene. Seit drei Jahren ist Voesgen im Vorstand von ENCATC (European Network of Cultural Administration Training Centres, Sitz in Brüssel).

    Der nunmehr fünfte Civitas-Vorlesungszyklus widmet sich dem Thema "Leerstand und Fülle". Abwanderung und Alterung in den Regionen, Dörfern und Städten gerade der neuen Bundesländer führen zu baulichem Leerstand und, häufig genug, zu wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Stillstand. Die Referentinnen und Referenten aus der Hochschule, der Stadt und der Region werden aus ihren jeweiligen wissenschaftlichen Kontexten und praktischen Erfahrungen heraus der Stagnation eine Fülle von Ideen entgegensetzen und damit zur Diskussion auch über die Fächergrenzen hinweg anregen.

    Die Vorträge finden seit dem 25.10.2004 wieder jeden Montag um 18 Uhr statt. In diesem Jahr jedoch an neuem Ort, dem "Schaufenster" der FH Potsdam am Alten Markt, Friedrich-Ebert-Str. 6, 14467 Potsdam. Wie auch in den vergangenen Jahren besteht im Anschluss Gelegenheit, bei einem Glas Wein die Gespräche fortzusetzen und jetzt auch Leerstand sowie dessen Überwindung vor Ort zu studieren.

    Die FH Potsdam lädt alle Potsdamerinnen und Potsdamer, Berlinerinnen und Berliner, alle Studierenden und Lehrenden und alle sonstigen Interessierten herzlich ein.

    Civitas wird unterstützt von Frau Dr. Pia und Herrn Klaus Krone, krone mt, Berlin, der Gesellschaft der Freunde und Förderer der FH Potsdam e.V. und der Druckerei Feller, Teltow.

    WEITERES PROGRAMM
    08. November 2004
    Das Grabmal Shadi- Mulk- Aga und der Paradiesgedanke
    Prof. Dr. Martina Abri

    15. November 2004
    Leerstand und Nutzung - Verwitterungsprozesse in historischen Gebäuden
    Prof. Dr. Steffen Laue

    22. November 2004
    Bedeutungsverlust und Bewusstseinswandel - ein Praxisbericht zur Situation der Städte im Land Brandenburg
    Hathumar Drost, complan GmbH

    29. November 2004
    Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies
    Prof. Dr. Jelena Jamaikina

    13. Dezember 2004
    Abwanderung und Verwurzelung - Brandenburger Familien zwischen Selbstsorge, Beschäftigungssuche und bürgerschaftlichem Engagement
    Prof. Dr. Peter Stolz

    20. Dezember 2004
    Stadt, Raum, Struktur - Konzepte für die Peripherie
    Prof. Markus Löffler

    10. Januar 2005
    Seniorenpark Ostdeutschland - Entschleunigungsanlage oder High-Touch-Center ?
    Prof. Dr. R. Funke

    17. Januar 2005
    Hotel Neustadt - Künstler und Jugendliche füllen Leerstände in Halle
    an der Saale und anderswo
    Prof. Dr. Hanne Seitz

    24. Januar 2005
    Einwanderung versus Geburtenrückgang - Abhilfe durch das neue Zuwanderungsgesetz ?
    Prof. Dr. Peter Knösel

    31. Januar 2005
    Arbeitsmarktaspekte der Stadtschrumpfung und des Stadtrückbaus
    Prof. Dr. Gerhard Buck

    07. Februar 2005
    Wissensklüfte - (Null) Mengen und (Un) Summen von Information
    Prof. Dr. Christoph Hobohm

    Veranstaltungsbeginn jeweils 18:00 Uhr, "Schaufenster" der FH Potsdam am Alten Markt, Friedrich-Ebert-Str. 6, 14467 Potsdam

    Für weitere Informationen steht Ihnen Frau Ulrike Fischer, Leiterin der Abt. Marketing & Kommunikation der FH Potsdam, unter Tel. 0331 580-1070 oder e-mail marketing@fh-potsdam, zur Verfügung.
    Das vollständige Programm und Informationen über Civitas I bis IV finden Sie unter www.fh-potsdam.de/~civitas

    Medieninformationen und Veranstaltungshinweise der FH Potsdam können Sie auch im Internet abrufen: http://www.fh-potsdam.de
    EVENTS & NEWS I MEDIENINFORMATIONEN


    Weitere Informationen:

    http://www.fh-potsdam.de/~civitas


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Politik, Recht, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
    Deutsch


     

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