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27.10.2004 11:31

Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Ketterle zu Gast beim Physikalischen Kolloquium in Heidelberg

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Nobelpreisträger für Physik als Referent beim Physikalischen Kolloquium am 29. Oktober 2004 (17.15 Uhr) in Heidelberg aus Anlass des 65. Geburtstags von Prof. Dr. Jürgen Wolfrum - Physikalisch-Chemisches Institut erwartet mehrere hundert Besucher

    Die freitäglich stattfindenden Physikalischen Kolloquien sind seit langem gute Tradition der Universität Heidelberg. Und doch kommt der Veranstaltung am 29. Oktober eine ganz besondere Bedeutung zu, findet sie doch zu Ehren des 65. Geburtstag des Geschäftsführenden Direktors der Physikalischen Chemie, Professor Dr. Jürgen Wolfrum, statt. Zudem wird als besonders prominenter Referent einer seiner ehemaligen Postdocs - nämlich Prof. Dr. Wolfgang Ketterle - erwartet, dessen experimentelle Erforschung der Bose-Einstein-Kondensation und des ersten Atomlasers 2001 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde.

    "Es werden aber sicherlich noch einige weitere meiner ehemaligen Doktoranden kommen", freut sich Jürgen Wolfrum schon jetzt. "Rund 150 sind es bisher, die ich betreut habe", erinnert sich der 1939 in Jena geborene Wissenschaftler. "Zwar werden sicherlich nicht alle nach Heidelberg fahren können - aber mit insgesamt sechshundert Besuchern zum Physikalischen Kolloquium rechnen wir denn doch."

    Viele werden natürlich speziell wegen des Vortrags des Nobelpreisträgers kommen, der von ultrakalten Quantengasen handelt. Hierbei darf indes nicht vergessen werden, dass die große Auszeichnung des gebürtigen Heidelbergers Ketterle, der seit Anfang der 90er Jahre am MIT - dem Massachusetts Institute of Technology - tätig ist, auch auf experimentellen Techniken beruht, die er in Heidelberg am Physikalisch-Chemischen Institut entwickelte.

    Basis legte die Berufung Jürgen Wolfrums an die Ruperto Carola 1982

    Die Basis hierfür wurde durch die Berufung von Jürgen Wolfrum an die Ruperto Carola im Jahre 1982 gelegt. Gemeinsam mit mehreren Kollegen in Baden-Württemberg gelang Wolfrum 1984 die Gründung der Arbeitsgemeinschaft TECFLAM mit dem Ziel, eine vollständige mathematische Beschreibung von Verbrennungsvorgängen zu erreichen, die Voraussagen der Modelle mit moderner Laserspektroskopie zu überprüfen und schließlich die Verbrennungsführung durch Minimierung der Schadstoffbildung zu optimieren. Zu den bis heute intensiv bearbeiteten Systemen gehören sowohl einfache Haushaltsbrenner wie auch Flugzeugturbinen, Otto- und Dieselmotoren, wobei Verbundprojekte mit den Forschungsabteilungen von Daimler-Benz, dem Volkswagenwerk und der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Automobilhersteller für eine enge Verzahnung von Grundlagenforschung und Praxis sorgten.

    Zusammen mit der Volkswagen AG konnte für die heute so stark verbreiteten TDI-Motoren die Kraftstoffverteilung, die Entwicklung der Flammenfront sowie die Bildung der Schadstoffe Stickoxid und Ruß im laufenden Serienmotor mit Hilfe laserspektroskopischer Verfahren beobachtet werden. Bei den Pionierexperimenten war Wolfgang Ketterle maßgeblich beteiligt, der in seinen anschließenden Arbeiten am MIT die in diesem Projekt entwickelten Methoden der mehrdimensionalen Laserspektroskopie erfolgreich bei der Bose-Einstein-Kondensation und der Realisierung eines ersten Atomlasers einsetzen konnte. Dafür erhielt er im Jahre 2001 den Nobelpreis für Physik.

    Ketterles Vortrag: "Eiskalte Quantengase mit neuen Eigenschaften"

    Am 29. Oktober wird Wolfgang Ketterle einen Vortrag zum Thema "Eiskalte Quantengase mit neuen Eigenschaften" halten. Hierbei ist zu beachten, dass er jüngst in einem neuen Experiment die tiefste je von einem Menschen erreichte Temperatur erzeugen konnte. "Der Abstand zum absoluten Nullpunkt betrug nur noch ein halbes Nano-Kelvin - oder anders ausgedrückt: 0,5 x 10 hoch minus 9 Kelvin. So ein erfolgreiches Experiment ist schon mehr als eine kleine Sensation - das ist fast wie ein zweiter Nobelpreis. Es macht aber auch deutlich, wie viele interessante Felder es noch gibt, wie viele Entdeckungen es noch zu machen gilt!"

    Man spürt Jürgen Wolfrum bei diesen Worten durchaus an, wie sehr ihn sein Fachgebiet auch nach all den Jahren noch reizt. Und man merkt deutlich, wie stolz er auf seinen ehemaligen Schüler ist. "Es freut mich natürlich ungemein, dass Wolfgang Ketterle extra zu meinem 65. Geburtstag nach Heidelberg kommt - auch wenn dieser eigentlich schon im September war. Das erinnert mich natürlich zugleich auch an meinen Sechzigsten - da hat er ebenfalls einen Vortrag gehalten. Das war aber noch vor seinem Nobelpreis - und jetzt kommt er wieder, und hat solch eine bedeutende Auszeichnung in der Tasche! Einen jungen Menschen derart auf den Weg gebracht zu haben gibt einem als Wissenschaftler natürlich eine ungeheure Befriedigung."

    Das - wie auch die Begrüßung des Auditoriums durch den Rektor der Universität, Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Hommelhoff - macht das am 29. Oktober um 17.15 Uhr beginnende Physikalische Kolloquium zu etwas ganz Besonderem - auch wenn es eigentlich "nur" die Fortsetzung einer langen Tradition der Ruperto Carola ist.
    Heiko P. Wacker

    Rückfragen bitte an:
    Prof. Dr. Jürgen Wolfrum
    wolfrum@urz.uni-heidelberg.de

    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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