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30.01.1999 09:05

Forscher aus Jülich stechen in See

Peter Schäfer Unternehmenskommunikation
Forschungszentrum Jülich

    Eine der größten Klima-Meßkampagnen der Welt startet am 15. Februar 1999 im Indischen Ozean

    Aus dem Jülicher Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre (ICG) stechen am 15. Februar der Physiker Herman Smit und Ruben Cremer, Student für lektrotechnik, mit dem US-Forschungsschiff Ronald H. Brown in See. Die Physiker Dr. Stephan Borrmann, Dr. Oliver Bujok und Jürgen Beuermann bestücken zur gleichen Zeit das russische Höhenforschungs-Flugzeug Geophysica mit ihren Meßinstrumenten. Von den Seychellen aus wird der russische Pilot für die europäische Parallel-Studie "APE-THESEO" täglich für mehre Stunden über dem Indischen Ozean kreisen. Die beiden Jülicher Gruppen nehmen mit ihren präzisen und teilweise für die Kampagne neu entwickelten Meßgeräten den Wasserdampf der Atmosphäre unter die Lupe. Dieser ist nach den bisherigen Berechnungen zu etwa 80 % am natürlichen Treibhauseffekt beteiligt.

    "Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre es auf unserer Erde um einiges kälter", erklärt Professor Dieter Kley, einer der Direktoren des ICG. "Im Durchschnitt kämen wir nur auf minus 18 °C. Mit diesem Effekt allerdings beträgt die Oberflächentemperatur der Erde im Mittel 15 °C. Also ganze 33 °C mehr!" Spurengase der Luft und allen voran der Wasserdampf - so sind sich die Forscher einig - bilden die Grundlage des Wärmehaushalts der Natur.

    Menschliche Einflüsse - beispielsweise das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle und Erdöl - tragen dazu bei, daß nun schon seit Jahrzehnten Kohlendioxid als weiteres Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt. Klimamodelle sagen daher eine globale Erwärmung der Erde voraus. Bisher wurden die errechneten Werte aber nicht erreicht. "Warum ist die Erwärmung bisher nicht in dem Maße eingetreten, wie sie vorausberechnet wurde?", fragt daher der US-Koordinator des Projekts INDOEX, Professor Veerabhadran Ramanathan, Direktor des Scripps Center for Clouds, Chemistry and Climate der University of California in San Diego. Viele Wissenschaftler vermuten, daß sich hinter dieser Unstimmigkeit ein kühlender Effekt verbirgt; ausgelöst durch Wasserdampf, Spurengase, Sulfate und sogenannte Aerosole - das sind mikroskopisch kleine Partikel, z.B. aus Eiskristallen oder Staub.
    Diese Stoffe reflektieren einerseits das Sonnenlicht zurück ins All, und einige dienen andererseits als Wolkenbildner.

    Mit den großangelegten Studien wollen die Forscher fehlende Daten und Fakten aus dem "Labor" Natur zusammentragen. Projektleiter Herman Smit und Ruben Cremer aus Jülich sind beispielsweise den aufsteigenden Luftmassen über dem Ozean auf der Spur. Während ihrer knapp siebenwöchigen Reise auf dem amerikanischen Forschungsschiff werden sie wohl kaum in den Genuß einer ruhigen Minute kommen: Im Zwölf-Stunden-Rhythmus sollen insgesamt 60 hochempfindliche Meßsonden auf ihre luftige Reise gehen. Mit Hilfe von Wetterballonen werden die Geräte vom Schiff aus in Höhen von bis zu 30 Kilometern gebracht. Während ihres Aufstiegs funkt die Sonde minütlich mehrere Dutzend Datenpakete zurück zum Schiff. Daten über Ozon, Wassergehalt, Feuchte und Temperatur werden so gesammelt. Sowohl das Überwachen und Auswerten der einlaufenden omputerdaten als auch das Vorbereiten der nächsten Sonde gehen während der Meßkampagne ständig ineinander über.

    Einem ähnlich engen Stundenplan sehen Dr. Stephan Borrmann und seine Kollegen entgegen: Die teils neu entwickelten oder verbesserten Meßsysteme gehen schon Mitte Januar auf die Reise. Wohlverpackt werden sie Mitte Februar auf den Seychellen eintreffen und im ehemaligen Spionageflugzeug Geophysica neben anderen europäischen Meßeinheiten Platz finden. Die konzentrierte europäische Parallelstudie zu INDOEX kürzen die Wissenschaftler "APE-THESEO" ab; übersetzt: Airborne Platform for Earth Observation - Third European Stratospheric Experiment on Ozone.

    Vom 15. Februar bis 15. März starten die Geräte aus Deutschland, Italien, Schweden und Rußland dann täglich zu ihren Meßflügen, um in Höhen von 10 bis 20 Kilometern die exakte Beschaffenheit von Wolken zu erforschen. Wer hier eine eher romantische Seite der Wissenschaft zu entdecken glaubt, täuscht sich: Bei den Jülicher Forschern stehen minus 50°C kalte Wassereispartikel und Kristalle mit Anteilen von Salpetersäure und Wasserdampf auf dem täglichen Meßprogramm.

    Weitere Informationen zur Kampagne finden sich im Internet unter den Adressen:

    http://www.fz-juelich.de/icg/icg2/forschung/indoex/index.shtml
    http://www-indoex.ucsd.edu
    http://ape.iroe.fi.cnr.it


    Weitere Informationen:

    http://www.fz-juelich.de/icg/icg2/forschung/indoex/index.shtml
    http://www-indoex.ucsd.edu
    http://ape.iroe.fi.cnr.it


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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