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10.11.2004 10:56

Neue Nutzung für alte Kirchen

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Gemeinsames Seminarprojekt von Fachhochschule und Universität Erfurt

    Die christlichen Kirchen in Deutschland sehen sich zunehmend mit der Frage konfrontiert, wie mit einer Vielzahl von Kirchenräumen umgegangen werden soll, die für kleiner werdende Gemeinden zu groß sind, die in Stadtteilen liegen, in denen kaum noch Wohnbevölkerung lebt, oder für die es aus anderen Gründen keine Verwendung durch die Kirche mehr gibt. Umbau, Umwidmung, Verkauf, Abriss sind mittlerweile Szenarien, die in Kirchengemeinden und in der kirchlichen Verwaltung durchgespielt werden. Es handelt sich nicht mehr nur um Planspiele, sondern längst um gängige Praxis. Das Thema der Umnutzung und des Umbaus von Kirchenräumen gewinnt zunehmend an Bedeutung, wie auch Positionspapiere der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland belegen.

    Die intensive Diskussion, die kirchenintern geführt wird, und die Emotionalität, mit der zum Teil in der Öffentlichkeit reagiert wird, belegen, um welch sensibles Thema es sich handelt. In christlicher Sicht sind Kirchen nicht ein beliebiges Gebäude, sondern, wie es in einer Handreichung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz heißt, "steinerne Zeugen des Glaubens und - in ihrer architektonischen und künstlerischen Verschiedenheit - Gestalt gewordene Theologie". Theologische, architektonische und städteplanerische Kriterienkataloge und Konzepte sind deshalb gefragt, damit nicht Beliebigkeit die Entscheidungen prägt, die in den nächsten Jahren in vielen Städten und Dörfern zu treffen sind.

    In einer Kooperationsveranstaltung vom 11. bis 14. November 2004 werden sich 32 Studierende der Architektur an der Fachhochschule Erfurt und der Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt mit diesem neuen Thema beschäftigen. Konzipiert haben die Veranstaltung Prof. Ludwig Rongen, Professor für Baukonstruktionslehre mit Schwerpunkt Altbausanierung, und Prof. Dr. Benedikt Kranemann, Professor für Liturgiewissenschaft. Das Seminar steht in einer Reihe ähnlicher Veranstaltungen, die die beiden Hochschullehrer in den letzten Jahren durchgeführt haben. Neu ist in diesem Semester, dass die Veranstaltung auf Einladung einer Kommune im Rheinland durchgeführt wird, die die Hilfe der Erfurter Architekten und Theologen angefordert hat. In der Stadt Wassenberg im Rheinland sucht man seit Jahren nach Nutzungsmöglichkeiten für eine kleine historische Kirche, für die die Kirchengemeinde keinen Bedarf mehr hat, für die aber auch die Stadt bislang keinen Verwendungszweck hat. Sponsoren aus Wassenberg unterstützen das Seminarprojekt finanziell.

    In Kooperation beider Studienfächer soll in der Lehrveranstaltung für diese aufgelassene Kirche ein neues Nutzungskonzept entwickelt werden, das der bisherigen liturgischen Nutzung und der Lage an einem angrenzenden Friedhof gerecht wird, zugleich aber auch den Nutzungsmöglichkeiten in der Kommune angemessen ist. Im Blick auf neue Fragestellungen, u.a. für die Theologie das sensible Feld der Profanierung von Sakralräumen, sollen die Studierenden mit den Problemstellungen und möglichen Lösungsmöglichkeiten vertrautgemacht werden. Studierende beider Fächer zusammenzubringen, sei in verschiedener Hinsicht interessant, so die Professoren Rongen und Kranemann. Zum einen kämen so sehr unterschiedliche Fachinteressen und Fragestellungen zusammen, die für die Auseinandersetzung mit dem Thema "Kirchenbau" unverzichtbar seien. Zum anderen führe man angehende Architekten und Theologen zusammen, die auch später in der Praxis miteinander kooperieren müssen. Die große Resonanz auf die Seminarveranstaltung zeige, dass für die Studierenden diese ungewöhnliche Kooperation besonders reizvoll sei. Anhand von Plänen und Baumodellen, aufgrund theoretischer Einführungen durch die Lehrkräfte und im Gespräch mit Institutionen vor Ort werden die Studierenden ihr Seminarthema bearbeiten.

    Als weitere Fachleute, die mit den entsprechenden Fragestellungen in Theorie und Praxis befasst sind, werden mitwirken Architekt Wolfgang Lukassek, ehemalige Leiter des Bauamtes des Bistums Erfurt, Dipl. theol. Matthias Ludwig, Mitarbeiter am EKD-Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Universität Marburg, und Prof. Dr. Albert Gerhards, Liturgiewissenschaftler an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.

    Weitere Informationen/Kontakt:
    Prof. Dr. Ludwig Rongen, Fachhochschule Erfurt, Tel.: 02432 / 3094
    Prof. Dr. Benedikt Kranemann, Katholisch-Theologische Fakultät Erfurt, Tel.: 0361 / 222 99 79


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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