In einem Pressegespräch anlässlich der Akademischen Jahrfeier der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule hat Rektor Prof. Dr. Herbert Eichele über die Situation seines Hauses informiert. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen in Zeiten staatlicher Sparzwänge hat das Ohm im abgelaufenen Studienjahr viele Erfolge vorzuweisen: So wurde die Hochschule vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft für das hervorragende Weiterbildungsportfolio ausgezeichnet, Design-Studierende gewannen mehrere bedeutende Filmpreise. Um jedoch die vielen Herausforderungen der Zukunft meistern zu können, fordert Prof. Eichele von der Politik Planungssicherheit.
Zum Wintersemester 2004/05 ist die Zahl der Studierenden an Bayerns zweitgrößter FH erneut gestiegen. Waren im Vorjahr noch 8.097 Personen immatrikuliert, so sind es aktuell 8.274, darunter 1.004 ausländische Studierende aus 90 Nationen. Dazu konnte das Ohm bedeutsame Erfolge verbuchen: Zusammen mit der Unternehmensberatung McKinsey&Company zeichnete der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule für ihr hervorragendes Weiterbildungsangebot aus. Besonderes gelobt wurde das "Ohm-Netzwerk für lebenslanges Lernen" für sein "praxisorientiertes und vor allem am Bedarf der regionalen Wirtschaft orientiertes Weiterbildungsportfolio".
Potenzialstudie weist Spitzenstellung aus
Und auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bestätigt in einer Potenzialstudie die Spitzenstellung der Mittelfranken: Was die Einnahmen aus externen Projekten angeht, gehört das Ohm zu den drittmittelstärksten Hochschulen im Bundesgebiet, zusammen mit Karlsruhe ist es sogar die einzige süddeutsche Hochschule, die sich in der Spitzengruppe platzieren konnte. Als Partner von sechs Kompetenznetzen nimmt die Nürnberger FH den Spitzenplatz ein. Differenziert nach Fächergruppen ist beispielsweise die Nürnberger Elektrotechnik diejenige, die die meisten externen Einnahmen verbuchen konnte. Weiterhin haben zuletzt 17 Ohm-Absolventen eine Promotion begonnen. Dies bedeutet eine Spitzenplatzierung unter allen deutschen FHs, ebenso wie die Betrachtung der angemeldeten Patente: Zehn neue Innovationen kamen aus den Laboren rund um den Wöhrder See.
Innovationspreis und Filmerfolge
Prof. Dr. Hans Poisel - Leiter des Anwendungszentrums für Polymere Optische Fasern - wurde ebenfalls eine besondere Ehre zu Teil: Vom Bayerischen Kompetenznetzwerk für Mechatronik erhielt er den Innovationspreis 2004. Derweil betätigen sich die Studierenden des Fachbereichs Design als fleißige Preis-Sammler. Auf vielen bedeutenden Wettbewerben - darunter dem weltweit ausgeschriebenen Microsoft-Imagine-Cup - konnten sich die imposanten Filmwerke aus der Ohm-Talentschmiede stets auf den vordersten Rängen platzieren.
Auch andere Projekte laufen gut: So wurde für die hochschuleigene Jobbörse bereits der fünfte Kooperationspartner gewonnen - Nun nutzen auch die Fachhochschulen München, Amberg-Weiden, Augsburg und bald auch Hof das Portal, das Studierenden und Industrie als "virtueller Arbeitsmarkt" dient und eine wichtige Ergänzung zu den Vermittlungsangeboten der Bundesagentur darstellt. In Sachen "Buchsponsoring", mit dem die notleidende Bibliothek unterstützt wird, konnte im Herbst das Erreichen der 10.000-Euro-Spendenmarke vermeldet werden. Dank finanzieller Hilfe aus Öffentlichkeit und Wirtschaft ist es gelungen, die wichtigste Fachliteratur für den Vorlesungsbetrieb zu beschaffen.
Dennoch viele Probleme
Trotz der guten Meldungen, wies Rektor Eichele darauf hin, dass in seinem Haus an vielen Stellen der Schuh drückt. Die finanzielle wie auch die Bausituation bereiten am Nürnberger Prinzregentenufer Kopfzerbrechen. So verfügt die Fachhochschule nach den Kürzungen im bayerischen Staatshaushalt im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent weniger Mittel für Anschaffungen und Investitionen. Striktes Sparen in allen Fachbereichen und Abteilungen ist geboten und viele Serviceangebote für Studierende wurden eingeschränkt: Die Öffnungszeiten der Bibliothek wurden verkürzt, Neuanschaffungen für Fachliteratur sind außer der Finanzierung aus Geldern des Buchsponsorings nicht mehr möglich. Das Studienbüro schließt früher, Sprachkurse wurden für die Studierenden erstmals kostenpflichtig, das Wahlpflichtfachangebot ausgedünnt. Personell macht sich die prekäre finanzielle Lage in der außerplanmäßigen Streichung von 4,5 Professoren- und zwei Ingenieurstellen schmerzlich bemerkbar; weitere Stelleneinzüge drohen.
Dass dies mit dem Studierendenansturm, der in den nächsten Jahren auf die Fachhochschulen zurollt, nicht vereinbar ist, wird schon beim Vergleich einiger Zahlen deutlich: Bereits heute sind über 8.200 Personen in den 34 Studiengängen der Nürnberger FH eingeschrieben, in den nächsten 15 Jahren wird die Zahl auf über 12.000 steigen. Hinzu kommt im Jahr 2011 ein doppelter Abiturjahrgang, wenn das neue achtstufige und das dann auslaufende neunjährige Gymnasium seine Abiturienten parallel entlassen. "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, wie wir die bevorstehende Flut bewältigen sollen", gibt Rektor Eichele zu.
Baumängel bereiten Kopfzerbrechen
Auch in baulicher Hinsicht hat die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule viele Sorgen: Das schon lange geplante und dringend notwendige Gebäude für die Technische Chemie liegt auf Eis, konnte noch immer nicht begonnen werden. Doch ein Neubau ist zwingend: verrottete Abflüsse, provisorische Flucht- und Rettungswege, veraltete Installationen sowie unzureichende Lüftungsanlagen zeugen vom akuten Handlungsbedarf. Dabei ist der Studiengang "Angewandte Chemie" äußerst attraktiv: Das Ohm ist die einzige Fachhochschule in Bayern, die Chemieingenieure ausbildet. Auf sie warten hervorragende Berufsaussichten: Absolventen aus Nürnberg sind am Arbeitsmarkt besonders nachgefragt.
Ebenfalls unbedingt notwendig sind Sanierungsarbeiten am sogenannten "A-Bau", der sich an der Wollentorstraße entlang streckt. Das größte FH-Gebäude weist wesentliche technische Mängel auf und entspricht nicht mehr den Brandschutzbestimmungen. Ähnlich sieht es mit zwei Verwaltungsgebäuden aus, die dringend saniert werden müssten. Dazu wird für den Studiengang Informatik eine Lösung gesucht. 798 Studierende haben kein eigenes Gebäude, teilen sich Hörsäle und Seminarräume notdürftig mit Kommilitonen anderer Richtungen. "Vordringliches Anliegen ist der Neubau für die Technische Chemie", weiß Prof. Eichele, "doch auch die Informatik platzt aus allen Nähten. Minister Goppel hat das Problem erkannt, woran es noch scheitert ist das Finanzministerium."
"Wir müssen planen können"
Von der Politik fordert der FH-Chef baldige Planungssicherheit. "Mit diesem Notprogramm kann es nicht länger weitergehen!", mahnt er, "Um die vielen Herausforderungen stemmen zu können, brauchen wir schnellstens feste Rahmenbedingungen in Sachen Umbau der Hochschullandschaft." Auch müssten die zukünftigen Finanzierungsgrundlagen - Stichwort Studiengebühren - baldmöglichst konkret festgelegt werden. Dann, so Eichele, "können wir endlich konstruktiv planen!"
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Rückfragen zu dieser Mitteilung bitte an die Pressestelle der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule. Sie erreichen uns telefonisch unter 09 11 / 58 80 41 01 (Marc Briele) oder via Mail an presse@fh-nuernberg.de. Gerne vermitteln wir Ihrer Redaktion auch ein persönliches Gespräch mit Ohm-Rektor Prof. Dr. Herbert Eichele.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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