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16.11.2004 15:14

Airbags mit Augen und Ohren

Yvonne Heuser Zentrales Management
Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT

    Neue Technologien helfen Leben retten - weiter sinkende Zahl der Verkehrsopfer -Geländewagen mit hohem Überschlagrisiko

    Neue Sensoren erkennen Unfälle und lösen bedarfsgerecht die Airbags aus

    Weltgrößte Fachtagung zum Insassenschutz mit Airbags in Karlsruhe jetzt wieder von 29. November bis 1. Dezember 2004

    Seit 30 Jahren gehört das Fraunhofer ICT zu den Pionieren der Airbag-Technik / Karlsruhe Nabel der "Airbag-Welt"

    1000 Experten aus mehr als 20 Nationen erwartet

    Einzigartige Fachausstellung: 50 Firmen zeigen Weltneuheiten rund um den Airbag und die Insassensicherheit

    (ICT Pfinztal) Es ist eine Erfolgsstory ohnegleichen: Seit vielen Jahren zeigt die Opferstatistik bei Straßenverkehrsunfällen einen konstanten Trend nach unten. Viele Faktoren tragen dazu bei, etwa der Straßenbau, die bessere Ausbildung oder eben die Technik des Insassenschutzes. Verglichen mit der grauen Vorzeit der Massenmotorisierung hat sich bei zunehmender Verkehrsdichte, bei steigenden PS-Zahlen und bei höheren gefahrenen Geschwindigkeiten dennoch ein positives Bild entwickelt.

    Von rund 20 000 Verkehrstoten Anfang der 70er Jahre allein in Westdeutschland büßen heute nur noch weniger als 4000 Menschen im wiedervereinigten Gesamtdeutschland einen Fehler mit dem Leben. Natürlich sind dies immer noch 4000 Opfer zuviel. Deswegen kämpfen Verkehrsexperten immer weiter an der Front der Verkehrssicherheit.

    Neben der Unfallvermeidung, die höchste Priorität genießt, gilt es aber nach wie vor die Unfallfolgen zu vermindern. Hier ist die Technik gefragt. Moderne Fahrzeugkonzepte verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: Die Sicherheit der Insassen ergibt sich bei einem Aufprall als Summe aus Karosseriesteifigkeit, Verformungs-verhalten und Insassenrückhaltung.

    Der Physiker Dr. Karl-Friedrich Ziegahn vom Fraunhofer ICT, Begründer und Leiter des Fraunhofer-Airbag-Symposium, sieht vor allem das Zusammenspiel der verschiedenen Sicherungs-einrichtungen als Grund für den enormen Rückgang der Opferzahlen: "Moderne Fahrzeuge haben die Sicherheit quasi von Geburt an integriert. Die Auslegung der Karosserie, die Polsterung des Innenraums, die Sicherheitsgurte und die Airbags gemeinsam haben durch den Einsatz neuer Techniken in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht."

    Heutige Airbagsysteme tragen daran einen entscheidenden Anteil. Und bei allen erreichten Erfolgen sehen die Wissenschaftler immer noch einen großen Forschungsbedarf, vor allem im Hinblick auf eine zielgerichtete Auslösung und Entfaltung der den Aufprall dämpfenden Sicherheitskissen. Sie sind inzwischen Standard in allen Autos, aber sie haben sich vermehrt und schützen beim Frontal-, beim Seitenaufprall und bei Überschlägen den Insassen vor schwerwiegenden Verletzungen.

    Airbags sind im Auto an zahlreichen Positionen zu finden: im Lenkrad, im Armaturenbrett auf der Beifahrerseite, in der Seitentür, im Dachhimmel (zum Kopfschutz), im Kniebereich oder sogar als aufblasbare Kopfstütze. Sie werden vor allem in Europa aber immer als unterstützende Systeme gesehen; die hauptsächliche Sicherheitseinrichtung in den Autos ist und bleibt der Sicherheitsgurt. Deswegen sollen Airbags auch nur bei besonders schweren Unfällen ausgelöst werden.

    Bei dem vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT alle zwei Jahre veranstalteten Karlsruher Airbag-Symposium treffen sich regelmäßig mehr als 1000 Wissenschaftler und Ingenieure, um Erfahrungen auszutauschen und neue Ideen vorzustellen. Zu Gast sind neben hochrangigen Vertretern der Industrie auch europäische Institutionen, Forschungseinrichtungen sowie die amerikanische Verkehrsicherheitsbehörde NHTSA, das Institut der amerikanischen Versicherungswirtschaft IIHS und renommierte Unfallexperten aus mehr als 20 Nationen. Bereits mehrfach waren in den vergangenen Jahren vom Karlsruher Symposium entscheidende Impulse für die Weiterentwicklung der Airbagtechnik ausgegangen.

    In diesem Jahr stehen erneut Diskussionen um die Zielkonflikte bei der Airbagauslegung ins Haus: kleine, leichte Insassen benötigen "weichere" Schutzkissen, größere und schwere Insassen erfordern "härtere" und schnellere Airbags.

    Abhilfe verspricht hier der Fortschritt bei den Sensoren. Bei der kommenden Tagung und Ausstellung stellen die Experten neue elektronische 'Heinzelmännchen' vor, die den Airbags quasi 'Augen' und 'Ohren' verleihen. Zum einen sollen damit unvermeidbare Unfälle rechtzeitiger erkannt werden (sogenannte "Pre-Crash-Sensorik"), um die Schutzmaßnahmen früher einleiten zu können. Zum anderen kann man mit neuen akustischen Sensoren den Crash besser vom extrem harten Fahrbetrieb unterscheiden. Ebenso kann man mit der neuen Technik die Position und das Gewicht der Insassen erkennen und den oder die Airbags angemessen auslösen.

    Vor eine besondere Herausforderung werden Airbag-Entwickler durch die zunehmende Beliebtheit der Geländewagen, der Van's und der Pick-Up's gestellt. Solche Fahrzeuge zeigen wegen des höheren Schwerpunkts ein deutlich höheres Risiko von Überschlägen. In den USA gehen mittlerweile ein Viertel aller tödlichen Unfälle auf das Konto von Überschlägen. Hier werden zukünftig vermehrt aufblasbare Seitenvorhänge oder seitliche Kopfairbags angeboten, die bei einem seitlichen Abrollen den Insassen vor dem Kontakt mit der Straße schützen.

    Airbags oder ähnliche Gebilde können auch beim Fußgängerschutz einen entscheidenden Beitrag leisten. Gerade die EU hat sich den Schutz des schwächsten Verkehrsteilnehmers besonders vorgenommen; mit neuen Anforderungen sollen die Fahrzeughersteller gezwungen werden, den Aufprall und die Folgen zu mildern. Auch hier stellen die Geländewagen ein besonderes Problem dar, insbesondere wenn sie mit Rammschutzbügeln (sogenannte 'Kindermörder', die inzwischen bei Neuwagen nicht mehr angeboten werden dürfen) ausgerüstet sind.

    Aber nicht nur der Insassenschutz sondern auch die Risiken für Unfallretter sind Gesprächsstoff in Karlsruhe. In einem Workshop wird erläutert, welche Risiken von nichtausgelösten Airbags möglicherweise ausgehen. Hier tauschen sich Feuerwehren aus New York mit ihren europäischen Fachkollegen aus und diskutieren mit der Industrie über neue Entwicklungen.

    Das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT in Pfinztal bei Karlsruhe gehört mit 350 Mitarbeitern zu den Pionieren der Airbag-Technik und forscht seit den siebziger Jahren im Auftrag der Industrie an der Verbesserung der Airbag-Technik, vor allem an den auf Explosivstoffen beruhenden Gasgeneratoren, an ihrer Funktionsfähigkeit unter den rauhen Bedingungen der Automobilumwelt sowie an neuen, alternativen Systemen.

    Pressekonferenz

    Am Montag, den 29. November 2004 findet im Karlsruher Kongreßzentrum (Stadthalle) um 11.30 h eine Pressekonferenz unter Beteiligung zahlreicher Vertreter der Industrie zur Veranstaltung mit anschließender Ausstellungseröffnung statt.

    Pressekontakt:

    Yvonne Heuser
    Fraunhofer ICT
    Tel. +49-(0) 721- 4640-201
    heu@ict.fhg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.airbag2000plus.de


    Bilder

    Airbag-Systeme werden vor ihrem Einsatz im Fahrzeug eingehend geprüft.
    Airbag-Systeme werden vor ihrem Einsatz im Fahrzeug eingehend geprüft.
    Foto: Fraunhofer ICT
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    Foto: Fraunhofer ICT
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Airbag-Systeme werden vor ihrem Einsatz im Fahrzeug eingehend geprüft.


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