PM 153/2004
Christine Wolters (Hannover) spricht im Rahmen der Ringvorlesung "Wissen und Gewissen" am Mittwoch, dem 24. November 2004, um 19 Uhr c.t. im Historischen Institut, Hörsaal 12, Domstraße 9a, über "Der Experimentalbegriff in der Medizin am Beispiel von Menschenexperimenten im Konzentrationslager".
Versuche am Menschen haben in der Medizin eine lange Tradition. Auch die Versuche in den Konzentrationslagern sind in diese Entwicklung einzuordnen.Von der sich verstärkt als naturwissenschaftlich begreifenden Medizin wurden seit der Aufklärung zunehmend Versuche durchgeführt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreichte der dabei in Kauf genommene Mißbrauch von Patienten solche Ausmaße, daß sich vielfach Widerstand dagegen regte. Erste gesetzliche Regelungen traten in Deutschland bereits vor 1933 in Kraft. Die gesundheitspolitische Zielsetzung des Nationalsozialismus beeinflußten die Ethik der Ärzte und Forscher hingegen sehr negativ. Rassenhygienische Theorien identifizierten zudem neue Bevölkerungsgruppen als minderwertig und damit als geeignete Probanden einer rücksichtslosen Versuchspraxis. Nicht nur die Insassen von Konzentrationslagern wurden Opfer von medizinischen Versuchen, sondern auch kranke und behinderte Menschen. Wie am Beispiel der Erprobung eines neuen Medikaments gegen Lungentuberkulose an Häftlingen des Konzentrationslagers Sachsenhausen gezeigt werden soll, blieben die beteiligten Ärzte anerkannte Mitglieder der scientific community.
Weitere Informationen erhalten Sie von
Priv.-Doz. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio, Institut für Geschichte der Medizin
der Universität Greifswald, Walther-Rathenau-Straße 48, D-17487 Greifswald
Telefon 03834/865780, Telefax 03834/865782, geschmed@uni-greifswald.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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