Neu an der Universität Jena: der Iberoromanist Prof. Dr. Joachim Born
Jena (23.11.04) "Ich bin Sprachwissenschaftler", sagt Prof. Dr. Joachim Born von sich. Und doch schätzt der gebürtige Heidelberger, der gerade zum Professor für Iberoromanistik der Universität Jena ernannt worden ist, die Forschung vor Ort. Er hat sich in seiner Promotion an der Katholischen Universität Eichstätt mit der Mehrsprachigkeit in den ladinischen Tälern der Südtiroler Dolomiten beschäftigt und ermittelt, dass diese längst kein Privileg der Oberklasse ist. "Mehrsprachigkeit ist auch für einfache Menschen kein Problem", so Born, der gesteht, dass er "ein Herz für Minderheiten entwickelt hat". Passend dazu hat er für das Auswärtige Amt eine globale Studie über Deutsch als Minderheitensprache durchgeführt und dabei u. a. festgestellt, dass in Brasilien mehr als zwei Millionen Menschen Deutsch verstehen. Spätestens seit dieser Zeit hat Born seine "Latinomentalität" entdeckt und den Sprung aus der Rätoromania nach Lateinamerika gemacht.
Die Begeisterung für Südamerika ist ihm nicht in die Wiege gelegt worden. Born absolvierte zunächst ein altsprachliches Gymnasium in Mannheim, bevor er ein Studium der Romanistik, Slavistik, Allgemeinen Linguistik und Anthropologie in Frankfurt/M., Mannheim, Salamanca und Zaragoza absolvierte. Nach weiteren Stationen wurde er zuletzt Gründungsdirektor des Lateinamerikazentrums der Uni Dresden. Nicht nur organisatorische Fähigkeit bewies er dort, sondern entwickelte ein Partnerschaftsnetzwerk mit Lateinamerika, das er nun für Jena nutzbar machen will.
Den Wechsel an die Saale nahm er auf sich, da es an der Friedrich-Schiller-Universität deutschlandweit eines der wenigen verbliebenen Institute gibt, an dem alle "großen" romanischen Sprachen vertreten sind. Außerdem wollte er wieder vermehrt lehren, was er "als Dienstleistung für die Studierenden" versteht. Aber vor allem will er wieder forschen. Es sind die kulturell-sprachlichen Themen, die den Neu-Jenaer antreiben. So untersucht er gerade einige Stätten aus dem Unesco-Weltkulturerbe in Brasilien. "Aber die Beschäftigung mit Südamerika ist immer auch politisch", weiß Born, der interdisziplinär und in engem Kontakt mit der Wirtschaft den südamerikanischen Kontinent für Jena erschließen will. Neben Studien zu Sprach- und Kulturkontakt, worüber er sich 2002 mit Schwerpunkt Romania an der Universität Wien habilitiert hat, gilt sein Interesse der Sprachpolitik. Wie geht die EU mit den Minderheitensprachen um? Wie regelt man das Zusammenleben von Sprachen und ihren Dialekten? So lauten zwei aktuelle Forschungsthemen. Dabei spielt immer - und gerade in Südamerika - die Macht eine große Rolle. Der Umgang mit Sprache ist zugleich ein Machtdiskurs. "Es gibt keinen Kontakt ohne Konflikt", ist sich Born bewusst. Der neue Jenaer Iberoromanistik-Professor erforscht dazu auch gerade den sprachlichen Wandel des brasilianischen Präsidenten, der früher als Gewerkschaftsfunktionär ganz andere Töne anschlug als heute.
Wie verändert die Macht den Diskurs - aus linguistischer Sicht? Ein Thema, das zeigt, dass Sprachwissenschaft sehr praxisnah und spannend sein kann - zumindest so, wie es Joachim Born angeht.
Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Born
Institut für Romanistik der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944651
Fax: 03641 / 944602
E-Mail: joachim.born@uni-jena.de
Der neu berufene Jenaer Iberoromanist Prof. Dr. Joachim Born.
Foto: Scheere/FSU-Fotozentrum
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sprache / Literatur
überregional
Personalia
Deutsch
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