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23.11.2004 14:46

Menschenrechtler stehen bei Europas Jugend hoch im Kurs

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Internationale Forschergruppe befragte 9.000 Gymnasiasten

    Umweltschutz- und Menschenrechtsgruppen wie Greenpeace oder Amnesty genießen bei jungen Leuten in Europa großes Vertrauen. In Deutschland, England, Finnland, Holland und Schweden zählen auch Polizei und Gerichte zu den Institutionen, die positiv bewertet werden. Die Kirchen erreichen Spitzenwerte bei Jugendlichen in Polen und Kroatien, in Israel genießt das Militär höchstes Ansehen - so die Ergebnisse einer internationalen Studie mit 9.000 Jugendlichen. Koordinator des Projekts ist der Religionspädagoge Professor Hans-Georg Ziebertz von der Uni Würzburg.

    In den Niederlanden nehmen die Kirchen in Sachen Vertrauenswürdigkeit den letzten Platz ein. Von deutschen Jugendlichen werden sie auf den drittletzten Platz verwiesen, womit sie noch vor den politischen Parteien und den Medien stehen. Die Parteien sind in allen Ländern auf einem der letzten vier Plätze zu finden - "ihnen vertraut die Jugend nicht, ebenso wenig wie den Regierungen und Parlamenten", sagt Ziebertz.

    Die Ergebnisse dieser von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mitfinanzierten Studie werden vom 1. bis 4. Dezember an der Uni Würzburg zusammengetragen. Auf Einladung von Ziebertz treffen sich dazu die zehn beteiligten Forscher am Institut für Praktische Theologie.

    Bei der Untersuchung wurden Gymnasiasten aus der 11. Klasse unter anderem nach ihren Lebensperspektiven, politischen Einstellungen und ihrem Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen und Kirchen sowie nach ihren religiösen Einstellungen befragt. Aus Deutschland nahmen insgesamt 1.900 Jugendliche teil.

    Laut Ziebertz fällt auf, dass in allen europäischen Ländern die Mehrzahl der Befragten die herrschenden sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen als krisenhaft erfahren. Zugleich schätzen sie sich aber als stark genug ein, ihr Leben meistern zu können. Aussagen wie "Man kann nichts für die Zukunft planen, weil man nicht weiß, was kommt" finden in allen Ländern nur wenig Zustimmung.

    Große Übereinstimmung herrscht auch bei den Wertidealen. Am Wichtigsten sind Autonomie, Freiheit und Selbstbestimmung, gefolgt von einer guten Ausbildung und sozialen Werten wie Hilfsbereitschaft. Bei Polen, Niederländern und Finnen erreichen zudem auch familienorientierte Werte eine ähnlich hohe Zustimmung. Am unteren Ende stehen Werte wie "technisch immer auf dem neuesten Stand sein" oder "frei sein von Verpflichtungen".

    Auch in den politischen Einstellungen unterscheiden sich die Jugendlichen in Europa nicht besonders stark. Durchweg beurteilen sie das System der politischen Parteien als negativ. Sie meinen, dass die Parteien keine Notiz von ihnen nehmen. Zudem hegen die Jugendlichen tiefe Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Personen in Politik und Parteien. "Dennoch sind die jungen Leute nicht der Meinung, dass Politik überflüssig ist", sagt Ziebertz. Aber in dem Parteiensystem, das sie erleben, könnten sie keine Anknüpfungspunkte erkennen.

    Unterschiedlich fallen die Einschätzungen aus, wenn man nach der Zukunft Europas fragt. Politisch und gesellschaftlich sehen Jugendliche in allen Ländern das Zusammenwachsen Europas als wichtigen Prozess an. Auffallend: Polen und Deutsche bewerten die Aussage am höchsten, "dass die Feinde von einst heute als Freunde zusammenleben". Jugendliche aus anderen Ländern betonen dagegen die "Chancen der offenen Türen", die das neue Europa bietet.

    Für die Forschergruppe, der Wissenschaftler aus Finnland, Schweden, Irland, Großbritannien, Polen, Kroatien, den Niederlanden, Israel und Deutschland angehören, sind diese Untersuchungen nur der erste Schritt. Es folgt die Analyse der religiösen Einstellungen Jugendlicher in Europa und zuletzt die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Religion und Lebenseinstellungen. Die Ergebnisse sollen als Buch-Trilogie erscheinen, der erste Band kommt voraussichtlich im Frühjahr 2005 auf den Markt.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Hans-Georg Ziebertz, T (0931) 888-4839, Fax (0931) 888-4840
    hg.ziebertz@mail.uni-wuerzburg.de
    http://www.uni-wuerzburg.de/religionspaedagogik/

    Hinweis für Redaktionen und Journalisten: Professor Ziebertz ist an der Uni Würzburg leider erst wieder ab Montag, 29. November, zu erreichen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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