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15.02.1999 18:47

AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN Nr. 4 1999

Dr. med. Silvia Schattenfroh GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Der Patient, dessen akutes Leberversagen in der Berliner Charité (Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie) dank des Einsatzes eines innovativen Systems der Leberperfusion mit Hilfe zweier Schweinelebern beherrscht werden konnte, ist 8 Tage, nachdem die Leberperfusion beendet worden war, am Freitag Nacht um 22 Uhr gestorben.
    Der Patient, ein 38 Jahre alter Lastwagenfahrer, war 24 Stunden an die erste und weitere 36 Stunden an eine 2. Schweineleber angeschlossen gewesen. Während dieser Zeit hatte sich seine eigene Leber so weit erholt, daß die Aerzte auf die Hilfe der Tierlebern verzichten konnten. Sie koppelten ihn von der Schweinleber ab, als sein eigenes Organ wieder ausreichend, wenn auch auf niedrigem Niveau arbeitete. Die Chancen, daß der Patient überleben würde, standen gut, acht Tage später kam es indessen zum Versagen aller lebenswichtigen Organe ("Multi-Organversagen"), das von der Lunge seinen Ausgang nahm. Warum es dazu kam, ist unklar. Man hofft nun, durch die angestrebte Sektion der Leiche Klarheit über die Todesursache zu gewinnen. Unbekannt ist ferner die Krankheitsursache, die zum Leberversagen geführt hatte.
    Indessen bleibt festzuhalten, daß das System der "extrakorporalen, xenogenen Leberperfusion", nämlich der befristete Ersatz der ausgefallenen Leber eines Patienten durch eine Schweineleber, über alles Erwarten erfolgreich war. Professor Peter Neuhaus hält daher einen erneuten Einsatz bei einem Schwerstkranken, dem anders nicht zu helfen wäre, für gerechtfertigt.
    Das Verfahren, das Neuhaus zusammen mit seinem Assistenten Michael Schön entwickelt hat, besteht in einer dreifachen Perfusion: Das Patientenblut durchläuft zunächst eine künstliche Niere. Während dieser Dialyse werden bereits zahlreiche giftige Stoffe entfernt. Dem so vorgereinigten Blut wird alsdann in einer Art "künstlichen Lunge" (einem "Membran-Oxygenator") Sauerstoff zugesetzt. Erst dann erreicht es die Schweineleber. Das Tierorgan schwimmt eingehüllt in einem Plastikbeutel in einer mit sterilem Wasser gefüllten Wanne ("Neuhaus-Kammer"). Auf das Wasserbad und damit auf die Tierleber wird von außen rythmisch Druck ausgeübt, was dazu dient, alle Teile der Leber gleichmäßig zu durchbluten (so wie normalerweise die menschliche Leber bei jedem Atemzug über das Zwerchfell Druck und Entlastung erfährt).
    Das Dreifach-Perfusionssystem hat dazu geführt, dass die Tierleber die Aufgabe der Entgiftung des menschlichen Blutes und auch der Synthese notwendiger Stoffe offenbar gut leisten konnte. Die Aerzte sprechen daher auch weiterhin von einem Durchbruch in der Behandlung des akuten Leberversagens.
    Silvia Schattenfroh
    ____________________________________________________________

    Charité
    Medizinische Fakultät der
    Humboldt Universität zu Berlin

    Dekanat
    Pressereferat-Forschung
    Dr. med. Silvia Schattenfroh
    Schumannstraße 20/21
    10117 Berlin

    FON: (030) 2802-2223
    FAX: (030) 2802-3625
    e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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