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24.11.2004 14:15

"Times" nennt Universität Heidelberg "Juwel" der deutschen Denk- und Lehrtradition

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Nur eine deutsche Hochschule schafft es unter die Top 50 der Welt: die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg - Im Vergleich innerhalb Europas auf Platz 12

    Nur eine deutsche Hochschule ist weltweit spitze: Heidelberg. Das fand die renommierte britische "Times" jetzt in einem Ranking heraus und nennt die Universität "Juwel" der deutschen Denk- und Lehrtradition, "die älteste und prestigeträchtigste Universität im Lande von Luther und Einstein". Nur Heidelberg schafft es gegen die Konkurrenz der absoluten Weltspitze - allen voran Harvard, Berkeley und MIT - unter die Top 50 der Welt und lässt wichtige "Player" hinter sich: Edinburgh, Queensland, Nanyang, Tokyo, Duke, Brüssel, Tsing Hua, Auckland, Osaka, die Sorbonne, NYU, das King's College London, Leiden und viele mehr. Der Wermutstropfen für Heidelberg: es ist nur Platz 47. Innerhalb Europas positioniert sich die Universität auf dem 12. Rang.

    Hochburgen des Geistes

    "Brain power" heißt die Schlagzeile in der "Times". "Die weltbesten Universitäten denken global - und auf Englisch." Eines der überraschendsten Ergebnisse des Times-Higher-Rankings sei das Abschneiden der Universität Heidelberg: "Dieses Juwel der deutschen Denk- und Lehrtradition, die älteste und prestigeträchtigste Universität im Lande von Luther und Einstein, belegt den 47. Platz. Frankreich schneidet kaum besser ab: Die höchstgewertete Ecole Polytechnique landet auf den 27. Platz. Unter den ersten 150 Universitäten finden wir keine einzige Vertreterin eines südeuropäischen Landes; China und Malaysia sind mit jeweils zwei Hochschulen vertreten, Indien und Taiwan mit jeweils nur einer."

    Das einzige europäische Land mit einer führenden Rolle in der wissenschaftlichen Forschung sei nach dieser Wertung Großbritannien mit zwei Universitäten unter den ersten zehn und 29 unter den 200 besten. Im asiatisch-pazifischen Raum gehe Australien als Führungsmacht der höheren Bildung aus der Wertung hervor. "Die strahlende Siegerin ist jedoch eindeutig die USA: die vier 'besten' Universitäten befinden sich in den Vereinigten Staaten, die ebenfalls sieben der 'Top Ten' und 20 der 50 besten Hochschulen stellen."

    Eine Bestenliste dieser Art sei ein heikles Unterfangen, mit Widerspruch von aufgebrachten Akademikern durchaus zu rechnen. Die "Times" selbst erwartet den Vorwurf einer Bevorzugung der englischsprachigen Welt und auch derjenigen Institutionen, die aktiv ihre Studierenden und Mitarbeiter aus dem Ausland rekrutieren - "schließlich beziehen sich zwei der fünf Wertungskriterien des Rankings auf diese Rekrutierungszahlen". Zwei weitere Punkte ließen sich - so das Blatt - möglicherweise bemängeln: Die Bewertung der Lehrqualität im Bereich bis zum ersten Uni-Abschluss sei bestenfalls als grob zu bezeichnen. Auch könnten Einwände erhoben werden gegen eine unverhältnismäßige Berücksichtigung der Exzellenz im Bereich der biomedizinischen Spitzenforschung, deren Auswirkungen auf die Zitierhäufigkeit in der wissenschaftlichen Literatur bekannt seien.

    "Aber die zugrunde liegenden Kriterien sind durchaus relevant. Sie lassen sich auch mit relativer Gleichwertigkeit auf das breite Spektrum der Kulturen und der administrativen Systeme beziehen, das eine globale Bewertung notwendigerweise berücksichtigen muss. Sie betonen ebenfalls eindeutig den Erfolg, der sich einstellt, wenn Hochschulen relativ frei agieren können - ohne restriktive Regelungen in bezug auf die Entwicklung der wissenschaftlichen Karrieremöglichkeiten und ohne unangemessene staatliche Kontrollen im Zusammenhang mit Zulassungen und Studiengebühren."

    "In Großbritannien lässt sich dieser Emanzipationsprozess bis zu den frühen 80er Jahren zurückdatieren: Damals bestand Margaret Thatcher gegen wütenden Widerstand darauf, dass ausländische Studierende in vollem Maße zur Kasse gebeten wurden, wenn sie sich an englischen Universitäten einschreiben ließen. Befürchtungen um den totalen Verlust der Internationalität erwiesen sich als grundlos: Mit der tatkräftigen Unterstützung des British Council erhöhte sich der Prozentsatz der ausländischen Studierenden kontinuierlich, trotz des Angebots von mehr oder weniger kostenlosen Studienplätzen an Universitäten auf dem europäischen Festland. Zweifellos spielte die englische Sprache eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ebenso wichtig allerdings ist die Lehr- und Lernqualität, die Universitäten zu bieten haben, wo das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden günstig ist und Forschungsprogramme sich ohne kleinliche Verwaltungsmaßnahmen oder unsachgemäße Ehrfurcht vor dem Senioritätsprinzip kraftvoll entwickeln können."

    "In den Vereinigten Staaten hat der unternehmerische Geist schon sehr viel länger die Entwicklung der Hochschulen beflügelt. Rein finanziell sind die Kosten für die Studierenden teilweise horrend. Aber der Ertrag in punkto Exzellenz ist beeindruckend. Das britische Modell entwickelt sich rapide und erfolgreich. Mit weniger drastischen Kosten bleibt es eine sinnvolle und attraktive Alternative für die besten Köpfe aus aller Welt. England hat sich diesem Wettbewerb gestellt und ist nachhaltig gestärkt daraus hervorgegangen" (Times online, 4.11.2004).

    Editorial: Top performers on the global stage take a bow (John O'Leary's Editorial im Times Higher Education Supplement, 4.11.2004)

    "Studierende, Wissenschaftler und Firmen mit Forschungsverträgen zu vergeben wollen alle wissen, welche Universitäten die besten sind. Allerdings sind die Kriterien für die Beurteilung entscheidend.

    Bei der gegenwärtigen Internationalisierung des Hochschulbildungssektors können sich auch die führenden Universitäten nicht damit begnügen, dass sie als die Besten im eigenen Lande gelten.

    Selbst frisch gebackene Abiturienten sind durchaus bereit, ausländische Universitäten in ihre Suche nach den besten Studiengängen einzubeziehen. Firmen mit Forschungsverträgen zu vergeben suchen geeignete Kandidaten grundsätzlich auf der globalen Ebene, sie beschränken sich schon längst nicht mehr aufs eigene Land. Wissenschaftler sind mobiler denn je.

    Eines der expliziten Ziele, die im Strategieplan der erst kürzlich neu formierten Universität Manchester zu finden sind, heißt: Wir wollen möglichst bald zur Gruppe der 25 Spitzenuniversitäten der Welt gehören. Aber wer entscheidet, welche das sind? Und vor allem nach welchen Kriterien?

    Schon auf nationaler Ebene ist das Uni-Ranking ein heikles Unterfangen, beim internationalen Vergleich kommen noch weitere erschwerende Faktoren hinzu. Die hier - in der Times Higher-Untersuchung - angeführten Ratings stellen eine erste Annäherung an das Problem des internationalen Hochschulvergleichs dar. Die Kriterien sind bewusst einfach gehalten worden, (a) weil es nur sehr wenige Qualitätsindikatoren gibt, die sich auf diesem Gebiet als international gleichermaßen verlässlich erwiesen haben, und (b) um jeden Verdacht der Datenmanipulation auszuschließen. Die fünf Indikatoren sollen Exzellenz in Lehre und Forschung sowie internationales Ansehen widerspiegeln. Die am stärksten berücksichtigten Meinungen bei dieser Bewertung kommen von denen, die eine solche Beurteilung am ehesten vornehmen können: den Wissenschaftlern selbst. Hochschuldozenten und Forscher von allen fünf Kontinenten wurden nach ihrer wertenden Einschätzung der besten Universitäten in bezug auf ihr jeweiliges Fachgebiet gefragt, sie wurden also nicht um eine eher impressionistische Einschätzung der Gesamtqualität der Hochschulen gebeten. Zwar sollen differenziertere Qualitätsmerkmale in einer späteren Befragung die Identifizierung der führenden Hochschulen in den jeweiligen Disziplinen ermöglichen, hier allerdings beschränken wir uns auf die summierten Ergebnisse der Umfrage.

    Weitere mögliche Einschätzungskriterien wurden in Betracht gezogen und wieder verworfen: Einige (wie zum Beispiel die Rekrutierung von Hochschulabsolventen) wären durchaus relevant, haben aber im vorliegenden Fall zu wenig Material für eine verlässliche Quantifizierung geliefert. Andere (etwa die aufgewendeten Mittel für die Bibliothekausstattung) sind zu eng gekoppelt an den nationalen Wohlstand. Wieder andere scheiden wegen fehlender Vergleichsdaten aus.

    Zwar hat Alan Gilbert, der Präsident der Universität Manchester (und ein Musterbeispiel für die Globalisierung der Hochschullandschaft, da er der Universität Melbourne abgeworben wurde), die Rekrutierung von Nobelpreisträgern als einen Exzellenzfaktor in bezug auf seine eigene Einrichtung identifiziert. Aber bedeutende Forschungspreise wurden in unserer Untersuchung außer acht gelassen, um sie möglichst gegenwartsbezogen und in sich konsistent zu machen. Nobelpreise und die Fields-Medaillen machen fast ein Drittel der Punkte aus, die im diesjährigen Hochschulranking der Jao-Tong-Universität (Shanghai) vergeben wurden. Aber warum und in welcher Weise sollte man diese Preise überhaupt einbeziehen? Warum sollten Universitäten Pluspunkte bekommen, weil spätere Preisträger dort einmal studiert haben, in einigen Fällen im vorletzten Jahrhundert? Die Frage ließe sich sogar auf die Universitäten erweitern, wo die Preisträger ihre ursprüngliche Forschung betrieben haben - schließlich liegt diese Forschung oft 20 Jahre zurück. Sollte man nicht vielmehr die Einrichtungen mit Pluspunkten bedenken, die von der gegenwärtigen Anwesenheit solcher Koryphäen profitieren?

    Die Shanghai-Liste vergibt auch ein Fünftel ihrer Punkte auf der Basis von Artikeln, die in Science und Nature veröffentlicht wurden. Dies bevorzugt natürlich die Hochschulen, deren Stärken in den Fachgebieten liegen, die diese Fachzeitschriften zum Gegenstand haben. Zu weiteren 40 Prozent beruht die Punktvergabe der Shanghaier Untersuchung auf zwei citation indices, während zehn Prozent der Punkte aufgrund eines komplexen Kriteriums vergeben werden, das die Vorteile der großen Hochschulen relativieren soll. Unser Times Higher-Ranking beurteilt die Hochschulen, so wie sie jetzt sind (oder zumindest so, wie sie waren, als die neuesten Statistiken veröffentlicht wurden). Berücksichtigung der Zitierungshäufigkeit und der Personalstärke bevorzugt zwar die Einrichtungen mit Schwerpunkten in den Naturwissenschaften, aber sonst sind die Kriterien so neutral wie möglich gehalten. Bis zur Veröffentlichung des nächsten Ratings 2005 sind wohl auch weitere Verbesserungen zu erwarten.

    Allerdings müsste eine gewaltige Veränderung eintreten, um die Harvard-Universität von der absoluten Spitze zu verdrängen. Ihr exzellentes Abschneiden in bezug auf alle fünf Indikatoren bestätigt, was die meisten Beobachter schon längst geahnt haben: Harvard befindet sich genau dort, wo alle führenden Universitäten sein möchten. Die gewaltigen Mittel, die ihr zur Verfügung stehen, machen es sehr schwer, ihr die Spitzenposition streitig zu machen. Allerdings ist ihr Erfolg nicht nur eine Frage des Geldes: Die Reputation als beste Uni der Welt wirkt wie ein Magnet, der die begabtesten Studenten und Akademiker magisch anzieht.

    Andere Platzierungen sind weniger vorhersehbar, manche beruhen wohl auf methodischen Eigenheiten oder der unterschiedlichen Handhabung von statistischem Material. Eines dürfte allerdings deutlich sein: Obwohl sie sieben der zehn Spitzenpositionen belegen, sind die Hochschulen der Vereinigten Staaten weniger dominierend, als die meisten wohl vorausgesagt hätten.

    Das starke Abschneiden der University of California, Berkeley dürfte andere öffentliche Hochschulen ermutigen, ebenfalls (auf dieser Seite des Atlantik) die Tatsache, dass Oxford, Cambridge und die ETH Zürich sich unter den zehn Besten befinden. Vor allem die Wissenschaftlerbefragung zeigt, dass es hoch angesehene Hochschulen in allen Teilen der Welt gibt: Japan, Australien, China und Singapur sind alle unter den ersten 20 vertreten. Die Australier selbst werden vielleicht überrascht sein, dass sechs ihrer Universitäten sich unter den besten 50 befinden, was ihnen in dieser Hinsicht den dritten Platz beschert, nach USA und Großbritannien.

    Weiter unten sind die Ergebnisse der Rankings teilweise sehr nahe beieinander, was eine definitive Aussage, ob eine Universität wirklich besser ist als eine andere, unmöglich macht.

    Allerdings bietet dieses Ranking eine Momentaufnahme der führenden Hochschulen, auf der Basis von Kriterien, die in der ganzen Welt beachtet werden."

    (Siehe auch: http://www.thes.co.uk/worldrankings/)

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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